2 | Befragung

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Newt

Das kalte Wasser der Dusche prasselte auf meinen Körper und meine Haare.
Starr, beinahe eingefroren, starrte ich die weißen Fliesen auf dem Boden an und atmete tief durch.
Das erste mal in einer Dusche und ich wusste, dass ich es hasste, da sie mich unterbewusst dazu zwang, nachzudenken und all meine Gedanken galten immer Violet.
Es tat weh an sie zu denken, es tat weh ihren Namen zu hören und ihr Lächeln vor mir zu sehen.
Ich hatte Angst sie zu vergessen, ihre Stimme aus meinem Kopf zu verlieren, ihr Lachen nicht mehr zu erinnern.
Neben mir hörte ich die Jungs grölen und lachen, während mir langsam die Tränen über die Wangen rannten und sich mit dem kalten Duschwasser vermischten.
Verzweifelt fuhr ich mit meinen Händen durch meine Haare und sank auf die Knie, während das Wasser weiter, wie Regen, auf mich hinab tropfte.
Ich konnte ihre Stimme noch in meinem Kopf hören, sie sagen hören, wie sehr sie mich liebte und wie sehr sie mich brauchte.
Sie hätte es verdient jetzt auch hier zu sein, mehr als ich und mehr als alle anderen, meiner Meinung nach.
Und Gott, was würde ich nicht alles dafür tun, um sie wieder zu mir zurück zu holen.
Langsam begann ich lauter zu Schluchzen und kniff zusätzlich die Augen zu.
Ich wollte, dass es aufhörte wehzutun, wieso musste es so wehtun?
Kennt ihr das, wenn ihr buchstäblich einen Schmerz im Herzen fühlen könnte? Wenn ihr fühlen könnt, wie es zerbricht?
So war es gerade, so war es schon die Tage davor gewesen, jede einzelne Sekunde.
„Newt?", ertönte auf einmal die weiche Stimme von Teresa.
„Bin gleich soweit.", rief ich sofort und versuchte dabei, nicht ganz so schwach und wimmernd zu klingen.
Schnell stellte ich die Dusche aus und nahm mir das Handtuch, was ich vorher beiseite gelegt hatte, um mich abzutrocknen.
„Lass dir soviel Zeit, wie du brauchst, Mann.", meinte Tommy gutmütig, worauf ich allerdings nicht antwortete.
Schnell zog ich mir die frischen Sachen an, die mir irgendein fremder Mann, Doktor Ashton, in die Hand gedrückt hatte.
Wenige Augenblicke später verließ ich als Letzter die Duschen und wurde von meinen Freunden empfangen genommen, die mich alle mit diesem Mitleids-Blick ansahen.
Es wirkte ganz so, als ob sie sich nicht trauen würden, mir irgendwas zu sagen, nach dieser kleinen Auseinandersetzung mit Minho vorhin.
Da ich ja sowieso nicht reden wollte, passte mir dies ganz gut und gemeinsam wurden wir von ein paar Erwachsenen abgefangen, die sich uns vorstellten, Doktor Ashton war auch darunter, und meinten, und untersuchen zu wollen.
Natürlich wusste keiner von uns, was mit diesem untersuchen gemeint sein sollte, doch dennoch ging nach einander jeder von uns mit einem Arzt weg.
Ich lernte an diesem Tag viele neue Sachen kennen, die mich von Violet ablenkten.
Doktor Ashton hörte sich mit einem Metall-Ding meinen Herzschlag an, meinte er, wobei ich es sehr klonkhaft klang, dass man durch Metall einen Herzschlag hören könnte.
Er leuchtete in meinen Mund, durchsuchte meine Ohren und andauernd sollte ich ordentlich ein- und ausatmen.".
Mir war zwar nicht ganz klar, wieso wir untersucht werden mussten, immer hin mussten wir das auf der Lichtung ja auch nie.
„Newt? Komm mal bitte mit."
Erschrocken sah ich auf und erblickte den Mann von vorhin, den Vater von ihr, Mister Janson.
Unsicher stand ich auf und folgte ihn in einen abgeschatteten Raum, ohne Fenster und mit nur einem einzigen Tisch darin.
„Erzähl mir bitte einmal genau, was passiert ist, an was du dich alles erinnerst.", bat Mister Janson und nahm ein kleines Gerät zur Hand, auf dessen Knopf, an der Seite, er nun drückte und mich gespannt ansah.
„Ich wachte eines Tages in dieser Box auf, diesem Fahrstuhl und wurde von einer Gruppe von Jungs in Empfang genommen."
Ich erzählte ihm alles, alles außer die Sache mit dem Selbstmord.
„Violet hat alles verändert, uns geholfen hinaus zu kommen.
Sie war ein unglaubliches Mädchen und es tut mir leid, dass Sie sie verloren haben.", murmelte ich, spielte dabei nervös mit meinen Fingern und biss mir anschließend auf die Unterlippe, um die Tränen zurück zu halten.
„Du war verliebt in sie, stimmt's?", fragte Mister Janson.
Machte es ihm denn gar nichts aus, dass sein Kind tot war?!
„Das ist nicht Teil dieses Gespräches.", knurrte ich durch zusammen gepressten Zähnen.
„Entschuldige.", lächelte der Kerl merkwürdig und notierte sich etwas, was ich nicht lesen konnte.
„Und dann? Was ist dann passiert?"
Ich erzählte Mister Janson in Ruhe, wie wir aus dem Labyrinth gekommen waren.
„Dann war da alles voller toter Menschen, ein Monitor leuchtete auf einmal auf und eine Frau erschien.
Sie stellte sich als.. als.. Anna.. Ann..-"
„Ava Paige.", nickte Mister Janson.
„Unsere Übelste Feindin und Mitgründerin von Wicked.
Ich hoffe sie hat euch mit ihrer Rede keine Flausen in den Kopf gesetzt."
Ich nickte.
„Sie erzählte uns, wie es mit der Welt zu Ende ging und dass wir sie retten könnten.", erzählte ich zu Ende, woraufhin Janson nur genervt aufseufzt und sich noch mehr Sachen notierte, die ich nicht lesen konnte.
„Ihr seid jetzt in Sicherheit.
Am besten denkt ihr nicht mehr an sie, an Wicked oder an das Labyrinth, denn jetzt hat eine neue Zeit begonnen und ihr müsst sie genießen.
Mit einer Sache hatte sie nämlich Recht; mit der Welt und der Menschheit geht es zu Ende, deshalb ist es gut, dass ihr jetzt hier bei uns seid.", meinte Janson sicher und zwinkerte mir freundlich zu.
„Ich danke Ihnen, dafür, dass sie uns bei sich aufgenommen haben.", bedankte ich mich und nickte dem älteren Mann anerkennend zu, woraufhin dieser bloß zurück nickte und langsam aufstand, was ich ihm, wie ein Spiegelbild, gleichtat.
„Du kannst zurück zur Untersuchung, schick mir am Besten Thomas vorbei, vielen Dank für deine Offenheit, Newt."

Violet 2 - The Scorch TrialsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt