„War das gerade eine Einladung nach Dortmund?“, fragte sie mich keck. Mein Herz setzte gerade garantiert mindestens einen Schlag aus. Sie ging wirklich auf meinen Flirtversuch ein. Vielleicht würde sie mich wirklich besuchen kommen, wenn wir uns hier im Urlaub weiter kennenlernten. Ich hatte jetzt schon das Gefühl, dass wir perfekt harmonierten. Wir konnten über den gleichen Mist lachen und schienen auch so einiges gemeinsam zu haben, sogar die Abneigung gegen Rosinen. Seit langem mal wieder hatte ich das Gefühl, jemandem gegenüber zu sitzen, der sich nicht verstellte. Ich hatte so die Schnauze voll von den ganzen Leuten, die mir nur zum Munde redeten, weil ich Marco Reus war. Im Moment fühlte ich mich einfach frei, so wie früher als ich noch bei Ahlen gespielt hatte. Mir fiel auf, dass ich Franzi noch gar nicht geantwortet hatte. Ich nickte enthusiastisch mit dem Kopf „Und ob das eine Einladung war. Sag mir nur, wann du kommst. Dein Stadtführer steht dir zur freien Verfügung.“ Franzi schüttelte lachend mit dem Kopf „Du bist total verrückt.“
„Ja nach dir. Ich habe heute echt die halbe Insel abgeklappert, weil ich gehofft habe dich zu finden. Ich war in Eivissa, Sant Antoni und Las Dalias, aber nirgends habe ich dich gefunden. Und dann in meinem Hotel finde ich dich auf einmal, aber erst nach dem ich mich wie ein totaler Klappspaten benommen habe.“ Irgendwie konnte ich es immer noch nicht glauben, dass ich jetzt wirklich mit der Frau, die die ganzen letzten Wochen in meinem Kopf rumgegeistert war hier an einem Tisch saß. Franzi schaute mich mit großen Augen an. “Das glaube ich nicht. Da war ich heute auch überall unterwegs. Wir müssen uns ja fast über die Füße gelaufen sein.“ Jetzt schaute ich ziemlich dumm aus der Wäsche. Das gab es doch nicht. Was plante das Schicksal mit uns? Ich musste jetzt aber unbedingt noch zwei ganz wichtige Fragen klären. Die brannten mir auf der Seele. Also Marco, nimm jetzt deinen ganzen Mut zusammen. Du wirst schon mit der Antwort leben können oder auch müssen. Die Ungewissheit hilft dir aber auch nicht weiter, dachte ich und atmete noch einmal tief durch. Das war der Moment an dem sich entschied, wie es jetzt für uns beide weiterging.
„Hast du eigentlich einen Freund?“ Ich spürte wie mir wieder das Blut in die Wangen schoss. Innerlich zählte ich die Sekunden, die vergingen. Ich war gerade bei 3 als Franzi mich frech anschaute und meinte “Glaubst du wirklich, dass ich, wenn ich einen Freund hätte mit meinen Brüdern in Urlaub fliegen und hier alleine in der Cocktailbar mit einem fremden Kerl abhängen würde. Natürlich habe ich keinen Freund.“ Ich atmete auf. Ich konnte es fast nicht glauben, dass ich solches Glück haben sollte. Waren die Kerle in Berlin denn alle blind und geistig beschränkt? Wie konnte so eine tolle Frau noch Single sein?
„Und du magst keinen Fußball, weil du hast ja gesagt, dass deine Freundin dich da nur hingeschleppt hat.“, fragte ich ganz kleinlaut. Das wäre dann schon schwierig bei meinem Job. Da wurde schon vorausgesetzt, dass die Freundin auch immer schön ins Stadion kam. Klar würde ich mich darüber auch freuen, aber wenn nicht würde sich da auch eine Lösung für finden lassen. Ich schüttelte gerade innerlich den Kopf über mich. Mensch Marco, du denkst hier schon über Beziehung nach, dabei redet ihr hier gerade mal seit einer Stunde oder so miteinander. Mache doch erst einmal einen Schritt nach dem anderen und versuche dich wieder mit ihr zu treffen. Trotzdem war ich auf die Antwort gespannt. Franzi gackerte los „Ich und keinen Fußball mögen? Wie kommst du denn darauf? Ich mag nur weder Köln noch Dortmund. Ich bin absoluter Hertha Fan seit Geburt an. Das hättest du aber auch im Flugzeug mitbekommen können. Da hatte ich nämlich ein Hertha Trikot an.“
„Ich dachte, das war eine verlorene Wette.“, antwortet ich kleinlaut. Oha, das würde nicht einfach werden sie zum BVB zu konvertieren. Aber das wichtigste war, dass sie Fußball scheinbar genauso liebte wie ich. Damit konnte man doch arbeiten.
„Ne, Hertha ist meine Leidenschaft, die ich sogar zu meinem Beruf gemacht habe.“
„Wie jetzt?“, fragte ich irritiert. So viel ich wusste, hatte Hertha doch gar keine Damenmannschaft.
„Na, ich arbeite bei Hertha. Ich leite die Abteilung Hospitality und Spielbetrieb und bin dafür verantwortlich, dass auch immer alles schön reibungslos abläuft im Olympiastadion.“ In ihrer Stimme konnte man hören, wie stolz sie auf ihren Job und Verein war. Jetzt war mir auch klar, warum ich sie zum Pokalfinale im Olympiastadion gesehen hatte. Ich fand es toll, dass sie so stolz auf ihren Verein war und ihren Job liebte. Mir ging es ja nicht anders. Ich konnte mir auch nicht vorstellen jemals woanders zu spielen.
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Ein Schuss zwei Treffer ✔Teil 1
RomanceWas passiert, wenn eine Berliner Göre, die durch und durch zu Hertha steht nach Dortmund zu einem Spiel des BVB gegen den 1.FC Köln muss? Erst einmal nicht viel. Aber was passiert, wenn genau diese Berliner Göre diesen ätzenden rotblonden Unbekannte...