9.Kapitel

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„Hallo Franzi, schön, dass du nicht in Flammen aufgegangen bist. Wie war denn dein Wochenende im feindlichen Ausland?“ wurde ich von Timo, meinem Kollegen überfallen, kaum das ich das Büro betreten hatte.
„War okay. Die sind da aber alle irgendwie eigenartig.“, gab ich kurz angebunden zurück. Es war Montag Morgen, da sollte man von mir noch nicht allzu viel erwarten. Timo müsste doch so langsam wissen, dass ich erst meine erste Tasse Kaffee brauchte, bevor ich zu einer Unterhaltung im Stande war. Trotzdem musste ich bei der Frage irgendwie sofort wieder an der Typen beim Italiener denken. Der war doch mehr als nur eigenartig. Der hatte doch einen an der Klatsche. Na ein Glück, dass ich den nie wieder sehen würde. Nach Dortmund würden mich keine zehn Pferde mehr bekommen, außer natürlich zu einem Auswärtsspiel von Hertha. Da hatte ich dann aber auch meine Jungs um mich.
„Oha, sind wir aber mal wieder gut drauf. Hier ist dein Kaffee, bevor du mich noch köpfst.“ Timo hatte also seinen Fail bemerkt. Geht doch. Ich grinste innerlich, darüber wie gut ich ihn doch schon erzogen hatte.
Ich trank genüsslich meine Tasse aus. Hallo Welt, jetzt bin ich bereit.
„So, dann lass uns mal das Olympiastadion für Samstag klar machen, damit der DFB nichts zu meckern hat. Wann ist denn die Sicherheitsbesprechung?“, fragte ich Timo.
Sein Blick verhieß nichts gutes „Jetzt“
Na, prima. Ich sprang auf und rannte in Richtung Konferenzraum. Der Tag fing ja schon gut an, wenn das die ganze Woche so lief, würde ich nächste Woche wie ein Zombie aus dem Flugzeug auf Ibiza aussteigen.

Die restliche Woche war wirklich wieder total stressig. Der DFB hatte Sonderwünsche ohne Ende. Das Catering in den VIP Logen sollte hochwertiger sein, weil die Karten ja teurer waren. So ein Blödsinn. Macht doch einfach die Karten billiger, dachte ich mir. Die Leute sollten eigentlich wegen des Fußballs da sein und nicht, um zu essen.
Heute war es nun endlich soweit. Der BVB spielte im Pokalendspiel gegen Eintracht Frankfurt und ich hatte meinen letzten Arbeitstag. Noch einmal war ich alle VIP Bereiche abgegangen und machte mich auf den Weg in die Katakomben, um im Veranstaltungsbüro eine kurze Pause zu machen und noch einmal Rücksprache mit meinen Kollegen aus den anderen Bereichen zu halten.
Ich schaute auf die Uhr. Es war gerade 18 Uhr und meine Füße, die jetzt seit acht Stunden in High Heels ihre Runden durch das Oly gedreht hatten, schrien förmlich um Hilfe. Ich schaute mich kurz um und entdeckte einen verlassenen Stuhl im Gang stehen, der mich anflehte ihm Gesellschaft zu leisten. Kurz schlüpfte ich aus den Schuhen und massierte meine Füße, die noch mindestens vier Stunden durchhalten mussten.
Von weitem hörte ich diverse Männerstimmen sich nähern. Ach du scheiße, das waren doch nicht etwa die Mannschaften, die gerade in ihre Kabinen wollten. Jetzt aber schleunigst ab ins Veranstaltungsbüro signalisierte mir mein Gehirn. Ich sprang auf und schnappte mir meine Heels. Scheiße, die Mannschaften kamen mir schon entgegen. Na super, Schuhe anziehen wird nicht mehr, realisierte ich schnell. Dann halt Kopf hoch, nicht nach rechts und links gucken und mit den Heels in der Hand an den Jungen vorbei. Ich ging also schnellen Schrittes los und hatte fast alle passiert, als mir der letzte hinterher pfiff. Ich drehte mich um und starrte ihn an und schoss imaginäre Giftpfeile aus meinen Augen. Das konnte doch wohl nicht wahr sein, dass war doch wieder dieser Zwerg aus dem Dortmunder Hotel. So langsam reichten mir diese Typen vom BVB.
„Na Süße, du bist auf dem falschen Weg, da geht es in unsere Kabine zum Aufwärmen“, grinste er anzüglich.
Was bildete sich dieser Bubi ein. „Pass mal auf Prinzessin, wenn dir heute die Muttermilch nicht bekommen ist, kann ich ja nichts dafür. Ich stehe jedenfalls nicht auf Bubis und jetzt ab in dein Maskottchenkostüm. Du bist bestimmt ein süßer Willi. Oder doch eher Biene Maja“
Ich drehte mich schwungvoll um und setzte meinen Weg unbeeindruckt fort, obwohl es in mir immer noch brodelte.
„Emre du lernst wohl nie dazu.“ und „Versuch es doch erst einmal bei den Fangirls bevor du an echte Frauen rangehst. Und jetzt komm mit Biene Maja.“  hörte ich seine Mitspieler grölen.
Meine innere Siegerfaust reckte sich gen Himmel, da hatte jetzt wohl jemand einen neuen Spitznamen.

Ein Schuss zwei Treffer  ✔Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt