11 | Flucht

774 31 4
                                    

- Perspektive: Violet -
Erschrocken wachte ich aus den schrecklichen, zusammenhangslosen Visionen auf, die versuchten mich an irgendwas zu erinnern.
Es waren Ausschnitte aus meinem Leben, aus meinem echten Leben, vor dem Labyrinth.
Leider waren diese allerdings derart abgehackt und vereinzelt, dass sie einfach keinen Sinn ergaben.
Doch nun sah ich erstmal in das aufgebrachte Gesicht meines Freunden und wo ich mich überhaupt befand.
Ich lag in einem weißen Krankenbett, neben mir Teresa, die langsam auch wach wurde und um uns herum waren unfassbar laute Sirenen zu hören.
„Was ist hier los..?", fragte ich und fasste mir an den, mittlerweile schmerzenden Kopf.
„Sie wissen alles, wir müssen hier weg, wir haben zu viel gewagt.", flüsterte mir Newt zu und hob mich anschließend hoch, während Minho und Thomas die Glasscheibe, die uns vom Ausgang trennte, mit zwei Stühlen einschlugen.
Das Glas zersplitterte laut, woraufhin wir ängstlich zusammenzuckten, ehe wir dann gemeinsam flohen.
Mithilfe einer Karte, die Thomas weiß Gott woher hatte, öffnete er die große, graue Tür, als hinter dieser auf einmal ein Mann stand, der seine Waffe auf uns richtete.
Klonk, das war's jetzt, dachte ich ängstlich und klammerte mich an meinen Freund, der blitzschnell nach meiner Hand griff.
Doch Thomas griff nach der Waffe, die Minho bei sich hatte und feuerte einfach auf den Mann, woraufhin ich erschrocken nach Luft schnappte.
Anders, als wir dachten, tötete die Waffe den Mann nicht, denn es war keine Kugel, die ihn traf, es war eine Art Zange, keine Ahnung, die sich in den Mann bohrte und irgendwelche Blitze, vermutlich Elektroschocke, auslösten.
Zitternd lag der Mann auf dem Boden, während wir erst die Waffe und dann ihn ängstlich anstarrten.
„Was zur Hölle, was ist hier los?!", rief Teresa verwirrt, doch Thomas zerrte sie weiter, woraufhin auch wir ihm weiter folgen.
Ich wünschte, ich könnte meine Gefühle in dieser Situation beschreiben, doch ich weiß nicht mehr so ganz, was ich gefühlt habe.
Vielleicht auch gar nichts, keine Ahnung.
Ich hatte einfach riesengroße Angst, Angst vor dem, was nach unserer Flucht passieren würde, wenn wir diese überhaupt alle überstehen würden.
Wir liefen weiter durch einen der langen Gänge, auf der Suche nach dem endgültigen Ausgang, als wir plötzlich auf eine Art Schleuse, einem Durchgang, der durch eine Mauer versperrt war, die nach oben und nach unten fahren konnte, stießen, an der die beklonkte Karte nicht mehr funktionierte.
„Das muss der Ausgang sein.", vermutete Chuck flüsternd und sah zu uns hinauf.
„Thomas, Violet!", ertönte es auf einmal hinter uns.
Das war mein Vater, das wusste ich ganz genau.
Langsam drehte ich mich um und starrte meinen Vater an, der, umgeben von lauter Sicherheitsleute, vorsichtig auf uns zulief.
„Violet.
Was glaubst du, was du da tust?", fragte er enttäuscht, woraufhin ich mich von Newt löste und ein Schritt vortrat.
„Was ich tue?
Was glaubst du, was du tust?!", rief ich aufgebracht.
„Kinder entführen, sie als Testobjekte benutzen?
Das ist falsch, Dad!".
„In ein paar Tagen wirst du wissen, wieso wir das tun und du wirst es verstehen.
Bleib hier, Violet.", mahnte mein Vater ernst, als mich plötzlich Thomas packte und zurück zu Newt schubste.
„Wir gehen nicht zu Ihnen zurück.", meinte er todernst und richtete seine Waffe auf die Männer.
„Thomas.
Wir wollen euch nichts Böses.", versicherte mein verlogener, verklonkter Vater nun und hielt seine Männer, seine Beschützer zurück.
„Lassen Sie mich raten, Wicked ist gut?", lachte Thomas höhnisch und ging weiter nach vorne.
Wicked ist gut.
Schoß es mir nun blitzschnell durch den Kopf, ehe mich plötzlich wieder eine Vision plagte.
Alles um mich rum verschwamm plötzlich, einige Blitzlichter später, sah ich mich.. beinahe wie in einem Film.
Ich sah mein jüngeres ich, die auf einem Schaukelstuhl vor einer jüngeren Frau, mit langem, blondem Haar saß.
Die Vision kam so plötzlich, dass ich zu Knie ging und erschrocken aufschrie.
„Wicked ist gut, Violet.
Vergiss das nie, egal was wir tun werden.
Das alles hier macht Sinn, das weißt du!", flüsterte sie mir immer wieder zu.
„Wicked ist gut..", wiederholte ich leise, ehe plötzlich die Stimme meines Freundes ertönte.
„VIOLET!", weckte er mich.
Es war Zeit vergangen.., nicht viel, aber es war Zeit vergangen.
Wir standen hinter der großen Schleuse, irgendwer musste sie geöffnet haben.
Zu unserer Gruppe waren nun Winston und dieser Aris aus Gruppe B dazu gestoßen, die waren es vermutlich.
Plötzlich ertönte ein lauter, ziemlich tiefer Ton und mit dieser fuhr die harte Betonmauer langsam hinunter, was eigentlich ja zu unserem Vorteil war, denn diese würde uns ja von der Security und meinem Vater trennen, wäre da nicht noch Thomas, der immer noch auf der anderen Seite war.
„THOMAS!", riefen die anderen panisch durcheinander, ehe Angesprochener sich umdrehte und sofort losrannte.
„KOMM!", stieg ich nun beängstigt mit ein und griff nach der Hand meines Freundes.
Keine Ahnung, wieso wir das immer machten, aber es gab uns gegenseitig irgendwie immer etwas Sicherheit, wobei das eigentlich unmöglich in dieser Situation war.
„Das schafft er nicht mehr!", rief Newt, sah mich panisch an und drückte ängstlich meine Hand.
„THOMAS! KOMM SCHON!", feuerte ich unseren Freund an und ging gar nicht auf die pessimistischen Gedanken von Newt ein.
Es wurde tatsächlich immer knapper, Thomas müsste unter der Tür durchrutschen, ducken würde nicht mehr reichen.
Ein Glück schaffte er genau das, mit der letzten Sekunde, ehe sich die Schleuse komplett schloss.

Erleichtert halfen wir unseren Freund hoch und ich checkte sofort, ob ihm irgendwas fehlte.
„Kommt jetzt!", rief dieser bloß aufgeregt, rappelte sich auf und rannte anschließend wieder los.
Erschöpft folgte ich meinen Freunden durch die riesige, unbewachte Halle bis zum riesigen Tor, durch das wir hier rein gekommen waren.
Mit voller Kraft zog ich an dem gelben Hebel, der sich an der Seite der grauen Wand befand, ehe sich diese langsam auseinander bewegte.
Ein brausender Sandsturm kam uns hingegen und schleuderte seine Körner in unsere Gesichter, unsere Haare und unsere Klamotten, sodass wir alle schnell unsere Arme vor's Gesicht hielten, um nichts in Auge oder Mund zu bekommen.
„Kommt schon!", brüllte Minho und lief einfach los, woraufhin wir ihn folgten, ohne uns vorher noch einmal umzudrehen.

Violet 2 - The Scorch TrialsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt