50 | Eine Trauerfeier

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Newt

Es tat mir in der Seele weh, sie so zu sehen, so fertig und so verzweifelt, aber mir ging es nicht besser.

Langsam kniete ich mir zu ihr und griff mit der rechten Hand nach ihrer, was mich schmerzhaft aufkeuchen ließ.

Mein Arm schmerzte, dort war Krankheit auch am deutlichsten zu sehen.

Es fühlte sich an, als würde dort mein Blut in den Adern kochen, alles war verkrampft, doch ich wollte Violet nicht noch mehr belasten, weshalb ich versuchte, die Schmerzen zu ignorieren.

„Sieh mich an, Baby.", bat ich stattdessen mit sanfter Stimme, woraufhin sie dann tatsächlich zu mir aufsah.

Ihr wunderschönen, braunen Augen waren ganz rot und angeschwollen, vom weinen.

Ihr Mund verzerrt, da sie noch schluchzte und ihre Nase lief ein wenig, weshalb ich ihr ein Taschentuch überreichte.

„Sag jetzt nicht, du wirst immer in meinem Herzen bleiben, das hilft gar nicht!", wimmerte die Brünette, nachdem sie ihre Nase geputzt hatte.

„Das wollte ich gar nicht sagen.", verteidigte ich mich seufzend und legte meinen linken Arm um die Schulter meines Mädchens.

„Ich wollte sagen, dass ich dich liebe."

„Ich liebe dich auch, Newt..", schluchzte Vi und endlich traute ich mich, das zu tun, was ich schon die ganze Zeit über tun wollte.

Ich beugte mich etwas vor, legte die Hand an ihre Wange, die noch nass von all den Tränen war und legte meine Lippen langsam auf ihre.

Diese weichen Lippen, diese vollen Lippen, die ich so sehr auf meinen vermisst hatte.

Es fühlte sich an, wie beim ersten Mal.
Damals, auf der Lichtung, als ich sie für wenige Sekunden geküsst hatte und sie daraufhin weggelaufen ist.

Doch diesmal waren es nicht nur einige Sekunden, es fühlte sich an, wie eine Ewigkeit.

Eine wunderschöne Ewigkeit, die ich für jeden Preis der Welt erhalten wollte, doch ich konnte es nicht.

Wie in Zeitlupe, lösten sich ihre Lippen von meinen, doch wir verloren sonst nicht an weiterer Nähe zueinander.

Ich merkte, wie ich immer schwächer wurde.

Wie mein Körper immer mehr nachgab und zusammensacken wollte, doch sie hielt mich.

So wie sie mich schon immer gehalten hatte, seit ich sie kannte.

Dieses Mädchen.

„Danke..", flüsterte ich mit brüchiger Stimme, da ich daran dachte, wieso ich mich bedankte.

„Wofür..?", wollte Vi nun auch wissen, woraufhin ich sofort wieder aufschluchzen musste.

„Dass ich nicht aus dieser Welt gehen muss, ohne deine Lippen nochmal.."
Und dann schaffte ich es nicht, weiter zu reden, denn nun weinte ich richtig los, was Vi mir nur nachtat.

So standen wir da.
Wie ein einziges, Häufchen Elend und weinten.

„Es ist so unfair..
Wir hätten so viel erleben können.
Wir müssen noch so viel erleben.
Du hast doch noch nichts kennengelernt..
Du.. du hast das nicht verdient..", schluchzte Vi und versuchte anscheinend verzweifelt die richtigen Worte zu finden.

„Und Jeff auch nicht.
Oder Chuck, oder Alby, oder Winston, Zart, Ryan, Anna und alle anderen.
Keiner von uns hatte das.
Und ja, es ist unfair.
Es ist verdammt nochmal unfair, denn ich bekomme nicht mal mehr die Chance, dich zu heiraten, Violet Janson.
Dabei hättest du so atemberaubend schön ausgesehen.
In so einem riesigen, weißen Kleid.
Ich würde dir so einen Ring an den Finger stecken und dann wärst du meine Frau.", heulte ich und versuchte verzweifelt, meinem Mädchen die Tränen von der Wange zu wischen, welches, auf meine ausgesprochenen Fantasien hin nur den Kopf schüttelte.

Violet 2 - The Scorch TrialsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt