56. Kapitel

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Ich hatte heute das Gefühl, ich könnte die ganze Welt umarmen und schwebte nur durch die Gegend. Die gestrige Nacht mit Marco war so intensiv. Es war einfach unglaublich. Noch nie hatte ich so gefühlt. Heute Morgen hatten wir noch ein horizonterweiterndes Erlebnis unter der Dusche. Dieser Kerl brachte mich wirklich um den Verstand. Ich war mir mittlerweile ganz sicher, dass Marco mein Mann für’s Leben war. Ich strahlte also nur völlig grenzdebil vor mich hin als wir in der Hotel-Lobby standen und absprachen wer mit wem zum Hippiestrand fuhr. Marco zog mich gerade an sich und küsste mich liebevoll. Ich sass immer noch auf Wolke sieben. Plötzlich hörte ich eine unangenehm hohe, quiekende Stimme, die mich fast aus den Ohren bluten ließ, hinter uns „Marco Schatz, das glaube ich jetzt nicht. Erst bist du nicht erreichbar und holst mich nicht vom Flughafen ab und jetzt sehe ich dich hier mit so einer drittklassigen Schlampe rumknutschen. Das kann doch nicht dein Ernst sein.“
Mein Hirn versuchte gerade das Gehörte zu verarbeiten, während ich mich im Sturzflug aus meinem Himmelwolkenschloss befand. Ich schaute diese aufgetakelte Blondine mit Pferdegesicht an. Hatte ich mich gerade verhört? Hatte die Marco gerade Schatz genannt? Und mich drittklassige Schlampe? Was ging hier ab? Ich schaute Marco fragend an, der irgendwie panisch und schockiert aussah. 
„Süße, das hört sich jetzt anders an als es ist. Bitte vertraue mir und lass uns in Ruhe darüber reden.“, flehte er als diese Tussi nachlegte
„Marco-Hase, was soll denn das jetzt? Du hast mit dieser Bitch überhaupt nichts mehr zu klären. Du bist mein Freund und kommst jetzt mit mir. Du kannst zufrieden sein, dass ich dir das so verzeihe. Ich weiß ja wie diese billigen Flittchen sind.“
Ich schaute wie sie davon stöckelte und schüttelte nur ungläubig den Kopf. Bei den Worten mein Freund, hatte der Sturzflug aus dem Wolkenhimmelschloss mir eine harte Landung beschert, die mich auf dem Boden fast zerschellen ließ.
„Prinzessin, lass uns nach oben gehen und reden?“ hörte ich Marcos Stimme wie durch Watte als er meine Hand fest hielt und mich mit sich ziehen wollte. So langsam realisierte ich das gerade Geschehene und  löste mich aus meiner Schockstarre. Ich entriss ihm meine Hand und holte aus. Es klatschte ganz schön als meine Hand seine Wange traf. Ich sah wie er sich seine knallrote Wange rieb. Ich fühlte eine gewisse Genugtuung. Er sollte genauso Schmerzen haben wie ich. Mein Herz hatte sich zu einem Klumpen Hackfleisch verwandelt, weil er es höchstpersönlich durch den Fleischwolf gedreht hatte.
„Bitte Prinzessin“, wimmerte er.
Ich schluckte die hochkommenden Tränen herunter. Ich würde diesem Wichser nicht zeigen wie verletzt ich war, damit er sich dann noch mit seiner Botox-Barbie daran aufgeilen konnte. Meine Enttäuschung transformierte in unglaubliche Wut.
„Nenn mich nie wieder Prinzessin, du Arsch. Verstanden? Und wir gehen jetzt hoch, aber nicht um das zu klären. Da gibt es nämlich nichts zu klären. Du hast eine Freundin und mich verarscht Punkt und aus. Hoffentlich hattest du wenigstens deinen Spaß daran, du miese Kellerassel. Wir gehen jetzt hoch. damit du deinen Plunder aus meinem Zimmer entfernst und dich auf nimmer Wiedersehen aus meinem Leben verpisst, comprende?“, wütete ich und schoss Giftblitze aus meinen Augen.
Von mir aus könnte er jetzt auch tot umfallen. Stattdessen stürzte er auf Marcel zu, der gerade mit diesem Robin und Nik kam und brüllte „Na du Riesenarschloch, bist du jetzt zu frieden?“ und fing an auf ihn einzuschlagen.
Was ging den mit dem ab. Der war doch wohl total durch. Er baut scheiße und geht auf seinen ehemals besten Freund los. Der war doch nicht mehr ganz sauber. Roman und Erik griffen ihn unter die Arme und zogen ihn aus dem Hotel, während er wie ein Irrer sich wehrte. Ich war total schockiert von diesem Verhalten. Meine Augen verwandelten sich augenblicklich in Niagarafälle. Nik zog mich sofort in seine Arme, wo ich zusammenbrach.
„Ach Maus, nicht weinen. Wir gehen jetzt erst einmal auf unser Zimmer, okay?“ Nik nahm mich im Brautstyle auf seine Arme und trug mich zum Fahrstuhl, während ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge versteckte und den Tränen weiter freien Lauf ließ. In unserem Zimmer angekommen setzte er mich auf dem Bett ab. Ich musste sofort an gestern Nacht denken und wurde erneut von einem Heulkrampf geschüttelt. Ich zog mir das Kopfkissen über den Kopf und überschwemmte jetzt das Bett mit meinen Tränen. Nik strich mir beruhigend über den Rücken.
„Maus, beruhige dich doch und erzähle mir, was passiert ist.“ Ich setzte mich wieder auf und wurde sofort in eine liebevolle Umarmung gezogen. „Der Wichser…. Der Wichser hat mich voll verarscht.“, schluchzte ich „Er hat…er hat mir die….die große Liebe ….Liebe nur vorgespielt. Der … der hat so eine Botox-Barbie als Freundin.“
Nik schaute mich schockiert an  „Das ist nicht dein Ernst? Diese Ratte.“ Nik sprang auf und wollte aus dem Zimmer rennen „Den mache ich jetzt fertig. Das hat diese Zecke nicht umsonst gemacht.“
Ich sprang auch auf und hielt ihn fest. „Ne Bärchen, das ist der gar nicht wert, dass du dir die Finger an dem schmutzig machst.“ Niks Worte hatten meine Stimmung wieder in die Richtung Wut ausschlagen lassen. Ich griff mir Marcos Sachen aus dem Schrank und stopfte sie wild in seinen Koffer, der ziemlich schnell voll war. Ich öffnete die Zimmertür und schmiss den Koffer in den Flur. Ich schaute wütend in den Schrank, wo noch einige T-Shirts und Boxer lagen. Nik beobachtete mich ganz ruhig. Ich griff mir die Sachen, öffnete die Balkontür und trat hinaus auf den Balkon. Ich blickte hinunter und sah dort Marco mit seinen besten Kumpels im Sand chillen. Der hatte ja Nerven. Naja klar, er hatte ja sein Ziel erreicht mich flachzulegen. Wahrscheinlich breitete er gerade seinen Erfolg und meine Blödheit episch bei den anderen Idioten aus. Meine ganze Traurigkeit war vergessen und ich war kurz vor der Explosion. „Hier du Arschloch“, brüllte ich zum Strand und schmiss seine restlichen Sachen über die Balkonbrüstung. Das tat jetzt gerade richtig gut. Nik stand jetzt hinter mir und umarmte mich von hinten und flüsterte mir ins Ohr „Das war die perfekte Aktion, Maus“.
Die drei Idioten rannten über den Strand und sammelten den Plunder ein, während Marco Wurzeln zu schlagen schien und zu mir starrte. Ich drehte mich zu Nik und schlang meine Arme um seinen Hals und kuschelte mich an ihn.

Ein Schuss zwei Treffer  ✔Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt