51 | Töte sie!

501 24 4
                                    

Newt

Seufzend strich ich mir eine Träne von der Wange und fuhr mir einmal durchs Haar.

Sie hatte es mal wieder geschafft, mich mit ihren Worten so fertig zu machen.
Nur diesmal auf eine schöne Weise.

Ich atmete zunächst tief durch und zog die Brünette dann auf meinen Schoß.

Ich versuche nach passenden Worten zu suchen, nach einer Antwort, doch ich würde es niemals schaffen, das Richtige zu sagen.

Statt also groß nachzudenken, flüsterte ich ihr einfach ins Ohr: Ich hätte auch alles für eine Ewigkeit mit dir zu geben."

Ich spürte, wie Violet sich langsam an mich schmiegte und tief durchatmete, da meine Hände auf ihrem Bauch ruhten.

Lächelnd und mit so einigen Tränen in den Augen, hörte ich dem Rest meiner Freunde zu, während dieser weiter emotionale Reden für mich hielten und es machte mich dabei noch wütender, dass ich diese Leute, meine Freunde, meine Familie, verlassen musste.

Es war spät in der Nacht, es wurde mittlerweile wirklich kalt, weshalb wir uns dazu entschieden, nun endlich schlafen zu gehen.

Maria, oder Mary.. Violet's Mutter hatte uns ihr Zelt zur Verfügung gestellt, sodass wir nun noch mal in Ruhe reden konnte.

"Wie hat dir deine Trauerfeier gefallen?", fragte Violet überfröhlich und, völlig offensichtlich natürlich, gespielt, ehe sie sich dann neben mich aufs etwas größere, aber dennoch unbequeme Bett legte.

"Ganz gut.", murmelte ich und legte sofort beide Arme um die Brünette.

"Was ist los, Vi?", seufzte ich, nachdem sie mir ein weiteres dieser ätzenden, unechten Lächeln geschenkt hatte.

"Wie hast du das denn jetzt gemerkt?", motzte Vi kleinlaut, woraufhin ich bloß eine Augenbraue hob.

"Mein Mädchen kann einfach nicht lügen.", erklärte ich, ehe Violet tief durchatmete und kurz zu mir hochsah.

Es war kaum der Bruchteil einer Sekunde, dennoch war es offensichtlich, dass sie kurz vorm Weinen war, weshalb ich sie nochmal fester mit meinen Armen umschloss.

"Ich hab es versucht, Newt.", schluchzte die Brünette und krallte ihre Finger in mein Shirt, woraufhin ich besorgt zu ihr sah und die Stirn runzelte.

"Was hast du versucht?", fragte ich vorsichtig und schluckte, da ich bereits ahnte, in welche Richtung das gehen würde.

"Ich habe versucht mich auf andere Dinge zu konzentrieren, fröhlich zu sein, für dich, aber ich kann nicht! Ich kann einfach nicht, ich kann damit nicht leben, es tut mir leid.", wimmerte Vio und drückte ihr Gesicht gegen mich.

Mit schmerzendem Herzen, sowohl von der Krankheit, als auch von ihren Worten, biss ich mir auf die Unterlippe, um nicht selbst loszuweinen, wozu mir definitiv zumute war.

"Du musst gar nichts für mich Baby, gar nichts. Vor allem nicht irgendwas vortäuschen. Alles, was ich von dir erwarte, ist zu leben, Baby. Ich liebe dich. Ich liebe dich und ich weiß, dass dir das gerade überhaupt nicht hilft. Wie.. wie kann ich dich irgendwie trösten.", fragte ich traurig, mittlerweile verzweifelt und strich mit meiner linken Hand ihren Rücken auf und ab, da ich meinen rechten Arm mittlerweile nicht mehr bewegen konnte.

"Bleib.", wimmerte meine Freundin weinend und sah mir bettelnd in die Augen.

Allein der Anblick reichte aus, sodass ich selbst zu weinen beginnen musste.

"Ich kann nicht, Vi. Ich will doch, ich will es so sehr. Ich will mehr Zeit, aber es geht nun mal nicht, es tut mir leid!", rief ich und benutzte nun meine linke Hand, um mir schluchzend die Tränen wegzuwischen.

Mit regelmäßigem Atmen versuchte ich, mich wieder etwas zu beruhigen, doch es half nicht.

"Es tut mir leid, Newt. Wir sollten unsere womöglich-letzte Nacht ganz anders verbringen, ich weiß das, aber ich kann mich einfach nicht zusammenreißen!", heulte Violet und sah mir diesmal dabei die ganze Zeit in die Augen, was mich noch mehr fertig machte, als ich sowieso schon war.

Ich wollte etwas erwidern, doch die Brünette, meine Brünette war noch nicht fertig.

"Ich werde niemals wieder jemand lieben oder überhaupt lieben können! Ob tot oder lebendig, für mich wirst es immer DU sein. Und ich weiß genau, dass ich nicht mehr Ich sein werde.
Wenn du stirbst nimmst du etwas von mir mit, einen Teil und ich weiß nicht, wie groß dieser Teil sein wird. Ich kann so nicht leben!", rief sie, woraufhin ich sofort hysterisch den Kopf schüttelte.

"Wer hält mich, Newt?! Wer?!"

"Hör auf!", rief nun ich schluchzend, ich brüllte eher, wofür ich mich sofort entschuldigte.

"Du wirst das schaffen. Bitte versprich mir, dass du es wenigstens versuchst! Ich.. ich kann ni.. ich .. nicht"

Plötzlich durchzog meinen Körper ein schmerzhafter Elektroschock und versetzte mich in eine Starre, bis ich plötzlich aufwachte und mein Kopf brannte, als hätte ich ihn die ganze Zeit gegen eine Wand geschlagen.

Die Schmerzen wurden so schlimm, dass ich aufschreien und mir an den Kopf fassen musste.

Ich hörte Violet's Stimme nicht mehr, ich sah nur, wie sich ihre Lippen bewegten.

Alles verschwamm und war dann plötzlich wieder ganz klar, doch hören konnte ich immer noch nichts, bis mich auf einmal meine eigene Stimme anbrüllte.

"TÖTE SIE!"
"TÖTE SIE!"
"TÖTE SIE!"
"TÖTE SIE!"
"TÖTE SIE!"

Dann wurde alles schwarz, doch mein Kopf und mittlerweile mein ganzer Körper, brannte nach wie vor, vor Schmerzen.

Ich spürte, wie sich alle meine Muskeln gleichzeitig verkrampften.

Es blieb dunkel, die Stimme brüllte immer lauter, ich solle sie töten.

"WEN DENN?", brüllte nun ich in die Dunkelheit.

Keine Antwort.

"TÖTE SIE ENDLICH!"

Und als ich meine Augen das nächste mal öffnete und endlich wieder scharf sehen konnte, lagen meine Hände angespannt um den Hals meines Mädchens.

Violet hatte ihre Augen und ihren Mund weit geöffnet, ihr Gesicht war blass und ihre Hände hielten meine Handgelenke.

Erschrocken sprang ich etwas zurück und schluckte, ehe ich einfach aus dem Zelt rann.

Violet 2 - The Scorch TrialsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt