6 | Eine Rückkehr, eine Lüge, eine Wahrheit

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- Perspektive: Violet -
Mit Tränen in den Augen rannte ich, so gut es mir gelang mit den hohen Schuhen, den langen Gang in Richtung meines Zimmers entlang.
Ich wollte mich nicht mit Newt streiten, vor allem nicht, nachdem wir beide so unfassbar gelitten hatten, doch seine Eifersucht machte mich wütend.
Ich hatte ihm so oft gesagt, dass ich ihn liebe, meiner Meinung nach zeigte ich es ihm auch und er? Er vertraut mir anscheinend immer noch nicht.
Gerade als ich um die nächste Ecke biegen wollte, rannte ich tollpatschig und so heftig in jemanden hinein, dass ich einige Schritte zurück taumelte.
„Entschuldigung...", wimmerte ich weinerlich und starrte immer noch zu Boden.
„Sag mal heulst du, Prinzessin?"
Erschrocken weiteten sich meine Augen und nach einer Zeit wagte ich es langsam aufzusehen.
„Dich wird man wohl nie los.", murmelte ich immer noch geschockte und starrte die Blondine vor mir ungläubig an.
„Pass auf was du sagst.", warnte Madison mich zickig und verschränkte die Arme.
„Ich dachte du wärst tot.", meinte ich und hob provokant eine Augenbraue.
„Hab ich mir auch gedacht, als ich mitbekommen habe, dass du hier bist.", konterte sie schmunzelnd.
Madison war ganz anders als damals, zickig, aber nicht bösartig.
Es wirkte beinahe so, als meinte sie diese fiesen Bemerkungen gar nicht ernst, als würde sie bloß scherzen.
„Wir haben nicht lange Zeit, Violet, die wissen noch nicht, dass ich hier bin.", flüsterte Madison nun ernst und zog mich mit sich in mein Zimmer.
„Willst du mich etwa umbringen? Schon wieder?", fragte ich noch ein wenig eingeschnappt und und entfernte mich ein wenig von ihr.
„Dass ich's nicht schaffen würde, hat sich ja bereits gezeigt.", erwiderte sie, genauso ernst wie vorher und sah sich ständig panisch um, als würde sie Angst haben, beobachtet werden.
„Hör zu, diese Einrichtung hier ist nicht das, was du denkst.", begann sie flüsterte sie und kam mir ein wenig näher, um noch leiser reden zu können.
„Was meinst du?", fragte ich genauso leise.
„Das hier ist keine Rebellion, wir befinden uns immer noch im Eigentum von Wicked.
Dein Vater gehört zu Wicked, alle Arbeiter hier gehören zu Wicked, das Gebäude ist Wicked Eigentum!"
Erschrocken schluckte ich und schüttelte hastig den Kopf.
„Nein.. du .. du täuscht dich, mein Vater ist ein guter Mensch!
Das Labyrinth ist doch vorbei, Wicked braucht uns nicht mehr!", flüsterte ich panisch, woraufhin Madison nun langsam den Kopf schüttelte.
„Die Tests sind noch nicht vorbei, Violet.
Das alles hier, der Aufenthalt hier, die Schule, euer Verhalten, das sind alles verdammte Tests!", beteuerte Madison ernst und so glaubhaft, dass ich an keiner ihrer Worte wirklich zweifelte.
Im inneren wünschte ich mir zwar, sie hätte unrecht, doch irgendwas in mir vertraute meiner ursprünglichen Feindin blind.
„Ich muss dir was zeigen, etwas, was dir nicht gefallen wird.
Aber du musst mir versprechen, dass du danach nicht sofort zu deinen Freunden rennst und ihr irgendwelche dummen Sachen macht, oke?", meinte Madison mahnend und schaute sich dabei erneut um.
Ich nickte langsam und tat es ihr, leicht verwirrt, gleich.
„Wieso.. Wieso hilfst du mir eigentlich, Madison..?", fragte ich dann, kurz bevor wir mein Zimmer verließen.
„Nicht.., nicht Madison, mein wahrer Name lautet Soley."
Erschrocken zog ich die Luft ein und sah die Blondine verwirrt an.
„Aus diesem Grund helfe ich dir, weil du meine kleine Schwester bist."
War das letzte, was sie noch sagte, bevor sie mein Zimmer verließ und ich ihr erstmal bloß geschockt nachsah.
Was sollte das?
Log sie?

„Was ist dann mit der anderen Sol? Was hat das alles zu bedeuten?", rief ich, während ich meiner richtigen Schwester schnellen Schrittes durch die Gänge folgte.
„Das hier ist alles Fake, das Mädchen was so tut, als sei sie ich, sie ist Teil des Plans.", meinte Madi-... Sol, drehte sich dabei allerdings nicht um und rannte weiter.
„Ich versteh das nicht!", rief ich aufgebracht und lief ihr hinterher.
„Ich erkläre dir das alles in Ruhe.
Jetzt halt mal deine Klappe und komm.", motzte sie beißend und öffnete mit einer Karte eine Tür, die sich langsam öffnete.
„Fang jetzt mal nicht an zu schreien, okay?"
Ich nickte ernst, woraufhin hier meine Schwester ihre Hand reichte, die ich sofort nahm und ihr anschließend zunickte.
Ich konnte immer noch nicht fassen, dass ich gerade tatsächlich komplett blind einer Person vertraute, die mich vor einigen Tagen noch gehasst hatte, mich töten wollte und von der ich dachte, sie sei tot, zweimal.
Doch, als sie meine Hand nahm, sah ich, dass sie nicht gelogen hatte.
Um ihr dünnes Handgelenk lag ein silbernes Armband, ein Armband, an dem ein kleiner, silberner Anhänger baumelte.
Ein Halbmond, in den ein S und ein J graviert war
Auf der Lichtung hatte sie das noch nicht.
Gemeinsam betraten wir den Raum, den ein bläuliches Licht erhellte und den ich noch nie zuvor gesehen hatte.
Bevor ich mich richtig fragen konnte, wo ich hier war, sah ich das furchtbarste, das grausamste, was ich jemals zuvor gesehen hatte.
Erschrocken zog ich lautstark die Luft ein, ehe mir meine Schwester panisch die Hand auf den Mund drückte.
Vor uns erstreckte sich ein langer Flur, an dessen Seiten lauter Menschen hingen.
Jugendliche, so wie wir, hängend an irgendwelchen Schläuchen, einige Zentimeter über dem Boden.
„Was ist das...?", flüsterte ich mit zitternder Stimme.
„Das ist der Beweis dafür, dass ich nicht lüge.
Tut mir leid, dass du das sehen musstest, Schwesterchen, aber ich muss sicher sein, dass du mir glaubst.", meinte Madis- Sol, Gott war das verwirrend.
„Wir.. Wir müssen es den anderen sagen..", stammelte ich mit Tränen in den Augen und starrte die leblosen Jugendlichen genauer an.
„Hey!", ruckartig wirbelte mich meine Schwester herum und sah mir ernst in die Augen.
„Noch nicht.
Du musst mir schwören, dass du es keinem sagen wirst.
Ich weiß nicht wem du trauen kannst und wem nicht.
In ein paar Tagen, werden wir euch rausholen, aber solange musst du noch abwarten und darfst mit keinem darüber reden!
Spiel das Spiel mit, ja?"
Schluchzend nickte ich und wischte mir schnell die Tränen von der Wange.
„Ich muss es Newt sagen, Sol.
Ich vertraue ihm.", beteuerte ich wimmernd.
„Ja und dann musst du es auch noch Teresa sagen und Thomas und Minho und fast der ganzen Station.., Vi, das ist viel zu gefährlich.", mahnte Sol ernst und packte mich an den Schultern.
„Ich verspreche es, nur Newt.
Bitte!", flehte ich inständig, woraufhin meine Schwester langsam nickte und wir diesen grauenhaften Raum verließen.
„Das ist der Punkt, an dem wir uns für's erste verabschieden müssen-"
„Was... Nein!
Ich brauche dich hier!", flüsterte ich panisch.
„Ich komme dich bald holen, du musst nur warten und die Klappe halten.. Oke...?", murmelte die Blondine mit einem emotionalen Unterton und schluckte, ehe ich sie umarmte.
„Mach's gut..", flüsterte ich in ihr Ohr, während wir uns fest umarmten.
„Bis bald, kleine Schwester..", hauchte sie und lief anschließend davon.

Violet 2 - The Scorch TrialsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt