21. Kapitel

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Wir standen an der Schlange am Taxistand, die gefühlt kein bisschen kürzer wurde. Ich schaute auf meine Uhr. Seit geschlagenen 10 Minuten ging hier nichts vorwärts. Die Typen aus dem Flugzeug liefen an uns vorbei und stiegen in einen Mercedes Vito. Während mir der Schweiß schon in die Augen lief, war dieses Auto garantiert klimatisiert. Ich warf noch einen sehnsuchtsvollen Blick zu dem Wagen als die vier einstiegen. Der mit dem Cap drehte sich gerade zu mir um und starrte mich an. Wieso starrte der mich schon wieder an? An irgendwen erinnerte er mich. Aber an wen? Er wollte sich gerade in unsere Richtung in Bewegung setzen als sein Kumpel ihn in den Wagen zog und die Tür schloss. Alex legte seinen Arm um meine Schulter „Mensch Sis starre nicht so sehnsüchtig zu dem klimatisierten Auto. Wir sind doch auch gleich dran.“ und zog mich ein Stück weiter. Ich rollte mit den Augen. Wenn hier nicht gleich ein Wunder passierte, kämen eher die Geier und transportierten uns ab, als dass ein Taxi kam. Ich tippelte von einem Bein auf das andere.
„Was bist du denn so nervös?“, fragte jetzt auch Felix.
„Man, ich muss pinkeln und wenn ich jetzt rein auf’s Klo gehe, sind wir garantiert an der Reihe und müssen dann wieder jahrelang auf das nächste Taxi warten. Außerdem dehydriere ich bald, wenn ich nicht eine kalte Cola bekomme.“, quengelte ich.
Wie durch ein Wunder fuhren auf einmal eine Reihe an Taxis vor und wie sollte es anders sein. Wir waren in der Reihe die, die genau kein Taxi mehr abbekamen. Ich war kurz davor zu explodieren.
„Das kann doch jetzt nicht wahr sein. Was ist das denn hier für eine Bananeninsel, dass die nicht einmal genug Taxis haben.“
Meine Brüder schauten mich grinsend an.
„Drückt die Blase so schlimm? Musste einfach laufen lassen, hast doch einen Rock an, merkt doch gar keiner.“, feixte Felix und Alex stimmte mit ein „Einfach laufen lassen, laufen lassen.“, sang er vor sich hin.
Die beiden Arschgesichter hatten nur Glück, dass hier so viele Leute waren und meine Eltern mich gut erzogen hatten und vor allem, dass gerade ein verbeultes Taxi vorfuhr. Ich stürzte mich auf den Beifahrersitz, während die beiden die Koffer in den Kofferraum wuchteten und sich dann auf die Rücksitzbank fläzten. Der Fahrer, der ungefähr genauso gepflegt wie sein Taxi aussah, schenkte mir ein teilweise zahnloses Lächeln.
„Ins Hardrock Hotel, bitte.“ Der Typ bretterte los und ich klammerte mich an die Türverkleidung. Im Radio lief laut „Despacito“ und er trällerte lauthals mit. Dieses Auto hatte auch eine hervorragend funktionierende Bioklimaanlage, das heißt alle Fenster waren runtergelassen und es zog wie Hechtsuppe. Ja, genau so musste ein perfekter Urlaub beginnen.
Als wir glücklicherweise nach einer sehr kurzen Fahrt vor unserem Hotel vorfuhren, musste ich auch nicht mehr auf Toilette. Ich hatte glaube ich vor Angst wegen des Fahrstiles alles ausgeschwitzt. Die Jungs schafften die Koffer zum Empfang und ich checkte für uns ein. Endlich hatte ich die Zimmerkarten in der Hand. Etwas irritiert war ich, warum ich für mein Zimmer zwei bekommen hatte und die Tante irgendetwas von für den zweiten Gast sinnierte. Aber vielleicht hatte ich das auch falsch verstanden und ihr Englisch war vielleicht auch nicht das beste. Meine Brüder zogen mich zum Fahrstuhl ehe ich noch anfangen konnte mit ihr zu diskutieren.
„Gib mal die Karte her. Dann können wir immer gucken, ob bei dir alles in Ordnung ist. Und falls du deine verschusselst, haben wir Ersatz.“ So verantwortungsvoll kannte ich Alex ja gar nicht. Und wenn jemand was verschusselte, waren es die beiden. Irgendetwas war hier faul! Genauer gesagt oberfaul! Da wir aber an unseren Zimmern angekommen waren, hatte ich keinen Bock dem auf den Grund zu gehen. „So hier ist Zimmer 709 und wir haben Zimmer 708.“ Alex öffnete meine Tür und ich freute mich schon, denn ich wollte jetzt nur noch duschen und mich ins Bett hauen, damit ich morgen dann endlich meinen Urlaub genießen konnte.
„Kommst du nachher mit Party machen.“, grinste mich Alex an als ich in mein Zimmer trabte und mich auf das Bett fallen ließ.
„Ne, heute nicht.“, stöhnte ich.
„Okay, alte Frau. Aber morgen feiern wir dann voll fett zusammen. Und morgen früh holen wir dich zum Pool ab.“, lachte Alex.
„Ne, morgen besorge ich erst einmal einen Mietwagen und wollte dann später zum Hippiemarkt Las Dalias. Also rechnet mit mir erst am Sonntag.“
„Na gut Sis, aber am Sonntag ist dann das Usuhaïa angesagt, versprochen und du besorgst die Tickets als Entschädigung dafür, dass du uns so vernachlässigst.“ Die beiden setzten wieder ihren Welpenblick ein. Als wenn sie nicht zufrieden wären, dass sie vogelfrei waren. Die suchten nur einen Deppen, der den teuren Eintritt zahlte.
„Okay, überredet und jetzt lasst mir meine Ruhe und baut keine Scheiße, d.h. ich habe keinen Bock euch aus dem Krankenhaus, bei der Polizei oder irgendwo anders abzuholen. Ist das klar?“ Ich setzte meinen strengsten Blick auf.
Die beiden salutierten vor mir “Is klar.“, kam es aus ihren Mündern bevor sie lachend mein Zimmer verließen. Ich hörte noch die Nachbartür knallen und dann war Ruhe. Erleichtert atmete ich tief durch und bewegte mich Richtung Bad

Ein Schuss zwei Treffer  ✔Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt