55. Kapitel

1.6K 53 19
                                    

Ich schaute Franzi an, die noch in meinem Arm schlief. Diese Frau war einfach das größte Geschenk auf der Welt. Wie lange hatte ich darauf schon gewartet und nicht mehr daran geglaubt sie jemals zu finden. Ich musste heute noch unbedingt mit ihr über Germaine sprechen. Ich wollte nichts riskieren. Sie hatte garantiert Verständnis. Trotz meiner Zuversicht bildete sich ein kleiner Knoten in meinem Magen. Franzi öffnete ihre Augen blinzelnd und gähnte. Dann sah sie mich an und fing an zu strahlen. Ich musste sie sofort küssen. Sie machte mich einfach wuschig. Es gab doch nichts schöneres als eine so strahlende Frau am Morgen, wenn man wusste, dass man selbst der Grund war, warum sie so strahlte. Am liebsten würde ich sie schon wieder vernaschen. Ich konnte gar nicht genug von ihr bekommen.
„So, jetzt muss ich aber duschen und mich fertig machen, wir sind gleich mit Jasmin und den anderen unten in der Lobby verabredet.“, kam es von Franzi.
„Noch nicht, noch kuscheln.“, schmollte ich.
„Dann sind wir aber nicht pünktlich fertig. Auch wenn ich noch viel lieber mit dir kuscheln würde. Auf geht’s, Marco.“
Das passte mir jetzt so gar nicht. „Und wenn wir nachher zusammen duschen? Da sparen wir doch dann Zeit und auch Wasser. Das wäre also rationeller und auch ökologischer.“, grinste ich.
Franzi fing an zu lachen. „Netter Versuch, Reus. Ich bin mir sicher, dass wir beide zusammen unter der Dusche alles andere als zeitsparend sind. Aber wenn wir jetzt sofort aufstehen, könnte es noch für eine gemeinsame Dusche reichen.“ Ich sprang aus dem Bett und zog Franzi mit ins Bad……
Als wir aus dem Fahrstuhl stiegen, sah ich schon alle auf uns warten. Na ja gut. Die gemeinsame Dusche hatte jetzt vielleicht doch etwas länger als normal gedauert. Dafür war sie aber im wahrsten Sinne des Wortes sehr befriedigend. Bei dem Gedanken musste ich grinsen und schlang meinen Arm um die Taille meiner Freundin. Wir liefen also zu unserer Clique.
„Na, konntet ihr wieder die Finger nicht voneinander lassen?“, grinste einer der Zwillinge und Jule klopfte ihm auf die Schulter.
„Woody ist ja auch nicht mehr der jüngste. Da dauert es halt ein bisschen länger bis alles stramm steht.“
Jetzt wieherten sie alle los. Ich glaubte ja wohl es ging los. Am liebsten hätte ich jetzt gekontert, aber ich sah wie Franzi rot anlief und auf den Boden starrte. Ich konnte sie jetzt nicht noch mehr in Verlegenheit bringen. Also wechselte ich lieber das Thema.
„Wo wollen wir denn eigentlich hin?“
„Wir hatten uns gestern noch überlegt an den Hippie-Strand zu fahren.“, antwortete Jasmin enthusiastisch. Franzi griff in ihre Tasche und warf Roman die Schlüssel von ihrem Mietwagen zu.
„Ich fahre mit Jasmin und Erik bei Marco mit. Dann können Alex, Felix und Jule mit dir mitfahren. So langsam wie du immer bist, brauche ich wenigstens keine Angst zu haben, dass ich dann Tickets bekomme.“ Romans empörter Blick war wirklich herrlich. 
Ich schaute zu Erik und Jule, die auf einmal total schockiert aussahen und mir irgendwelche komischen Handzeichen gaben. Was wollten die denn jetzt? So schlimm war doch der Spruch von Franzi auch nicht. Ich zog sie einfach noch fester an mich und küsste sie. Plötzlich ertönte eine Stimme hinter mir, die mir das Blut gefrieren ließ.
„Marco Schatz, das glaube ich jetzt nicht. Erst bist du nicht erreichbar und holst mich nicht vom Flughafen ab und jetzt sehe ich dich hier mit so einer drittklassigen Schlampe rumknutschen. Das kann doch nicht dein Ernst sein.“, keifte Germaine.
Mir blieb fast das Herz stehen. Wie kam die denn jetzt hier her? Das konnte doch nicht wahr sein. Ich hatte ihr doch eine ganz klare Ansage gemacht. Was machte ich den jetzt? Ich öffnete meinen Mund, wenn ich auch noch nicht wirklich wusste, was ich sagen sollte. Ich sah zu Franzi, die mich völlig schockiert ansah.
„Süße, das hört sich jetzt anders an als es ist. Bitte vertraue mir und lass uns in Ruhe darüber reden.“, flehte ich Franzi an.
„Marco-Hase, was soll denn das jetzt? Du hast mit dieser Bitch überhaupt nichts mehr zu reden. Du bist mein Freund und kommst jetzt mit mir.“, zickte  Germaine schon wieder los „Du kannst zufrieden sein, dass ich dir das so verzeihe. Ich weiß ja wie diese billigen Flittchen sind.“
Konnte nicht mal irgendwer dieses Miststück hier wegschaffen, aber da drehte sie sich schon um und stiefelte davon, scheinbar in der Erwartung, dass ich ihr folgte. Ich musste das jetzt sofort mit Franzi klären. Als ich mich zu ihr drehte, sah sie mich mit großen Augen verletzt und ungläubig an.
„Prinzessin, lass uns nach oben gehen und reden?“ Ich hielt ihre Hand fest in meiner und wollte sie mit mir ziehen. Sie entzog mir die Hand und ehe ich es richtig realisierte, spürte ich ein Zwirbeln an meiner Wange. Franzi hatte kräftig ausgeholt und mir eine geschmiert. Ich rieb mir meine Wange. Verdient hatte ich es ja.
„Bitte Prinzessin“, bettelte ich.
„Nenn mich nie wieder Prinzessin, du Arsch. Verstanden? Und wir gehen jetzt hoch, aber nicht um das zu klären. Da gibt es nämlich nichts zu klären. Du hast eine Freundin und mich verarscht Punkt und aus. Hoffentlich hattest du wenigstens deinen Spaß daran du miese Kellerassel. Wir gehen jetzt hoch damit du deinen Plunder aus meinem Zimmer entfernst und dich auf nimmer Wiedersehen aus meinem Leben verpisst, comprende?“, fauchte mich Franzi an. In ihren Augen blitzte die Wut wie ein Sommergewitter. Scheiße Marco! Was hatte ich da nur gemacht. Warum hatte ich nicht früher mit ihr gesprochen. Am liebsten würde ich mir gerade selber in den Arsch beißen.
In diesem Moment kamen gerade Niklas, Marcel und Robin in die Lobby und schauten zu uns. Die steckten doch bestimmt hinter Germaines Auftauchen hier, kochte es in mir hoch. Ich stürzte auf Marcel zu.
„Na du Riesenarschloch, bist du jetzt zu frieden?“, brüllte ich ihn an und versuchte auf ihn einzuschlagen, wurde aber von Roman und Erik zurückgehalten, die mich von ihm wegzogen und mich aus dem Hotel Richtung Strand schleppten. Ich strampelte wie wild, konnte sie aber nicht abschütteln.
„Woody, jetzt beruhige dich erst einmal.“ Ich könnte ausrasten. Ich will mich nicht beruhigen.
„Ich muss sofort zu Franzi.“, knurrte ich die beiden an.
„Du musst dich erst einmal beruhigen. So bekommst du gar nichts geklärt. Du machst es nur noch schlimmer.“, sagte Roman ganz ruhig. Ich glaube, die verstanden mich nicht wirklich. Ich könnte total durchdrehen.
„Wir setzen uns jetzt erst einmal hin und überlegen uns zusammen einen Schlachtplan wie du das geklärt bekommst. Okay?“, versuchte jetzt auch Erik mich zu beruhigen.
Ich schaute beide wütend an, musste aber irgendwie einsehen, dass sie recht hatten. Ich ließ mich resigniert in den Sand plumpsen. Ich dachte an heute Morgen. Wie glücklich ich noch war. Das konnte doch jetzt nicht vorbei sein. Ich spürte wie mir eine Träne die Wange runterlief.

Ein Schuss zwei Treffer  ✔Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt