18. Kapitel

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Erik fuhr heute wie eine gesengte Sau. Es bildeten sich leichte Schweißperlen auf meiner Stirn als er so dicht auf den Vordermann auffuhr, dass man nicht mehr dessen Nummernschild sehen konnte. Bei 150 km/h wurde ich dabei schon etwas kribbelig. Ich musste ja zugeben, dass ich auch kein Kind von Traurigkeit war, aber ich hing halt an meinem Führerschein, nachdem ich ihn nun endlich hatte. Naja und Probezeit war ja auch noch. Außerdem hing ich auch an meinem Leben. Erik strahlte wie eine 100 Watt Glühbirne vor sich hin und sang lauthals sämtliche Lieder von Dua Lipa mit.
„Mensch Durmi hör auf wie ein eingequetschter Wurm hier rumzujaulen und geh‘ mal ein bisschen vom Gas. Ich würde schon gerne in einem Stück am Flughafen ankommen. Ist ja toll, wenn du gestern wieder cars geguckt hast, aber du bist nicht lightning mc queen.“
„Mensch Woody chill dich mal, ich habe das voll im Griff. Mein Baby bringt dich heil nach Düsseldorf. Und dann haben wir auch noch Zeit was zu essen. Jule und Roman kommen garantiert erst nach uns an. Du weißt doch Roman fährt und der kennt nur die 120 als Maximalgeschwindigkeit aus der Schweiz. Unser Eidgenosse ist ja eh nicht der schnellste und ist auch noch eine wandelnde Straßenverkehrsordnung.“ Erik lachte sich über seinen eigenen Spruch schlapp. Naja egal, wenigstens hatte er aufgehört zu singen. Ich versuchte mich zu entspannen. So stressig wie mein Tag gestartet war, konnte er nur besser werden und etwas ordentliches zwischen den Magenwänden würde mit Sicherheit dazu beitragen.
Jetzt saßen wir hier in einer der vordersten Reihen des Flugzeugs nach Ibiza. Es fehlten wohl noch 3 Passagiere. Wie ich das immer liebte, wenn die Leute es nicht auf die Ketten bekamen pünktlich im Flugzeug zu sein. Alle mussten wegen ihnen warten. Wir waren doch auch pünktlich da gewesen und hatten wirklich noch ordentlich etwas gegessen. Glücklicherweise, sonst wäre meine Laune wirklich im Keller. Selbst unsere schweizer Schnecke hatte es pünktlich geschafft. Was bildeten sich diese Leute nur ein, alle warten zulassen. Gerade als ich mich innerlich immer mehr aufschaukelte, kamen zwei hochgewachsene Jugendliche total selbstbewusst in das Flugzeug marschiert. Die hatten ja echt Nerven. Erik zischelte auf einmal „Wow, aber die Kleine leidet an totaler Geschmacksverirrung. Das ist doch der volle Luschenverein.“ und stieß mich an, ich folgte seinem Blick. Ich traute meinen Augen nicht. Das war doch die Süße, die mich im Acqua rund gemacht hatte. Wie oft hatte ich an ihre braunen Rehaugen gedacht. Ich scannte ihren Körper ab. Sie trug einen Jeansmini und darüber ein geknotetes Hertha-Trikot. Sie sah verdammt heiß damit aus. Was würde ich dafür geben, wenn das mein Trikot wäre, das sie trägt. Schwarzgelb würde ihr mit Sicherheit noch viel besser stehen. Ihren Blick hatte sie im Gegensatz zu den zwei Kerlen schüchtern auf den Boden gerichtet. Man konnte direkt spüren, wie peinlich ihr die Verspätung war. Bestimmt waren diese Kerle schuld. Wer die wohl waren. Also mit Sicherheit waren das Zwillinge. Die sahen ja aus wie geklont. Auf alle Fälle gehörten sie zu ihr. Hoffentlich waren das ihre Brüder oder so. Ich merkte ein leichtes Grummeln in meinem Bauch bei dem Gedanken es könnte einer davon ihr Freund sein. Aber irgendwie sahen die zu jung aus, versuchte ich mich selber zu beruhigen. Ich konnte meinen Blick gar nicht mehr von ihr lösen. Ich drehte mich um und schaute ihr hinterher bis sie an ihrem Sitz angekommen war. Jule grinste mich aus dem Sitz hinter mir an „Woody mach den Mund wieder zu, die Maus hat mit Sicherheit eine Wette verloren. Wer trägt denn sowas sonst freiwillig.“ Ich drehte mich schnell wieder um. Wie gut, dass wir noch auf die drei gewartet hatten. Meine Laune war augenblicklich wie das Flugzeug in den Himmel gestiegen. Ich grübelte den ganzen Flug wie ich sie am besten auf dem Flughafen in Ibiza ansprechen könnte. Ab und zu riskierte ich einen Blick zu ihr nach hinten. Sie schien die ganze Zeit Musik zu hören, während sie den Kopf an die Schulter des einen Kerls gekuschelt hatte und sein Arm um ihre Schulter lag. Die sahen total vertraut aus. Ich spürte wieder wie mein Magen sich zusammenkrampfte. Das war der Moment, wo ich mir schwor sie nachher egal wie anzusprechen. Wenn das funktionierte, war der Urlaub sowas von gerettet. Danke nochmal Jungs, dass ihr mich zum Mitkommen überredet hattet. Danke Schicksal, dass du mir noch einmal eine Chance gibst, waren meine letzten Gedanken bevor ich weg döste.

Ein Schuss zwei Treffer  ✔Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt