Ich stand immer noch an der Reeling und schaute rüber zu der Yacht. Diese ganzen Knallköpfe feierten wie wildgeworden. Wollte denn nicht mal jemand unter Deck gehen und die beiden stören? Merkte dieser Idiot von Niklas überhaupt nicht, was da vor sich ging? Oder ihre Brüder? Was war mit Jasmin? Ich sah sie nur mit Robin rumhüpfen. Na klasse. Das waren ja alle super Freunde und Brüder, wenn die nicht einmal auf Franzi aufpassten. Marcel könnte da jetzt sonst was mit ihr anstellen, was sie gar nicht wollte. Nein Marco, Marcel würde nie etwas gegen den Willen einer Frau machen, versuchte ich mich zu beruhigen. Aber ehrlich gesagt sah das auch nicht so aus, als würde Franzi es nicht auch wollen, als sie unter Deck verschwunden waren. In meinem Kopf entstanden plötzlich Bilder wie sie sich küssend in den Laken wühlten und Franzi sich stöhnend unter ihm räkelte. Diese Bilder schmerzten so. Ich hatte das Gefühl von innen zu verbrennen. Es war als würde sich Salzsäure durch meinen ganzen Körper fressen. Ich konnte mich einfach nicht hier wegbewegen. Wie lange waren die denn jetzt schon verschwunden? Es schien schon eine Ewigkeit vergangen zu sein, als ich sie endlich wieder an Deck kommen sah. Beide hatten total verwuschelte Haare. Scheiße, die hatten es echt miteinander getrieben. Ich hatte noch so gehofft, dass es vielleicht doch anders war als es aussah. Wie konnte es Marcel sich wagen mein Mädel anzupacken und zu benutzen? Aber ich hätte auch nie gedacht, dass Franzi sich auf so etwas einlassen würde. Wie sehr musste ich sie verletzt haben? Ich habe sie ja sozusagen in seine Arme getrieben und er nutzt das aus. Dieses Arschloch. Das hätte ich nie von ihm gedacht. Und das war einmal mein bester Freund. Jetzt gab er ihr auch noch einen Klaps auf den Hintern und schon waren sie wieder am Rummachen. Das hielt ich nicht mehr aus. Ich konnte das einfach nicht glauben. Ich hatte alles verloren. Ich drehte mich um und lief zum Kapitän, damit er wieder zurück in den Hafen fuhr.
Unter Deck kam mir Germaine entgegen. „Schatz, wollen wir noch ein wenig kuscheln und uns überlegen, was wir noch die restliche Zeit auf Ibiza machen. Du musst auch zu mir in die Villa ziehen.“ Wenn ich schon ihre quietschige Stimme hörte, könnte ich kotzen. Als wenn ich je freiwillig mit der gekuschelt hätte. Jetzt platzte mir aber endgültig der Kragen.
„Mit dir würde ich nicht mal freiwillig kuscheln, wenn du die letzte Frau auf Erden wärst. Ganz sicher ziehe ich auch nicht zu dir in irgendeine Kackvilla. Und wir brauchen auch nicht überlegen was wir die restliche Zeit auf Ibiza machen, weil nämlich deine Zeit hier abgelaufen ist. Ich habe das schon mit Volker geklärt. Du bewegst noch heute deinen Arsch zurück nach Deutschland und ich bleibe alleine mit meinen Kumpels hier.“, giftete ich sie an.
„Das kannst du nicht machen. Und wie redest du überhaupt mit mir. Du bist ohne mich aufgeschmissen. Ich habe dich in der Hand. Ich kann auch zur Presse gehen und von unserem Deal erzählen und dich ans Messer liefern.“, keifte jetzt Germaine. Ich war nur froh, dass die Motorengeräusche sie übertönten und die Jungs nichts mitbekamen. „Du solltest jetzt lieber deine Klappe halten. Du bist nicht in der Position mich zu erpressen. Wenn du den Vertrag mal richtig gelesen hättest, wüsstest du, dass du eine so hohe Konventionalstrafe zu zahlen hast, wenn du an die Presse gehst, dass du nicht einmal mehr dir Hundefutter zum Essen leisten kannst. Also halte schön deine Fresse und pack deine Sachen.“, zischte ich ihr zu, ignorierte ihr Schniefen und ging an Deck zu den Jungs, die schon so einige Bierflaschen geleert hatten. Ich griff mir jetzt auch eine und setzte mich zu ihnen.
Als wir im Hotel ankamen, pflanzten wir uns ins Wohnzimmer und killten noch so einiges an Alkohol. Alkohol war keine Lösung, das wusste ich auch aus dem Chemieunterricht, sondern ein Destillat. Aber im Moment war es für mich die einzige Lösung, um die Bilder von Franzi und Marcel aus meinem Gedächtnis zu löschen bevor sie sich noch mehr einbrannten und wenigstens kurzzeitig meine Probleme zu vergessen. So breit wie ich war, würde ich wenigstens ins Koma fallen und nicht wieder die ganze Nacht wach liegen. Ich stolpert mit Erik zusammen in unser Zimmer und fiel wie ein Sack auf mein Bett.
„Ich vermisse Franzi so.“, lallte ich jammernd vor mich hin, während ich mich im Liegen aus meinen Sachen strampelte. Stehen konnte ich ja nicht mehr.
„Und ich Jasmin, wegen dir Arsch.“, grummelte Erik zurück, der mindestens den gleichen Pegelstand hatte wie ich. Ich kuschelte mich jetzt in mein Kissen und fing an zu schluchzen. Ich wollte jetzt mit Franzi kuscheln. Das letzte, was ich hörte bevor ich in einen tiefen Schlaf fiel, war Eriks gleichmäßiges Schnarchen.
Am nächsten Morgen wachte ich mit einem Presslufthammer in meinem Kopf auf. Ich spürte einen Arm, der sich um meine Taille geschlungen hatte. Im ersten Moment dachte ich Franzi lag neben mir. Doch dann spürte ich etwas Hartes an meiner Hüfte und setzte mich erschrocken auf. Das hätte ich mal sein lassen sollen, denn mein Kopf drohte zu platzen. Erik setzte sich auch stöhnend neben mir auf. Scheiße, was machte der in meinem Bett?
„Ay Alter spinnst du? Was machst du in meinem Bett und warum drückst du mir deine Morgenlatte an den Arsch?“ Erik schaute mich erschrocken an „Erklär du lieber, was du in meinem Bett machst.“ Wir schüttelten uns beide angeekelt und ungläubig. Fuck, wie war ich in Durm sein Bett gekommen? Ich muss echt sternhagelvoll gewesen sein. Ehe ich aus dem Bett springen konnte, öffnete sich die Tür und Krankenschwester Roman kam mit zwei Aspirin und zwei Gläsern Wasser gutgelaunt zu uns. „Guten Morgen. Ich denke die braucht ihr jetzt.“ Als er uns zusammen im Bett sah, fiel sein Kiefer runter und seine Augen sahen wie Ufos aus. „Boah Alter, brüll doch nicht so.“, stöhnte ich und rieb mir die Schläfen. War der Quartalsalkoholiker oder warum vertrug er das so und war schon wieder fit? Der hatte doch gestern noch mehr zugelangt als ich. Irgendwie schien dieses Bergvolk wohl Alk besser zu vertragen. Roman hatte unser Zimmer wieder fluchtartig verlassen. Okay, vielleicht sah es wirklich ein wenig gewöhnungsbedürftig aus. Ich hievte mich aus dem Bett und ging erst einmal unter die Dusche. Danach ging es mir besser und ich checkte noch einmal meine Mails. Murat hatte mir geantwortet. Ich sollte ihm einfach das iPhone per Express schicken und er würde sein bestes geben. Das war doch erst einmal ein Anfang. In meinem Kopf tauchten wieder die Bilder von Marcel und Franzi auf und bremsten meine Hoffnung gleich wieder aus. Ich machte aber das Paket für Murat fertig und brachte es zur Rezeption. Es war schon fast Nachmittag und so langsam erwachte das wilde Tier in meinem Bauch. Mein Magen knurrte das jeder Tiger Angst bekommen hätte. Ich machte mich auf den Weg zum Hafen um dort etwas Essen zu gehen. Als ich an meinem Tisch saß und auf mein Essen wartete legte gerade die Yacht von Franzi und ihren Begleitern an. Als sie von Bord gingen, hatten sie alle Reisetaschen bei sich. Scheiße, das hieß, dass sie an Bord übernachtet hatten. In meinem Kopf setzte sofort wieder ein Film ein, wie Franzi und Marcel zusammen die Nacht verbracht hatten. Wenn ich schon sah, wie er ihre beiden Taschen trug und sie neben ihm herlief und mit ihm rumalberte. Es war unerträglich die beiden so glücklich zusammen zu sehen. Niklas schaute auch ziemlich eifersüchtig. Ein bisschen Schadenfreude stellte sich bei mir ein, dass er wieder seine Chance nicht verwertet hatte, aber dieses schmerzhafte Ziehen in meiner Brust überwog alles. Gerade kam mein Essen. Ich stocherte lustlos darin rum. Mir war nach dem Anblick der Appetit gründlich vergangen. Ich ging wieder zurück ins Hotel und verkroch mich in meinem Bett.
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Ein Schuss zwei Treffer ✔Teil 1
RomanceWas passiert, wenn eine Berliner Göre, die durch und durch zu Hertha steht nach Dortmund zu einem Spiel des BVB gegen den 1.FC Köln muss? Erst einmal nicht viel. Aber was passiert, wenn genau diese Berliner Göre diesen ätzenden rotblonden Unbekannte...