76. Kapitel

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„Also Frau Schuhmacher, meine Kollegen im Krankenhaus hatten Recht. Sie sind in der siebten Woche mit Zwillingen schwanger. Es sieht alles gut aus. Also keine Probleme durch die OP.“  Jetzt musste ich erst einmal noch einiges mit meiner Gynäkologin klären. Also begann ich sie über meine Entscheidung zu informieren. Sie hörte mir aufmerksam zu. „Ich kann Ihre Entscheidung verstehen. Auch, wenn ich es schade finde. Ich hätte Sie gerne während Ihrer Schwangerschaft  betreut. Ich kann Sie aber an meinen Kollegen weiter empfehlen. Hier ist seine Karte. Er wird sich dann um alles weitere kümmern. Ich maile ihm auch schon Ihre Unterlagen, dann können Sie zeitnah einen Termin machen.“ 
„Danke für Ihr Verständnis.“, gab ich erleichtert von mir.
„Gerne doch. Und alles Gute für Sie.“, kam die lächelnde Antwort der Ärztin. Ich verließ erleichtert die Praxis und war erleichtert, dass meine Ärztin mir keine endlosen Vorträge gehalten hatte. Ich wollte das hier alles so schnell wie möglich hinter mich bringen.
Punkt 1 auf meiner Liste war abgehakt. Jetzt musste ich nur noch die anderen Sachen erledigen und dann konnte ich wieder nach Dortmund zu Marco. Ich schaute auf mein Handy. Er hatte versucht mich anzurufen. In mir breitete sich ein schlechtes Gewissen aus. Aber, wenn ich ihn jetzt anrufen würde, würde ich mich erst einmal rechtfertigen müssen. Und ich hatte jetzt absolut keinen Bock auf eine lange Diskussion. Außerdem hatte ich ja auch noch allerhand zu erledigen. Hoffentlich klappte das  mit den Terminen so wie ich mir das vorstellte.
Ich hatte wirklich Glück gehabt und alles hatte reibungslos funktioniert. Sogar einen Flug zurück nach Dortmund hatte ich sofort bekommen. Jetzt saß ich im Taxi auf dem Weg zu Marco. Mit jedem Meter, den wir näher kamen, schlug mein Herz schneller und mir wurde immer flauer im Magen. Ich war jetzt 2 Tage weg und hatte mich auch nicht bei ihm gemeldet. Ich hatte schon Angst vor seiner Reaktion. Aber ich musste diese Entscheidung so treffen. Ich wusste, wie es ist mit Zwillingsbabys war. Schließlich war ich mit zwei so kleinen Monstern aufgewachsen. Ich hatte den ganzen Stress mitbekommen, den meine Eltern gehabt hatten. Das ging einfach nicht. Mit einem Kind und unseren Jobs und der Fernbeziehung wäre es ja vielleicht noch gegangen , aber mit zwei Babys, no way. Das musste auch Marco einsehen. Ich schluckte und hoffte, das er es würde. Ich konnte nur hoffen. Jetzt hielt das Taxi und nach dem ich gezahlt hatte, stieg ich aus. Der Weg bis zur Tür schien mir anstrengend wie die Besteigung des Mount Everest. Ich zog meinen Koffer hinter mir her, der plötzlich Tonnen zu wiegen schien. Als ich dann vor der Tür stand, atmete ich noch einmal tief durch. Hoffentlich war Marco überhaupt zu Hause. Neben mir erschien plötzlich ein Pizza-Bote. „Isse ier Casa Reus?“, fragte er mich völlig aus der Puste und hielt mir zwei Pizzakartons hin. Ich nickte nur und griff in meine Tasche, um Geld heraus zu holen. Ich drückte ihm 20 Euro in die Hand und nahm die Pizzen. „Gracie, seniora.“ Und damit war er auch schon wieder verschwunden. Auf alle Fälle musste Marco zu Hause sein, aber nicht alleine. Mein Herz fing wieder an zu hämmern, als ich jetzt die Klingel drückte. Es dauerte nicht lange und die Tür wurde aufgerissen. Vor mir stand Marcel, der große Augen machte.
„Mensch Kleine, was hast du nur gemacht. Du kannst doch nicht einfach abhauen. Wir haben uns tierische Sorgen gemacht.“ Und schon wurde ich in seine Arme gezogen.
„Wer ist denn da?“, brüllte Marco aus dem Wohnzimmer. Marcel grinste mich an und rief zurück
„Der Pizzabote.“ Dann wandte er sich wieder mir zu „Marco war total fertig als du weg warst. Ich würde sagen, ihr habt da erst einmal eine ganze Menge zu klären. Du isst einfach meine Pizza und ich mache mich vom Acker. Du biegst das schon wieder hin. Man sieht sich.“ Und schon bekam ich einen Kuss auf die Wange gedrückt und er war weg. Ich marschierte also ins Haus. Als ich ins Wohnzimmer kam, saß Marco mit dem Rücken zu mir.
„Ay digger, war das eine Pizzabotin oder warum hat es so lange gedauert? Du solltest die nicht erst noch daten, sondern nur die Pizzen holen. Ich habe vollen Kohldampf.“
„Ja, die Pizzabotin ist da.“, piepste ich vor lauter Nervosität. Ich hatte so einen Schiss vor seiner Reaktion. Marcos Kopf flog herum und seine Augen fielen ihm fast heraus. Im nächsten Moment sprang er auf und stolperte fast über seine eigenen Füße als er auf mich zu rannte und mich dann in seine Arme zog. Er zerquetschte mich fast.
„Prinzessin, ich habe dich so vermisst. Ich hatte so eine Angst um dich.“, nuschelte er in mein Haar bevor er seine Lippen auf meine presste.

Ein Schuss zwei Treffer  ✔Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt