20 | Ich bin bei dir, immer.

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- Perspektive: Newt -
„Ich dachte wir wären immun.", presste Minho zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus.
Es war Abend, wir wollten uns ausruhen, statt weiterzulaufen, also hatten wir ein Feuer gemacht und uns da herum gesetzt.
„Nicht alle von uns.", vermutete Teresa und starrte in die lodernden Flammen.
Ich konnte spüren wie Vi, die zwischen meinen Beinen saß und ihren Hinterkopf gegen meine Brust gelehnt hatte, zu ihrer besten Freundin hinüber sah.
„Wenn sich das Virus bei Winston ausbreiten konnte, sollten wir davon ausgehen, dass das für uns alle gilt.", seufzte ich und vergrub mein Gesicht müde und erschöpft in den gut riechenden Haare von Violet.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde.", begann Bratpfanne, wobei man deutlich die Tränen sehen konnte, die ihm über die Wangen liefen.
„Aber ich vermisse die Lichtung."
Danach war alles still.
Keiner sagte mehr ein Wort, man hörte nur noch das Knacken des Feuers.
„Ich vermisse sie auch.", murmelte Vi plötzlich, woraufhin ich besorgt durch ihr Haar strich und ihr anschließend dort einen Kuss hin hauchte.
So saßen wir dann da.
Es fühlte sich nicht richtig an, so um Winston zu trauern, denn er hatte mehr als das verdient, doch in einer Wüste könnte man nunmal keine Trauerfeiern veranstalten.
Und obwohl wir direkt am Feuer saßen, fühlte ich mich kalt und leer.
Auch die Nacht schien dunkler zu sein, als jede andere und ich wünschte, dass die Sonne bald wieder aufgehen würde.
Der beißende und erdrückende Geruch des Rauches stieg in meine Nase und in meine Lunge, sodass ich Husten musste.

Plötzlich stand Thomas, der mir zuvor gegenüber gesessen hatte, auf und setzte sich, ein wenig entfernt von uns, auf einen alten Baumstamm, der auf den Boden lag.
Besorgt schaute ich meinem besten Freund hinterher.
Thomas hatte, seit Winston's Tod nichts mehr gesagt, er war einfach still voraus gegangen und hatte allein vor sich hin geweint.
Ich machte mir Sorgen um ihn.
Ich wusste, dass Thomas sich Vorwürfe machte und, dass er immer versuchte und immer versuchen wird, alle zu retten und alles perfekt zu machen, doch das ging einfach nicht.
„Geh schon.", flüsterte Vi auf einmal.
Meine Freundin hatte ihren Kopf zu mir gedreht und blickte mich nun sanftmütig an, während sie eine kleine Kopfbewegung in Thomas' Richtung machte.
Ich drückte ihr daraufhin kurz einen Kuss auf die Wange und stand anschließend vorsichtig auf, um mich neben meinen besten Freund zu setzen.
Thomas sah mich zunächst nicht an.
Er war damit beschäftigt, diese kleine Holzfigur anzustarren, die Chuck ihm mal geschenkt hatte.
Und schon blitzten wieder die Erinnerungen an unseren Freund auf.
Sein Gesicht erschien in meinem inneren Auge und für einen kurzen Moment durchströmte mich eine unglaubliche Leere.

