21 | Ein Verrat

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              - Perspektive: Violet -
Traum
„Was hast du denn überhaupt gemacht?", fragte ich Thomas und versuchte dabei, ihn ein wenig zu beruhigen.
„Wir haben nicht genug-"
„Verdammt!", unterbrach meine Schwester ihn.
„Hör auf so dämlich drum herum zu reden und sag uns endlich, was du gemacht hast!"
Zögernd sah Thomas sich um.
„Okay.
Es gibt da eine Organisation, okay?
Die retten Gefangene von Wicked.
Ich habe ihnen die Koordinaten von allen Wicked Laboren gegeben.
Versteht ihr was ich meine?"
Ich nickte.
Er hatte uns verraten, Ava, meinen Vater, alle.
„Was glaubst du, was die jetzt mit dir machen?", fragte Teresa nervös, als plötzlich vier Securities reinkamen, unseren Freund unsanft packten und ihn davon zerren wollten.
„Hey, Nein!
Lasst ihn!", rief ich ängstlich und trat einen Schritt nach vorne, doch meine Schwester hielt mich fest an den Armen.
„Wie heißt die Organisation?!", brüllte ich Thomas hinterher, ehe er um die nächste Ecke verschwand, dennoch ich hörte ich noch seine Antwort.
- Traum Ende -
„DER RECHTE ARM.
DER RECHTE ARM.
DER RECHTE ARM.
DER RECHTE ARM.
DER RECHTE ARM!", wiederholte ich, damit ich es nicht vergaß.
„VIOLET!", ertönte plötzlich Newt's laute Stimme.
Ich weiß zwar nicht wie, aber irgendwie schaffte ich es, aus dem Traum aufzuwachen.
Erschrocken zuckte ich auf und als ich meine Augen weit aufschlug, war es bereits hell und diese pralle Sonne schien auf mein Gesicht.
„Ich hab nur.. geträumt.", murmelte ich, wobei ich beim Reden immer unsicher wurde.
Hatte ich nur geträumt?
Nein, das hatte ich nicht und das wusste ich auch.
„Der rechte Arm, er ist real.", kam es auf einmal von meiner Linken, wo meine Schwester stand.
„Warte mal, du dachtest, wir würden lügen?", fragte Thomas entgeistert.
„Die Wahrheit ist, an den rechten Arm glaubt so gut wie niemand mehr.
Jorge meinte, es würde ihn nicht mehr geben.", erklärte Sol, während ich mich langsam aufsetzte und die Hand meines, besorgt guckenden, Freundes nahm.
„Wer ist Jorge?", fragte Jeff verwirrt.
„Jorge ist der Mann, zu dem ich euch bringe.", meinte die Blondine und stand langsam auf.
„Kommt, es ist nicht mehr weit.
Vielleicht noch einen Tagesmarsch."
So hielt sich die Hand an die Stirn, damit sie die Sonne nicht blendete und schaute hinaus in die Ferne, die die Umrisse von ein paar Bergen und Hügeln zeigte.
„Komm, ich helfe dir hoch."
Das war Alec.
Der dunkelhaarige Junge, der sicherlich zwei oder drei Jahre älter war als wir, streckte mir lächelnd seine Hand entgegen, die ich dankbar nahm und anschließend von ihm hochgezogen wurde.
Er war ja nicht hässlich, das konnte man nicht verleumden.
Er war groß, muskulöser noch als Minho, hatte eine kantige Kieferlinie und auffallende, grüne Augen.
„Ihr Rucksack, Madam.", meinte er überspitzt höflich, woraufhin ich leise lachen musste und dankbar meinen Rucksack nahm, den er mir zuvor hingehalten hatte.
„Vielen Dank, Sir."
Nun lachte Alec ebenfalls leise, woraufhin wir dann endlich losgingen.
Ich lief zwischen Minho und Jeff.
Die Sonne schien gnadenlos auf uns herab und auch, als ich meine Jacke ausgezogen hatte, war mir so unglaublich heiß, dass ich mir nichts mehr wünschte, als einen kühlen Wind.
Was ich bekam war ein elender Sandsturm, wegen dem wir uns in einer alten Garage verstecken mussten.
„Ich nehm das mit den Tagesmarsch zurück.
Wenn das so weiter geht, kommen wir vielleicht morgen Abend an.", vermutete meine Schwester und setzte sich auf den steinigen Boden der abgekommenen Garage.
„Warst du auch in einem Labyrinth?", fragte Jeff Alec, der neben mir saß, interessiert.
„Ja, Gruppe D, einziger Überlebender.", murmelte Alec, woraufhin ich sofort Mitleid für den Jungen empfand.
Alle seine Freunde waren gestorben, womöglich noch vor seinen Augen.
„Ich wäre gerne in eurem gewesen, wenn's da so hübsche Mädchen gab.", schmunzelnd stupste er mich an.
Flirtete der Typ gerade mit mir?
Verwirrt sah ich zu Boden und fühlte mich beinahe etwas unwohl.
Als er dann noch seine Hand auf meinen Oberschenkel legte, war es für mich vorbei und ich zuckte erschrocken zurück.
„Fass sie noch ein einziges Mal an.", knurrte Newt wütend und stand auf.
„Dann was?", fragte Alec provokant, woraufhin ich ebenfalls aufstand und besorgt die Hand von meinem Freund nahm.
„Newt, es ist alles gut.", flüsterte ich eindringlich.
„Alec, lass es jetzt, du Idiot.", forderte Sol ernst.
„Es ist doch nicht alles gut, wenn dieser Strunk meint, dich einfach anmachen zu können.", zischte Newt und sah mich nichtmal dabei an.
„Newt, bitte.
Beruhig dich.", bat ich inständig und hielt meinen Freund nun am Arm fest, während er Alec beinahe wie ein hungriges Tier anstarrte und dabei war, auf ihn loszugehen.
„Für mich.", rief ich ernst, woraufhin mich Newt endlich ansah und tief durchatmete.
Mit wütenden Gesicht löste er sich von mir und ging zurück zu dem Platz, an dem er vorher gesessen hatte.
Ab jetzt herrschte eine merkwürdige Stimmung zwischen uns allen.
Es war einfach komisch.
Newt sah ab und zu immer noch wütend zu Alec hinüber, doch dieser ließ sich nicht davon beirren.
Trotzdem wusste jeder; wenn Alec nur noch ein einziges Ding bringen würde, Newt komplett ausflippen würde.
Und, versteht mich nicht falsch, normalerweise hasste ich seine Eifersucht, doch diesmal war sie irgendwie begründet.
„Wir können weiter.", meinte Minho, als der Sandsturm einigermaßen aufgehört hatte.
Seufzend schnappte ich mir meinen Rucksack und stand auf, um anschließend, neben Teresa und meiner Schwester, voraus lief.
„Was ist jetzt eigentlich mit dir und Thomas?", fragte ich meine beste Freundin unauffällig, nachdem ich mich einmal umgesehen und vergewissert hatte, dass Thomas nichts hören würde.
Thomas lief ganz hinten, entfernt genug von uns.
„Warte mal?
Thomas? Thomas und du?", fragte Sol schmunzelnd und blickte zu Teresa hinüber, die ihrerseits hochrot anlief.
„Ich hatte mir eingebildet, dass da was wäre, zwischen uns.
Aber wir hatten bis jetzt ja auch keine richtige Gelegenheit zu reden.", seufzte die Dunkelhaarige ein wenig frustriert.
„Wenn nicht jetzt, dann nie.
Immerhin könnte einer von euch, oder direkt beide, morgen schon tot sein.", meinte Sol schulterzuckend, woraufhin ich bloß lachend den Kopf schüttelte.
„Vielen Dank, Soley.
Du schaffst es mit deinen Sprüchen immer, wirklich immer mich aufzuheitern!", seufzte Teresa sarkastisch und sah beleidigt zu Boden.
„Komm, Te!
Wo sie Recht hat, hat sie Recht!", immer noch lachend stupste ich meine beste Freundin mit meinem Ellenbogen an, woraufhin diese dann auch endlich wieder lächelte.
„Wieder zurück zum Thema.
Du meintest, du hättest dir eingebildet, dass da was wäre?", hakte ich nach, woraufhin Teresa nickte.
„Hallo?! Da ist doch auch was!", rief ich nun, lauter als gedacht, woraufhin mir Teresa sofort ihre Hand flach auf den Mund presste.
„Sonscht hättihr ja nisch.", nuschelte ich durch ihre Hand, woraufhin Teresa diese lachend wieder wegzog.
„Wie bitte?", fragte sie.
„Sonst hättet ihr ja nicht..", flüsterte ich und machte vielversprechende Bewegungen mit den Augenbrauen.
„Nein!
Du und Thomas habt miteinander geschlafen?!", fragte Sol überrascht.
„Danke, Vi!", seufzte Teresa sauer.
„Sorry.", flüsterte ich grinsend, denn auch, wenn es dafür keinen richtigen Grund gab, außer den, dass sie meine Schwester ist, vertraute ich Sol und Teresa tat das irgendwie auf, denn richtig wütend war sie nicht.
„Es ist nur.
Wenn Thomas und ich zusammen sind, dann fühlt es sich schon schön an und so.
Aber wir sind nicht so wie ihr, wie du und Newt, Violet.", murmelte meine beste Freundin kleinlaut und sah kurz nach hinten zu Newt und Thomas, die immer noch ganz hinten liefen.
„Bei euch merkt man sofort, dass ihr euch liebt und dass ihr sowas wie Seelenverwandte oder so seid, wenn man an sowas glaubt.", erklärte sie.
„Ja, das stimmt.", bestätigte Sol nickend.
„Aber das ist doch widerlich mit anzusehen, für alle anderen zumindest.", ergänzte sie, woraufhin wir drei wieder loslachten.
„Also, Te.", begann ich, nachdem wir und wieder beruhigt hatten.
„Nur weil Newt und ich anders miteinander umgehen, als du und Thomas miteinander umgeht, heißt das nicht, dass Thomas nicht vielleicht in dich verliebt ist!
Liebe ist unterschiedlich, jedem ist es selbst überlassen, wie er sie gestaltet.
Doch Eines ist bei jedem gleich:
Liebe sollte sich niemals erzwungen und falsch anfühlen, denn dann ist sie es auch."

Violet 2 - The Scorch TrialsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt