70. Kapitel

1.7K 59 7
                                    

Mein Körper fühlte sich schwer wie Blei an. Meine Hand kribbelte und war von etwas warmen umschlossen. Ich versuchte mein Gehirn hochzufahren. Wo war ich und was war passiert? Das letzte an das ich mich erinnern konnte, waren fürchterliche Schmerzen und Marco, der nach mir rief. Boah, was war das denn für ein behämmerter Traum? Ich öffnete vorsichtig blinzend meine Augen.
„Süße, du bist wach. Endlich!“ Ich drehte meinen Kopf und sah Marco, der mich anstrahlte. Er war es auch, der meine Hand umschlossen hielt. Hatte ich irgendetwas verpasst? Was machte er hier? Warum lag ich im Bett?
„Wo bin ich? Was ist passiert? Was machst du hier?“, gab ich stöhnend von mir.
„Süße, du bist beim Shooting von Pursuit zusammengebrochen und wir haben dich ins Krankenhaus gebracht. Du hattest einen akuten Blinddarm und bist operiert worden. Ich bin so glücklich, dass du jetzt aufgewacht bist. Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Wie geht es dir jetzt?“
Heilige Schillerlocke, war der auf Speed oder warum redete er so schnell. Wie sollte mein Gehirn das so schnell verarbeiten. Ich stöhnte und versuchte mich aufzusetzen.
„Süße, bleib liegen und komm erst einmal richtig zu dir. Soll ich einen Arzt holen?“ Der hyperventilierte ja gleich.
„Ne, keinen Arzt. Mir geht es gut. Naja ich fühle mich ein bisschen wie durch den Fleischwolf gedreht. Aber sonst ist alles bestens.“ Mein Gehirn hatte so langsam wieder zugeschaltet, deshalb kam mir auch sofort wieder eine Frage in den Sinn „Jetzt sag aber, warum bist du hier?“
Ich sah wie Marco schluckte und seine Gesichtsfarbe von weiß auf rot wechselte. „Ich……ich war…war beim Shooting ….als du….du zusammengebrochen bist.“, stotterte er „Ich hatte eine riesige Angst um dich.“, setzte er jetzt hektisch nach.
Mir fielen plötzlich die Nachrichten von heute morgen ein. Oder war das nur ein Narkosetraum?
„Hast du dich wirklich von der Silikon-Barbie getrennt?“, schoss es mir raus. Scheiß Narkose. Wie sah das denn jetzt aus? Warum musste mein Mund jetzt schneller sein als mein Hirn. Da hätte ich doch auch geschickter fragen können. Was soll denn Marco jetzt von mir denken? Der muss doch denken, ich bin völlig verzweifelt.
„Ich denke nicht, dass du verzweifelt bist, sondern dass du die tollste Frau auf der ganzen Welt bist.“, antwortete Marco lächelnd. Ich hatte das nicht wirklich laut gesagt und gefragt. Ich spürte wie mir das Blut in den Kopf schoss. Aber wenn er mir antwortete, war das ja wohl der Fall. Memo an mich, Narkosen bekommen mir und meiner Körperkontrolle nicht wirklich.
„Und ja ich bin aus der Nummer ausgestiegen. Ich weiß, dass Marcel dir von dem Vertrag erzählt hat. Ich war beim Shooting, um noch einmal mit dir zu reden und dich zu bitten, es noch einmal mit mir zu versuchen. Ich hoffe, du gibst uns noch einmal eine Chance.“, zum Ende wurde seine Stimme immer leiser und seine Unsicherheit war greifbar. Der  Griff um meine Hand war fester geworden als würde er mich verzweifelt festhalten wollen. Ich wusste, was mein Herz sofort antworten würde, aber ich sollte jetzt keine Entscheidung treffen, wenn mein Gehirn noch halbbenebelt war.
„Marco, lass uns das nicht heute besprechen. Ich wäre schon gern Herr meiner Sinne, wenn ich so eine Entscheidung treffe.“ Ich sah die Enttäuschung in seinem Gesicht. „Kommst du mich morgen wieder besuchen uns wir reden dann ganz in Ruhe?“ Sofort konnte man ihm die Erleichterung ansehen. Es klopfte und dann wurde auch schon die Tür aufgerissen und Marcel  kam hereinmarschiert. Er drückte mir sofort einen Kuss auf die Stirn.
„Kleine, mach sowas nie wieder mit mir, außer du willst meinen frühzeitigen Tod. Wie geht es dir jetzt?“ Der war ja genauso aufgedreht. Was war denn heute mit den Kerlen los? Oder war ich noch so runtergefahren?
„Alles bestens. Aber so langsam werde ich wieder müde.“, gähnte ich.
„Ich habe dir hier ein paar Sachen für morgen mitgebracht. Und dein Handy, damit du nicht von der Welt abgeschnitten bist.“, grinste Marcel „Komm Woody, wir hauen ab, damit Dornröschen wieder  schlafen kann.“ Er drückte mir wieder einen Kuss auf die Stirn und marschierte zur Tür. Marco erhob sich eher widerwillig von seinem Stuhl, umarmte mich und gab mir einen Kuss auf die Wange und flüsterte mir ein „Ich habe dich vermisst zu.“ Er verließ dann zusammen mit Marcel mein Krankenzimmer. Drehte sich aber an der Tür noch einmal um und zwinkerte mir zu. Es fing in meinem Bauch an zu kribbeln und das lag ganz sicher nicht an der OP.
Ich griff mir mein Handy und telefonierte erst einmal mit meiner Familie, die ziemlich schockiert war, aber sich glücklicherweise beruhigen ließ. Bevor ich das Handy beiseite legte, um zu schlafen, schrieb ich noch „Ich würde mich freuen, wenn du morgen wieder kommst und wir reden könnten“ an Marco.

Ein Schuss zwei Treffer  ✔Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt