13 | Chuck

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             - Perspektive: Violet -
„Wie lange hier wohl schon niemand gewesen ist?", dachte ich laut und leuchtete mit meiner Taschenlampe um die nächste Ecke.
„Ich hab keine Ahnung..
Aber mir gefällt das ganz und gar nicht hier.", murmelte Teresa unsicher und strich mit dem Finger über einen staubigen, niedrigen Schrank.
„Wir bleiben hier ja auch nicht.
Wir suchen nur irgendwas, was uns helfen und weiterbringen kann.", beruhigte uns mein Freund und nahm anschließend meine Hand.
„Die nehmen wir mit.", bestimmte Pfanne und deutete auf ein paar Messer, die auf einem alten, hölzernen Tisch lagen.
Wir steckten jeder zwei von ihnen ein und zogen weiter, bis wir auf Winston, Chuck, Jeff und Aris trafen.
„Wo sind Minho und Thomas?", fragte Winston, woraufhin wir alle unwissend mit den Schultern zuckten, als plötzlich überall ein grelles Licht anging.
„Was passiert hier..?", fragte Teresa ängstlich und griff nach meiner Hand.
„Das sind bestimmt nur Thomas und Minho, alles wird gut..", murmelte ich, obwohl ich dabei nicht ganz überzeugt von meiner Aussage war.
Mein Misstrauen zeigte sich als berechtigt, als wir plötzlich ein lautes Schreien von unseren beiden Freunden vernahmen.
„Nehmt eure Rucksäcke und macht euch bereit zu fliehen..", befahl ich schroff und schnappte mir meinen Rucksack.
Die Schreie wurden immer lauter, ich hatte bereits Angst, Thomas und Minho wäre irgendwas zugestoßen, als unsere beiden Freunde, einige Meter entfernt auftauchten.
Für einen kurzen Moment atmete ich erleichtert auf, doch diese Erleichterung verschwand sofort als ich sah, wie panisch Thomas und Minho auf uns zu rannten.
„LAUFT!", brüllte Thomas und fuchtelte wild mit den Armen herum, als hinter den beiden auf einmal irgendwelche Menschen auftauchten.
Richtig erkennen konnte ich nicht, wieso unsere Freunde vor denen wegrannten.
Das waren Menschen, ich meine, die könnten uns ja helfen, oder nicht?
„Was soll das?", fragte Jeff verwirrt.
Plötzlich erkannte ich, wieso wir weglaufen sollten.
Diese Leute, die hinter Thomas und Minho her rannten, waren definitiv keine normalen Menschen.
Sie spuckten ständig diese Flüssigkeit aus, diese schwarze, ekelhafte.
Sie machten diese fürchterlichen Geräusche, sie schrieen.
„Das sind diese Leute.. diese Leute mit der Krankheit!", rief Winston.
„Oh.. shit..!", brüllte Newt, ehe er meine Hand packte und schnell davon rannte.
Oh Gott, rennen war ja wohl wirklich nicht meine Stärke.
Dennoch folgte ich meinen Freunden, die wahllos, allerdings auch zusammen als Gruppe, irgendwo hin rannten.
Thomas und Minho hatten uns überholt und führten uns nun an.
Wir erreichten eine große Halle mit einer metallischen Treppe, die wir zunächst hinauf rannten.
Ohne mich umzudrehen, rannte ich weiter, folgte Minho und achtete dabei stets darauf, dass Newt neben mir war.
„Chuck!", hörte ich Thomas brüllen und drehte mich erschrocken um.
„NEIN!", schrie ich, als ich sah, wie sich diese kranken Leute auf Chuck stützten, seinen kleinen Körper komplett verdeckten und vermutlich dabei waren, unseren jungen Freund zu töten.
Die Tränen stiegen mir in die Augen, als ich nach meinem Messer zog, doch Thomas hielt mich auf, indem er mich fest an den Schultern packte.
„Wir müssen weiter, Vio.", sagte er ernst, mit Tränen, die über seine Wangen liefen.
„Wir.. wir müssen ihm helfen..", stammelte ich schluchzend, doch Thomas schüttelte den Kopf.
„Das.. das können wir nicht mehr..", meinte er enttäuscht und zog mich weiter, während ich mich immer wieder schluchzend zu Chuck umdrehte.
Thomas zerrte mich erbarmungslos mit sich, bis wir die anderen erreicht hatten.
Die Kranken waren wohl "fertig" mit Chuck.. sodass sie nun wieder hinter uns her rannten.
„Er ist tot.. Chuck ist tot.", schluchzte ich Newt entgegen der mich verzweifelt mit sich zog.
„Da ist der Ausgang!", brüllte Minho und deutete auf das Ende des langen Corridors.
Ich dachte, wir hätten es gleich geschafft, als plötzlich einer dieser Irren auf Newt stürzte  und ihn zu Boden riss.
„Nein!", rief ich, ehe mir Teresa plötzlich einen Hammer zuwarf, mit dem ich sofort auf den Schädel des Angreifers schlug.
Benommen fiel dieser zu Boden, ehe Thomas ihn den Abgrund hinunter stieß.
„Alles oke?", fragte ich besorgt und half meinem Freund hoch.
„Ja.. Danke Baby.
Und Danke Tommy..", murmelte Newt, immer noch geschockt und rannte anschließend mit uns weiter.
Draußen eröffnete sich vor uns eine riesige Ruine; Steinbrocken die aufeinander lagen, vermutlich ein Teil des Gebäudes, der eingestürzt war.
Die Ruine bot uns einige perfekte Versteckmöglichkeiten.
So fand Minho relativ schnell einen Vorsprung, unter dem wir uns versteckten.
Das grausame Schreien der Menschen war immer noch, mehrere Stunden später zu hören.
Weinend und wimmernd kauerten wir dich zusammen.
Auch, wenn es sich um eine Wüste handelte, war es ungemein kalt nachts.
Schon wieder hatten wir einen unserer Leute verloren.
Und dann auch noch Chuck, der jüngste von uns.
Ich fühlte mich so leer, leer und hilflos.. schuldig in einem gewissen Sinne.
Wenn wir früher gegangen wären, wäre Chuck vielleicht noch am Leben.
Ich wusste nicht genau was ich fühlen sollte, ich war natürlich traurig, keine Frage.
Irgendwann hörten die Schreie auf, alles war still.
Das einzige, was man hören konnte, waren unsere leisen Schluchzer.
So konnte das doch nicht weiter gehen.
Einer nach dem anderen, wie eine Kette, ein Uhrwerk, würde das niemals aufhören?

„Du solltest jetzt schlafen, Vio..
Morgen wird ein anstrengender Tag.", murmelte Newt und strich mir besorgt über die Wange.
„Ich kann nicht schlafen.. nicht jetzt.", flüsterte ich mit der Absicht, die anderen nicht zu wecken.
„Wir schaffen das, Vio.
Wir alle, wir müssen jetzt weiterkämpfen, für alle die, die nicht mehr dabei sein können.", erwiderte Newt liebevoll und strich mir sanft eine Träne von der Wange.
Dies waren die letzten Worte, die wir wechselten, bevor ich erschöpft einschlief.

Unsanft wurde ich geweckt, von jemandem der mir ein bisschen Wasser ins Gesicht goss.
„Willst du mich verarschen?
Wir hatten einen Plan, Vi!"
„Madison?!",rief Jeff neben mir ungläubig.
„Soley, eigentlich, aber Madison geht eigentlich auch klar.", meinte meine Schwester.
„Tut mir leid..", murmelte ich kleinlaut und stand langsam auf.
Es war mittlerweile helllichter Tag, die Sonne schien heiß auf uns herab doch zum Glück war keiner von diesen Kranken in unserer Nähe.
Zu meiner Überraschung standen hinter meiner Schwester noch Daniel, Clary und noch ein anderes Mädchen und ein anderer Junge, die ich allerdings noch nie gesehen hatte.
„Weißt du eigentlich wie viele Leute ich verloren habe, beim Versuch dich rauszuholen?", meinte Sol entgeistert und setzte sich erschöpft hin.
Die Kleidung der vier war verdreckt, manche mit etwas Dreck, andere auch mit getrocknetem Blut.
„Tut mir leid..", wiederholte ich kleinlaut.
„Und Anna und Ryan..?", fragte Teresa Daniel, der daraufhin nur traurig den Kopf schüttelte.
„Wo wollt ihr jetzt hin?", fragte Thomas.
„Ich habe einen Freund im Süden.
Er lebt dort mit einer Gruppe an den Bergen.
Er kann uns vielleicht weiter bringen.", erklärte meine Schwester und half den anderen hoch.
„Wir suchen den rechten Arm.", erzählte Thomas.
„Den rechten Arm?", wiederholte Sol ungläubig und fuhr sich durch die blonden Haare.
„Weißt du was darüber?", fragte Newt und gab mir meinem Rucksack.
„Ich nicht, aber mein Freund vielleicht."

Violet 2 - The Scorch TrialsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt