Ein Schuss zwei Treffer ✔Teil 1

7.Kapitel

                                                              
Jasmin schwebte auf ihren Heels vor mir durch den Laden zu unserem Tisch. Ich ließ meinen Blick über die anwesenden Leute schweifen. Mannometer, das konnte doch echt nicht wahr sein. Die sahen alle aus als wären sie wie Mariah Carey in ihre Kleider eingenäht und mit Sicherheit gab es in diesem Laden mehr Silicon als in jedem Baumarkt. Vielleicht hätte ich doch auf Jasmin hören sollen. Der Kellner hatte mich auch schon irgendwie abwertend angeschaut als ich in meiner Lederjacke, den Jeans und Chucks an ihm vorbeilief. Aber das war ja mal wieder typisch für mich aus dem Rahmen zu fallen…..obwohl dahinten in der Ecke saßen auch noch ein paar Typen, die gar nicht so aufgedresst waren.
„Haben Sie schon gewählt? Was darf ich Ihnen bringen?“ fragte der Kellner freundlich. Ich dachte nur hoffentlich sind die Portionen nicht genauso klein wie die Karte.
„Ich hätte gerne als Vorspeise das Vitello Tonato und dann die Tagliatelle mit Rinderfilet und Trüffeln und dazu eine Cola“, gab ich freundlich zurück. Bei der Cola war dem armen Mann fast das Gesicht entgleist. Jasmin hatte sich nur einen Salat mit Garnelen bestellt. War ja klar, bei mehr wäre sie ja auch aus ihren Klamotten geplatzt. Ach, war ich heute mal wieder freundlich. Aber wenn ich hier nicht bald was zwischen die Zähne bekam, dann rutschte meine Stimmung bis in die Tiefgarage. Das war bei mir immer so, wenn ich langsam unterzuckerte oder mich fast selbst verdaute. 
„Jasmin, ich gehe mal auf Toilette, um mich von meinem Hunger abzulenken“ Jassi grinste nur, glücklicherweise kannte sie mich ja lange genug und wusste, dass ich hungrig unausstehlich war.
Als ich aus der Toilette kam, rannte ich förmlich in jemanden rein. Ich schaute hoch, denn auf meiner Augenhöhe befand sich die Schulter „Sorry“, stotterte ich. Der Typ sah mich an und musterte mich von oben bis unten. Was war denn das für ein Irrer. Ich wusste, dass die Mädels hier alle anders gekleidet waren, aber so auffällig hätte er mich das ja nun nicht fühlen lassen müssen. Ich setzte meinen Weg fort und spürte seinen Blick immer noch in meinem Rücken. Boah war das ätzend. Am Tisch angekommen, war mein Essen immer noch nicht da. Züchteten die das Kalb erst noch oder was dauerte da so lange? Meine Cola war auch schon Geschichte, aber zum Glück kam schon die nächste. Wenigstens etwas. So langsam wurde meine Zündschnur immer kürzer.
„Und wann hast du Urlaub“, fragte mich Jasmin gut gelaunt. Diese gute Laune machte mich gerade noch saurer.
„Die Woche nach dem Pokalfinale habe ich dann 3 Wochen Urlaub und dann geht ja auch schon wieder die Planung für die neue Saison los.“
„Wieso Pokalfinale? Hertha ist doch rausgeflogen. Und was machst du denn im Urlaub?“, grinste mich Jasmin an.
Den Spruch hätte sie sich echt schenken können. “Ja, ich weiß Hertha ist gegen den BVB im Elfmeterschießen rausgeflogen. Hätte dieser blöde Reus kein Tor gemacht und dieser blöde Torwart nicht auch noch einen gehalten, wären wir jetzt vielleicht im Finale.“ So langsam ereiferte ich mich immer mehr, aber bei Hertha verstand ich wirklich keinen Spaß und schon gar nicht, wenn ich kurz davor war die Tischdecke aus Verzweiflung anzuknabbern. Außerdem hatte ich das Gefühl die ganze Zeit beobachtet zu werden. Ich ließ meinen Blick schweifen und siehe da, ich hatte recht. Dieser ungehobelte Typ vom Klo starrte mich an. Den behalte ich jetzt mal im Auge, dachte ich und starrte zurück bis er verlegen wegschaute. Na ging doch. Die Runde hatte ich jetzt aber gewonnen, grinste ich in mich hinein und wendete meine ganze Aufmerksamkeit wieder meiner Freundin zu.
„Der DFB hat uns diesmal um Hilfe gebeten, weil wir ja im Olympiastadion mehr Erfahrung haben. Deshalb muss ich da noch arbeiten und dann fliege ich 3 Wochen nach Ibiza.“
Jasmin sah mich ganz neidisch an „ Ich muss noch bis Juli in die Uni.“
Irgendwie hatte ich wieder das Gefühl beobachtet zu werden und sah in die Richtung von dem Typen. Ich glaubte ja wohl mein Schwein pfiff. Der starrte mich doch schon wieder an. Da ich immer noch nichts zu essen hatte, war meine Laune schon am Erdmittelpunkt angekommen.
„Jetzt reicht es mir aber“, knurrte ich und sprang auf. Ich ignorierte Jasmins fragenden Blick und stapfte in Richtung des besagten Tisches und baute mich vor dem Typen auf.
„Willst du ein Foto machen?“, fragte ich zuckersüß und setzte ein gefaktes Lächeln auf. Innerlich musste ich mich total zusammenreißen, um ihm nicht ins Gesicht zu springen. Der Typ lächelte mich an „Ja, klar. Wir können gerne ein Foto machen. Wo hast du denn dein Handy?“
Hatte der Typ nicht alle Latten am Zaun oder wollte der mich verarschen. Meine Zündschnur glimmte schon, ich nahm aber noch einmal all meine Selbstbeherrschung zusammen und lächelte gekünstelt.
„Ich dachte du nimmst dein Handy und machst ein Foto von mir, dann brauchst du mich nicht die ganze Zeit anstarren und du hast länger etwas davon. Scheinbar hast du ja noch nie eine Frau in Jeans und Chucks freilaufend in dieser Umgebung gesehen. Sorry, dass ich nicht von hier bin und eure Kleiderordnung für Frauen kenne. Aber selber siehst du genauso abgerissen aus. Und jetzt fände ich es echt toll, wenn ich den restlichen Abend hier verbringen könnte, ohne angestarrt zu werden. Gibt ja hier wohl genug willige andere Opfer, den es auch noch gefällt“, zickte ich ihn an und drehte mich um und lief erhobenen Hauptes zu Jasmin zurück, die mich fragend anschaute.
„Der Typ hat mir gereicht. Der hat mich die ganze Zeit angestarrt. So muss man es ja nun auch nicht raushängen lassen, dass ich underdressed bin“, knurrte ich.
Jasmin grinste nur “Deine Ansage muss angekommen sein, denn der sieht um den Kopf aus wie ein gekochter Hummer und seine Kumpels lachen sich einen Ast.“
In diesem Moment kam unser Essen und mein inneres Stimmungsbarometer war nun wieder an der Erdoberfläche. Ich spürte auch keine Blicke mehr. Strike, da hatte ich wohl gewonnen