„Harter Tag.", meinte ich nachdenklich, da ich eigentlich nicht wusste, was ich sagen sollte.
„Hartes Jahr.", murmelte Thomas und starrte weiter die Holzfigur an.
„Hartes Leben.."
Tommy nickte und schaute dann von der Figur auf den Boden.
Es war zwar dunkel, doch ich konnte genau sehen, wie meinem besten Freund die Tränen in die Augen stiegen und anschliessend auf den sandigen Böden tropften.
„Ich bin der Grund dafür, dass wir hier feststecken.
Die Anderen wissen das auch.", murmelte Tommy, bis sich fest auf die Lippe, da er kurz davor war in Tränen auszubrechen.
„Nein, du bist der Grund dafür, dass wir frei sind.
Einer davon.", meinte ich ernst und klopfte Thomas mitfühlend auf die Schulter, woraufhin sich dieser mit seinem Ärmel schnell die Tränen von der Wange wischte.
„Und lass die Anderen denken was sie wollen, sie würden dir, ohne zu zweifeln, überallhin folgen.", beteuerte ich und versuchte ein wenig zu Lächeln, um dies auf meinen besten Freund zu übertragen.
„Sie folgen Vi.
Und dir.", erwiderte Tommy.
„Das ist anders.
Mit Vi und mir.
Violet folgt dir, sie vertraut dir und das tue ich auch.", erkläre ich daraufhin und schüttelte kurz den Kopf.
Während wir redeten zog plötzlich ein kalter Wind durch, der ein wenig Sand vor meinen Füßen aufwehte und mir eine leichte Gänsehaut auf die Schultern und auf die Arme legte.
Es wurde kälter, wir waren zu weit weg vom Feuer, doch Thomas brauchte das jetzt, das wusste ich.
„Aber ich weiß nicht, wohin wir gehen sollen.
Wir sind verloren.", murmelte Thomas und warf einen Blick über die Schulter, um kurz nach den Anderen zu sehen.
„Das waren wir schon immer.", seufzte ich und lachte kurz auf, woraufhin Thomas bestätigend nickte und kurz mitlachte, ehe ich wieder ernst wurde.
„Irgendwo auf dieser verdammten, verklonkten, kaputten Welt gibt es einen Platz für uns.
Eine Menge unserer Freunde sind gestorben, um uns diese Chance zu ermöglichen.
Daran halten wir fest, deshalb geben wir nicht auf.
Also darfst du's auch nicht, das werde ich nicht zulassen."
Thomas sah mich eine Weile lang nachdenklich an, ehe er dann aufstand und einmal deutlich nickte.
„Schlaf jetzt.", riet ich ihm fürsorglich, ehe ich ebenfalls aufstand und an ihm vorbei, zurück zum Lagerfeuer lief.
„Danke.", rief Thomas, woraufhin ich mich sofort umdrehte.
„Versuch einfach.. nicht.. aufzugeben.", rief ich zurück, ehe ich mich wieder zu meiner Freundin setzte und sie fest in meine Arme zog.
„Was hast du zu ihm gesagt?", fragte diese und drehte sich zu mir um.
Ich erzählte Vi grob das, was ich auch Thomas gesagt hatte, während diese aufmerksam zuhörte.
„Seit wann ist mein Junge so ein Optimist?", fragte Vi am Ende lächelnd und strich mir kurz über die Wange.
Auch, wenn wir jetzt seit mehreren Monaten zusammen waren, verursachten Berührungen wie diese, dass ich eine Gänsehaut am gesamten Körper bekam, mein Herz wie wild zu schlagen begann und die Schmetterlinge in meinem Bauch aufwachten und wild umherflogen.
„Du weißt, dass ich das alles von dir habe, oder?", fragte ich schmunzelnd und zog Violet noch ein wenig näher an mich.
„Weiß ich das?", grinste sie provokant, woraufhin ich empört aufseufzte und begann, meine Freundin zu kitzeln.
Lachend versuchte sich Vi aus meinen Armen heraus zuwenden, doch ich hielt sie grinsend fest.
Nichts auf der Welt machte mich glücklicher, als dieses Mädchen lachen zu sehen.
Sie schaffte es einfach, dass sich all diese Dunkelheit wieder aufhellte, zumindest ein bisschen und für eine Weile.
Grinsend hörte ich irgendwann auf Vi zu kitzeln, woraufhin sich diese dann wieder normal, mit dem Rücken zu mir, auf meinen Schoß setzte und ich meine Arme, von hinten, um ihren Bauch legte.
Violet legte ihre Hände auf meine, woraufhin ich meinen linken Arm hob und ihn an mich zog, um Vi's linker Hand einen kleinen Handkuss zu geben.
„Dieses Liebes-Zeug.", rief Sol von der anderen Seite des Lagerfeuers und erhielt somit unsere Aufmerksamkeit.
„Ich schätze, ich hab's verstanden.", murmelte sie kopfschüttelnd, woraufhin ich wieder breit zu Grinsen begann und langsam wieder begann, Vi's Wangenknochen entlang zu küssen.

Ungefähr eine halbe Stunde später, waren alle eingeschlafen, nur ich war noch wach, da ich einfach nicht schlafen konnte.
Zu viel ging mir durch den Kopf.
Gutes, Schlechtes.
Gedanken über Vergangenheit und Zukunft.
Ich dachte an Alby und fragte mich, ob er stolz auf und wäre, was wir alles geschafft hatten, oder ob er denken würde, dass wir geradewegs auf den Tod zuliefen.
Doch meine Gedanken wurden unterbrochen, als Violet plötzlich aufzuckte und ihr Gesicht in eine Sorgenfalte verzog, welche immer stärker wurde, dass es irgendwann aussah, als hätte sie richtige Schmerzen.
„Vi?", flüsterte ich besorgt und versuchte meine schlafende Freundin zu wecken.
„Violet!", versuchte ich es nun etwas lauter, das das davor nicht funktioniert hatte.
Vi murmelte irgendwelche Sätze und Wörter, die ich nicht verstehen konnte.
Sie wandte sich wild hin und her, woraufhin ich meine Freundin fest an mich zog und versuchte sie festzuhalten.
Beruhigend strich ich ihr über ihre weichen, langen Haare und drückte ihr andauernd Küsse auf die Wange.
Ich fragte mich zwar, wieso Vi nicht aufwachte, aber mein Hauptziel war einfach, sie zu beruhigen.
„Schhhhh.", flüsterte ich unsicher, als die Brünette nach längerem und kräftigerem Rütteln nicht aufgewacht war.
Doch plötzlich, aus heiterem Himmel, s schien sich meine Freundin langsam zu beruhigen und ihr Gesicht entspannte sich ein wenig, woraufhin ich erleichtert seufzte und kurz die Augen schloss.
„Hey, ich bin bei dir, immer.
Ich verspreche es.", flüsterte ich und schaute mein Mädchen verliebt an, während sie schlief und nichts davon mitbekam.

Violet 2 - The Scorch TrialsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt