29 | Unerwartet hilfreich

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Newt

Sobald ich die Augen geöffnet hatte, überkam mich die Angst, dass mein Kopf zerplatzen würde.
Schmerzhaft stöhnte ich auf, alles tat weh, mein Kopf, meine Glieder.
„Guten Morgen, Sonnenschein."
Sol saß grinsend neben mir fund reichte mir ein Glas voll Wasser.
Langsam sah ich mich in den Schlafraum, setzt meiner Überraschung völlig leer war, um.
„Gott.", stöhnte ich schmerzvoll auf, als ich versuchte mich aufzusetzen und mein Kopf darauf noch mehr brannte.
„Du musstest dich ja unbedingt volllaufen lassen.
Jetzt trinkst du sicherlich nie wieder.", grinste Sol schadenfroh und stand anschließend auf.
„Wo sind die anderen?", murmelte ich verschlafen und nahm einen Schluck vom Wasser, zumindest dachte ich, dass es Wasser war, bis ich es nun erschrocken ausspuckte.
„Was zum heiligen Klonk ist das?!", rief ich erschrocken und wischte den Reste Flüssigkeit von meinen Lippen.
Dieses Getränk schmeckte widerlich bitter.
„Da ist ne Kopfschmerztablette drin!
Eigentlich solltest du mir danken.", lachte Sol und schüttelte den Kopf.
„Ach ja und die anderen sind unten, Jorge will ihnen das schießen beibringen."
Ich nickte.
„Kennst du die Leute hier schon lange?", fragte ich, während ich mein Shirt wechselte.
„Nur Jorge, Brenda und ein paar wenige Typen.
Marco und so sind neu.", erzählte Soley schulterzuckend.
„Und? Erinnerst du dich an irgendwas von gestern?", fragte sie, nachdem ich endlich richtig aufgestanden war.
Ich dachte eine Weile nach und konnte mich tatsächlich an nichts erinnern, außer dass ich mit Jorge getrunken und angefangen hatte, über meine und Vi's Beziehung zu reden.
„Mach dir kein Kopf, Mann, du solltest mal dein Gesicht sehen!
Das ist völlig normal.", lachte die Schwester meiner Freundin.
„War ich sehr schlimm gestern?", fragte ich besorgt und kratzte mich am Hinterkopf.
„Du hast ein paar Sachen zu Vi gesagt, aber-"
„Oh nein.", seufzte ich und raufte mir durchs Haar.
Ich hatte diese Worte schon kommen sehen, ich hoffte bloß, dass ich nichts absolut dummes gesagt hatte.
„Wollen wir zu ihnen? Hab kein Bock mehr hier rumzusitzen.", seufzte Sol und verdrehte ihre Augen.
„Geh doch, ich werde das Zimmer hier nicht mehr verlassen.", murmelte ich frustriert und vergrub das Gesicht in den Händen.
„Jetzt heul doch bitte nicht immer so rum, vielleicht hast du ja gar nichts schlimmes gesagt.", rief Soley genervt und öffnete die Eingangstür mit einem lauten quietschen.
Sie war nicht gerade die Freundin, die ich mir gerade als Beratung gewünscht hatte, doch ihr rauer Ton brachte mich dazu, aufzustehen und mit ihr zu frühstücken.
„Wieso bist du eigentlich immer so schlecht gelaunt und unfreundlich?", fragte ich schmatzend, als ich mein belegtes Brötchen verdrückte.
„Ich bin doch nicht schlecht gelaunt!"
Ich sah sie unbeeindruckt an und signalisierte ihr so, dass ich Gesagtes für eine Lüge hielt.
„Ehrlich nicht, mir geht's gut, könnte nicht besser sein.
Und außerdem bin ich nicht so'n Softie wie ihr alle es seid.
Ich kenne mich schlicht und einfach mit der Welt aus, an die ihr euch nicht erinnert.
Hier ist nicht viel Platz für trauernde, schwache Leute, die mit dem Nerven am Ende sind, nach einem einzigen Verlust.
Ich weiß, dass jede Sekunde einer meiner Leute sterben könnte und darauf bin ich dann vorbereitet.", erklärte Soley und stellte ihr Glas, gefüllt mit Orangensaft, wieder auf den Tisch.
„Wir sind es nicht, weil wir eine Familie sind und dann ist das heftiger.", erzählte ich und aß auf.
„Und deshalb werde ich auch am ehesten überleben und euch alle verscharren müssen.", schmunzelte Sol und sah zur Decke hinauf.
„Du bist echt kalt.", lachte ich.
„Besser als zickig und eifersüchtig wie Madison es war.", erwiderte Sol und begann dann ebenfalls zu lachen.
Ich war froh, dass ich mich gut mit der Schwester meiner Freundin verstand und ich war mir sicher, dass wir gute Freunde werden würden, auch wenn sie so kühl war.
Insgeheim hatte sie jeder gern gewonnen und sich an ihren harten Charakter gewöhnt.
„Du Newt?", sprach mich Sol nach einer Weile, in der wir nicht geredet hatten, an.
„Du wirst ihr doch nicht wehtun, hab ich Recht?", fragte sie leise und sah mich dabei eindringlich an.
„Das werde ich nicht.", versprach ich ernst und grinste danach wieder auf.
„Macht sich die große, Kälte Soley Janson gerade Sorgen um wen außer sich selbst?", lachte ich, woraufhin ich einen entgeisterten, beinahe angsteinflössenden, wütenden Blick von der Blondine kassierte.
„Sie ist meine kleine Schwester, natürlich sorge ich mich um sie, ich liebe sie.
Aber sag ihr das ja nicht, sonst knüpft sie uns noch Freundschaftsarmbänder.", meinte sie schmunzelnd, woraufhin ich auch lächeln musste.
„Das würde sie wohl.", lachte ich.
„Ich will einfach nur, dass alles wieder so schön zwischen ihr und mir wird, wie-"
„Sssssst.", unterbrach mich Sol und leckte ihren Zeigefinger auf ihre Lippen.
„Euer Liebesgedöhnst interessiert mich absolut nicht.", lächelte sie fies und stand anschließend auf.
„Sehr witzig.
Also ernsthaft, ich werde wirklich alles versuchen-"
„Nein, ernsthaft, es würde mich nichts noch mehr langweilen.", meinte die Blondine nun ernst und verließ den Essraum.
„Danke für das Gespräch.", murmelte ich und stand ebenfalls auf um nach meiner Freunden zu suchen, die alle in einer Halle standen und auf irgendwelche Ziele schossen.
„Na du Säufer.", lachten Thomas und Minho und hörten auf mit dem Training.
Aus dem Augenwinkel sah ich Vi, die mich nun auch ansah.
„Wisst ihr, was ich gestern zu meiner Freundin gesagt habe?", flüsterte ich, sodass es nur meine beiden besten Freunde hören konnten.
Wir drei bildeten einen engen Kreis, damit uns keiner belauschen konnte, vor allem nicht meine Freundin.
„Keine Ahnung, du Neppdepp, aber es scheint nichts allzu schlimmes gewesen zusein.", meinte Minho und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter.
„Weißt du denn wenigstens was?", fragte ich Thomas und fuhr mir mit der linken Hand nervös durch die Haare.
„Sorry.", meinte dieser nur schulterzuckend und schüttelte entschuldigend den Kopf.
„Mann, ich muss unbedingt wissen, was ich gesagt habe.", jammerte ich und schüttelte enttäuscht meinen Kopf, als ich plötzlich das Tippen eines Zeigefingers auf meiner Schulter fühlte und mich daraufhin sofort umdrehte.
Erschrocken stellte ich fest, dass Violet alles mitgehört haben musste, da diese nun direkt vor mir stand.
„Du hast gesagt", begann sie lächelnd, während sich Minho und Thomas, nicht gerade unauffällig, verdrückten.
„Dass du mich niemals aufgegeben und oder verlassen wirst.
Du hast gesagt, dass du mir noch so viele Dinge sagen willst aber es nicht kannst, weil du nicht mutig genug bist.", erzählte sie mir und lächelte mich daraufhin sanft an.
Ihr Lächeln löste wieder dieses nervöse und gleichzeitig SO gute Gefühl in meinem Bauch und meinem Herzen aus.
„Dann sollte ich mich wohl öfter betrinken.", schmunzelte ich und strich über Vi's Wange.
„Ich will, dass du weißt, dass du mir alles sagen kannst, immer.", meinte diese nur ernst, legte ihre Hand auf meine und nahm diese dann.
„Ich liebe dich.", flüsterte ich und zog sie sanft an mich.
„Und ich liebe dich.", hauchte sie leise, als unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.
„Meine Güte!", rief Sol von weiter weg.
„Jetzt küss sie doch endlich und erspart uns diese Schnulze, mir ist super langweilig.", stöhnte sie entnervt, woraufhin Vi und ich uns breit anlächelten und ich meine Hände auf ihre Wangen legte.
Ehe ich mehr machen konnte, beugte sich Violet vor und platzierte ihre weichen Lippen langsam auf meinen.

Violet 2 - The Scorch TrialsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt