72. Kapitel

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Marco sah mich fragend an. Ich roch an der Rose, die er mir mitgebracht hatte. Mein Herz pochte wir ein Presslufthammer in meiner Brust. Eigentlich wollte ich uns die Chance geben. Aber wie sollte das funktionieren?
„Marco, ich würde auch gerne mit dir zusammen sein. Und ich weiß, was du geopfert hast, um diesen Vertrag zu lösen, damit wir eine Chance haben. Es liegt auch nicht daran, dass ich keine Gefühle für dich habe, aber wie soll das mit uns funktionieren? Du in Dortmund, ich in Berlin. Wir haben beide keinen nine to five Job. Wie hast du dir das vorgestellt?“ Marcos Strahlen bei den ersten Worten wich einem verzweifelten Gesichtsausdruck.
„Prinzessin, wir schaffen das, wenn wir das wollen. Ich habe extra den Vertrag hier verlängert und wechsele auf keinen Fall ins Ausland. Es sind nur 500 km von hier nach Berlin. Das sind vier Stunden Autofahrt. Mit dem Flugzeug nur  eine Stunde  Das ist gar kein Problem. Ich habe das auch als Nebenabrede in meinen Vertrag aufnehmen lassen, dass ich an allen freien Tagen zu dir nach Berlin kann und das du jederzeit mit mir im Mannschaftshotel übernachten darfst. Also, wenn du am Wochenende frei hast, weil Hertha ein Auswärtsspiel hat, dann kannst du zu mir kommen. Und meine Reha jetzt kann ich auch in Berlin machen. Wenn nicht fliege ich auch jeden Tag nach Berlin und zum Training nach Dortmund. Aber bitte gib uns eine Chance.“, flehte Marco mich jetzt verzweifelt an. Ich sah in seine Augen und wusste, dass meine Entscheidung gefallen war.
„Bei den Argumenten kann ich ja gar nicht nein sagen.“ Marco riss die Augen auf.
„Heißt das, wir probieren es noch einmal?“ Ich grinste nur und nickte und klopfte auf das Bett neben mir. Während Marco immer noch wie ein versteinertes Glupschi da saß.
„Dafür, dass du alles so gut geplant hast, bist du jetzt aber ganz schön schwer von Begriff, Reus. Komm jetzt her und küss mich.“ Marco sprang wie von der Tarantel gestochen auf zog mich in seine Arme und küsste mich als würde es kein morgen mehr geben.
Erst viel später lag er neben mir und hatte seinen Arm um mich gelegt, während ich meinen Kopf an seine Brust gekuschelt hatte.
„Und du hast der dummen Kuh wirklich fünf Millionen in ihren gierigen Hals geschoben wegen mir?“ Ich schüttelte mit dem Kopf.
„Scheiß auf das Geld. Du bist mir viel mehr wert.“  Und schon wieder fanden unsere Lippen ihren Weg zueinander. Wir schreckten auseinander als jemand das Zimmer betrat.
„Wie ich sehe, geht es Ihnen schon wieder richtig gut. Und Ihr Cousin kümmert sich gut um Sie.“, grinste der Arzt und zwinkerte uns zu. Marco lief rot an. Was hatte das denn jetzt zu bedeuten? Wieso Cousin?
„Wenn Ihre Werte so gut bleiben, machen wir morgen noch einen Ultraschall und dann können Sie nach Hause gehen. Wir sehen uns dann morgen noch einmal.“ Und schon war er aus dem Zimmer.
„Juhu, morgen kann ich nach Hause.“, quietschte ich und schaute dann Marco an.
„Was meinte der eigentlich mit Cousin? Das habe ich echt nicht verstanden.“ Marco druckste ein wenig herum und erzählte mir jetzt die ganze Geschichte, wie ich ins Krankenhaus gekommen war und wie seine Mutter das geregelt hatte. Ich glaube seine Mutter war genauso wie meine. Die hätte die Nummer auch gebracht. Ich freute mich schon Marcos Familie kennenzulernen.
„Du kommst dann aber morgen mit zu mir und wohnst bei mir bis du wieder nach Berlin musst.“ Marcos Schnute, die er zog  und sein Welpenblick dazu, ließen mir jetzt nicht viel Auswahl. Ich war ja schließlich kein Stein. Und ehrlich gesagt, wollte ich auch nichts mehr als jede Sekunde mit diesem Kerl verbringen.
Marco war heute schon um 7 Uhr mit Frühstück hier gewesen. Um 8 Uhr hatten sie mich zum Ultraschall geholt und jetzt warteten wir auf meinem Bett aneinander gekuschelt auf den Arzt wegen der Entlassungspapiere. „So, Frau Schuhmacher. Ich habe jetzt die Ergebnisse vom Ultraschall und von der letzten Blutentnahme. Ich würde die noch gerne kurz mit Ihnen besprechen, bevor ich Sie entlasse. Vielleicht kann Ihr Cousin ja solange vor der Tür warten.“
„Der kann ruhig hierbleiben. Ich habe da keine Geheimnisse.“, gab ich freundlich als Antwort. Der war ja komisch. Was sollte denn so geheimnisvoll an einem Ultraschall nach einer Blinddarm-OP sein? Man konnte es ja auch übertreiben.
„Also bei der Blutentnahme war ein Wert bei Ihnen auffällig und deshalb haben wir zur Bestätigung dieses Wertes noch ein Ultraschall gemacht.“ Marcos Hand krampfte sich um meine und seine Arm um meine Schulter zog mich fester an sich.
„Ist es etwas schlimmes?“, fragte Marco jetzt mit zitternder Stimme.
„Also für die meisten nicht, nur wenn es unerwünscht ist.“, grinste jetzt der Arzt. Der machte mich wahnsinnig mit seinem Blabla.
„Was ist denn jetzt mit mir?“, fragte ich leicht genervt.
„Also Frau Schuhmacher, laut dem Ultraschall sind Sie in der 7. Woche  schwanger mit Zwillingen. Ich würde Sie bitten sich in nächster Zeit bei einem Gynäkologen vorzustellen. Falls kein Kinderwunsch besteht, könnten Sie dort auch alles für einen Abbruch klären. Hier ist das Ultraschallbild und Ihre Entlassungspapiere“, und damit war er nach einem kurzen Händeschütteln auch schon aus dem Zimmer verschwunden.
In meinem Kopf hallten zwei Worte durch die Gehirnwindungen – schwanger und Zwillinge. Marco saß da und schaute auf das Ultraschallbild in seinen Händen und grinste total grenzdebil.
„Prinzessin, wir bekommen Zwillinge. Los lass uns schnell nach Hause. Wir haben noch so viel zu erledigen bevor die Babys kommen.“ Der hüppelte hier schon wieder wie auf 100.000 Volt rum. Wusste er eigentlich, dass das noch 33 Wochen dauern würde. Wenn ich denn überhaupt die Babys bekommen würde. Es ist ja toll, dass der Herr das so für sich entschieden hatte. Aber wer fragte mich eigentlich? Mein Kopf war immer noch von diesen zwei Worten blockiert- schwanger, Zwillinge. Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Das musste ein Irrtum sein.

Ein Schuss zwei Treffer  ✔Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt