5. Kapitel

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„Jasmin, du hast jetzt nicht wirklich Karten für Gäste. Und dann auch noch Stehkarten. Das ist jetzt nicht dein Ernst.“
„Mensch Franzi, natürlich habe ich die Karten für den Köln-Fanblock. Und ich habe dir auch extra noch ein Bittencourt Trikot von mir mitgebracht.“ Jasmin strahlte mich an als wäre ich der Weihnachtsmann, der jetzt gleich den Sack öffnen und ihr ihre Geschenke geben würde. Die hatte doch wohl einen totalen Aussetzer. Ich im Köln-Trikot niemals.

Wir verließen gerade den Signal Iduna Park und liefen Richtung Hotel. Die Stimmung im Stadion war der Hammer. Die gelbe Wand war wirklich so beeindruckend wie es ihr immer nachgesagt wurde. Und auch die Kölner Fans waren total nett und lustig. Ich hatte so ungefähr drei Bierduschen abbekommen, auch wenn das Spiel 0:0 ausging.
„Siehst du Franzi, das war doch ein geiles Spiel und Leo hat total super gespielt. Schade, dass ich nicht sein Trikot bekommen habe. Du kannst ja mal Mitch fragen, ob er mir eins besorgen kann.“
„Jetzt übertreibe mal nicht. Reicht schon, dass ich dir zu liebe dieses Köln-Trikot angezogen habe. Mitch frage ich mit Sicherheit nicht. Eher wird die Erde eine Scheibe. Und außerdem schuldest du mir noch was für meine Seelenqualen mit dem Trikot“, schnaufte ich genervt. Die hatte sie doch nicht mehr alle. Ich und Mitchell um was bitten. Eher fror die Hölle zu.
Nachdem wir in unserem Hotelzimmer geduscht hatten, um den Biergestank abzubekommen, waren wir nun dabei uns anzuziehen. Jasmin hatte für uns einen Tisch bei irgendeinem Edel-Italiener bestellt. Naja, sollte mir recht sein, für meine Seelenqualen, die ich im Stadion bei den falschen Mannschaften ertragen hatte, musste sie ja bezahlen. Zu allem Überfluss hatte Hertha auch noch verloren, was meine Stimmung nicht gerade verbesserte. Ich saß also in meiner Jeans und Shirt auf dem Bett und schnürte meine Chucks als Jasmin in einem Rock, der eher einem Gürtel glich und einem knappen Top aus dem Bad kam und in ihre Heels schlüpfte. Na holla die Waldfee. Was hatte die denn heute noch vor?
„Das ist jetzt nicht dein Ernst, dass du mit Jeans und Chucks rumläufst“ wurde ich auch gleich angegangen „Du ziehst wenigstens ein paar High Heels an.“
„Das kannst du vergessen Jasmin. Mit den  Folterdingern muss ich schon auf Arbeit genug rumlaufen.“
„Na, wie du meinst, aber dann maule mich nachher nicht an, wenn dich alle schräg angucken.“
Ich verdrehte nur die Augen und sprühte noch etwas Hypnose auf mich, bevor ich mir meine Lederjacke schnappte, das Handy und die Zimmerkarte in meiner Handtasche verschwinden ließ und losmarschierte. Da war ich ja mal gespannt, was der Abend so bringen würde. Hoffentlich gab es in dem Edelladen nicht nur solche Miniportionen für magersüchtige Möchtegernmodells, denn mein Magen gab mir gerade durch ein lautes Knurren Bescheid, dass sein Füllstand sehr zu wünschen übrig ließ. Ich Dussel hätte doch eine Stadionwurst essen sollen.

Ein Schuss zwei Treffer  ✔Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt