Mein Bein schmerzte wie Hölle. Ich hatte es wieder einmal geschafft mich bei einem Testspiel zu verletzen. Jetzt saß ich im Flieger zurück nach Dortmund, wo mich meine Mutter gleich vom Flughafen zu Untersuchungen ins Krankenhaus fahren sollte. Auch ohne die genaue Diagnose zu wissen, war mir klar, dass ich mindestens 4 Wochen ausfallen und die ganze Vorbereitung ohne mich stattfinden würde. Mal wieder. Ich schaute aus dem Fenster. Wir waren schon im Landeanflug. Vielleicht sollte ich diese Verletzung nutzen und einfach mal zu Franzi nach Berlin fahren. Wenn ich einfach vor ihr stand, würde sie mir vielleicht nicht ein klärendes Gespräch verweigern. Seit vier Wochen wartete ich jetzt schon vergeblich, dass sie sich meldete. Ich hatte ihr schon einige Nachrichten geschrieben und sie immer wieder gebeten mir zu schreiben oder mich anzurufen. Nichts passierte. Ich war kurz davor zu resignieren. Aber jetzt war mein Kampfgeist geweckt. Im Sport hatte ich auch noch nie aufgegeben, so wie ich es jetzt auch bei der Verletzung nicht würde. Ich würde sowie die Diagnose stand nach Berlin fahren und um sie kämpfen.
Froh über meinen eben gefassten Entschluss humpelte ich an meinen Krücken durch die Ankunftshalle. Ich hasste diese Scheißdinger. Viel zu oft hatte ich sie schon gebraucht. Meine Mutter schien mal wieder nicht pünktlich zu sein, denn noch konnte ich sie nirgends entdecken. Ich scannte weiter alles ab und dachte mich trifft der Schlag. Da stand meine Mutter doch seelenruhig und war am sabbeln. Noch mehr wurmte mich aber mit wem sie sich lachend unterhielt. Sie stand dort mit Marcel und ich konnte es nicht glauben, aber auch wenn ich nur die Rückseite sah, wusste ich sofort wer die dritte Person war, die dort stand. Es war Franzi. Was machte sie denn hier? Warum war sie nicht in Berlin sondern bei Marcel? Mein eben gefasster Plan um sie zu kämpfen geriet gerade mächtig ins Schwanken. Ich kam immer näher und hörte wie meine Mutter lachend eine Frage von Marcel beantwortete „Ich muss mein Sorgenbalg abholen.“ Ja, meine Mutter und Marcel hatten sich schon immer gut verstanden. Er war für sie wie ein zweiter Sohn. Ich stand jetzt hinter Franzi und Marcel sah völlig geschockt aus. Ich räusperte mich, um auf mich aufmerksam zu machen. Ich wollte diese Idylle ja nicht stören, aber mein Fuß tat schweinisch weh und ich würde jetzt auch das Krankenhaus gerne schnell hinter mich bringen, damit ich endlich wusste wie lange ich ausfallen würde. Außerdem war ich jetzt nicht scharf darauf mit Marcel noch auf Smalltalk zu machen. Das Franzi jetzt hier bei ihm war, war doch das beste Zeichen dafür, dass dieses Arschloch alles dafür tat, dass sie mir keine weitere Chance geben würde. Meine Mutter lächelte mich an.
„Hallo Marco, da bist du ja schon.“ Ich quälte mir „Hey Mum. Hallo Franzi, Marcel“ heraus. Meine Mutter schaute skeptisch. Na super. Sie hatte Witterung aufgenommen, dass hier etwas nicht stimmte. Ganz toll. Ich war mir sicher, dass sie mich noch bevor wir im Krankenhaus angekommen waren, ausgepresst hatte wie eine Zitrone. Wenn sie etwas herausbekommen wollte, bekam sie es heraus. Das konnte ja noch heiter werden. Sie verabschiedete sich von den beiden noch schnell mit einer Umarmung und marschierte auch schon los zum Auto. Ich sagte doch, der Bluthund hatte die Fährte aufgenommen. Also humpelte ich ihr ergeben hinterher. Es gab sowieso keinen Ausweg zu ihrer Inquisition.
Wir saßen gerade im Auto als es auch schon losging.
„So Marco und jetzt hau raus. Wer ist Franzi, woher kennst du sie und vor allem warum ist sie bei Marcel und nicht bei dir?“ Meine Mutter schaute mich erwartungsvoll an. Sie würde garantiert nicht vorher den Motor starten bevor ich angefangen hatte zu sprechen. Aber wie kam sie darauf, dass Franzi zu mir gehörte und nicht zu Marcel. Das würde mich jetzt doch interessieren.
„Ich habe Franzi das erste Mal in Dortmund gesehen und dann auf Ibiza wiedergetroffen. Wie kommst du darauf, dass sie bei mir und nicht bei Marcel sein sollte?“
„Hase, ich kenne dich jetzt schon 28 Jahre. Glaubst du wirklich ich sehe nicht, wenn du über beide Ohren in eine Frau verknallt bist.“, meine Mutter grinste vor sich hin. Ich hasste es, wenn sie mich Hase nannte, aber es hatte sowieso keinen Zweck mit ihr darüber zu diskutieren.
„So, und jetzt will ich die ganze Geschichte hören.“ Ich spürte wie ich rot anlief. Es war total peinlich meine Liebesprobleme jetzt vor meiner Mutter auszuschütten. Aber sie würde kein Erbarmen kennen. Zur Not würde sie auch noch meine Schwester Yvo auf mich ansetzen. Also ergab ich mich meinem Schicksal und machte Seelenstriptease. Meine Mutter hörte aufmerksam zu. Ich glaube ihr entging nicht ein einzelner Buchstabe. „Mensch Marco, warum bist du denn nicht schon früher damit zu mir gekommen. Dann hätten wir das Problem schon längst angehen können. Deshalb warst du auch die ganze Zeit so schlecht drauf.“ Meine Mutter schaute mich mitleidig an. Klasse, dass half ja jetzt ungemein weiter. Aber sie wäre ja nicht sie, wenn sie nicht sofort noch eine Weisheit raushauen würde.
„Hase, wenn sie dir wirklich so wichtig ist, dann musst du dich entscheiden. Ich habe dir schon oft genug gesagt Glück kann man nicht mit Geld kaufen. Und wenn es die große Liebe ist, dann musste du auch den Gang nach Canossa antreten. Aber zu allererst musst du auch etwas riskieren, auch wenn es vielleicht keinen Erfolg haben könnte. Du musst für sie Opfer bringen, dann wird sie dir auch verzeihen. So und jetzt hopphopp ins Krankenhaus.“ Ich schaute mich um. Wir standen wirklich schon vor dem Krankenhaus. Meine Mutter hatte ja super etwas rausgehauen. Wie sollte mir dieses kryptische Geschwafel jetzt helfen, fragte ich mich. Ich musste wohl ziemlich intelligent gucken. Denn meine Mutter schaute mich nur grinsend an.
„Hase strenge deinen Grips an. Das Ding da auf deinem Hals ist auch zum Denken da und nicht nur um Bälle ins Tor zu köpfen. Wenn du über meine Worte nachdenkst, wirst du ganz schnell verstehen was ich meine und handeln. Und dann wird das schon mit deiner Franzi laufen. Wenn nicht rede ich mal zusammen mit Yvo mit ihr.“
Um Gottes willen, nur das nicht, schoss es mir durch den Kopf. Dann würde sie garantiert flüchten, wenn die zwei sie in die Mangel nahmen. Ich wusste schließlich wovon ich sprach.
„ So und jetzt ab oder brauchst du noch erst eine Extraeinladung, um zu der Untersuchung zu humpeln.“
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Ein Schuss zwei Treffer ✔Teil 1
RomanceWas passiert, wenn eine Berliner Göre, die durch und durch zu Hertha steht nach Dortmund zu einem Spiel des BVB gegen den 1.FC Köln muss? Erst einmal nicht viel. Aber was passiert, wenn genau diese Berliner Göre diesen ätzenden rotblonden Unbekannte...