16 | Ein Versprechen

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- Perspektive: Newt -
„Ihr habt euch wieder vertragen?", vermutete Jeff, der gerade neben mir her lief.
Schmunzelnd nickte ich und sah zu meiner Freundin, die mal wieder ein bisschen mit ihrer Schwester stritt.
„Ich meine jetzt schon.. aber ich habe das Gefühl, dass wir uns bald wieder streiten würden.
Vi hat sich irgendwie verändert.
Nicht schlecht, versteh mich da nicht falsch.
Sie ist taff und frech geworden, das gefällt mir irgendwie.
Nur manchmal ist sie ziemlich kalt.", erklärte ich dem besten Freund meines Mädchens.
„Versteh sie da.
Wir mussten alle ziemlich grausame Dinge erleben, haben Freunde verloren.
Vi hat Zart verloren, genauso wie ich.
Er war unser bester Freund.
Außerdem hat sie ihren Vater verraten, um mit uns zusammen zu fliehen und hat ihn damit auch verloren.
Manche verändert solche Art von Verluste.", erzählte Jeff und trank einen kleinen Schluck Wasser.
Aufmerksam hörte ich dem Jüngeren zu.
Er hatte ja recht, mit allem.
„Aber Violet ist nicht schwach.
Ich vertraue ihr, immer.", ergänzte er schmunzelnd, woraufhin ich lächelnd nickte.
„Ich vertraue ihr auch.
Ich liebe sie.", erzählte ich immer noch lächelnd.
„Ihr habt Glück.
Ihr habt euch, irgendwie hattet ihr euch schon immer und irgendwie werdet ihr euch immer haben, als so ne Art Mini-Familie.
Und... und ich habe Angst.., Angst zurückgelassen zu werden.", murmelte Jeff nachdenklich und sah mich schief von der Seite an.
Der sonst so glücklich Junge sah nun ganz verlassen und alleine aus, unglücklich.
„Hey.
Violet ist der wichtigste Teil meiner Familie, aber sie ist nicht der einzige Teil.
Ihr seid alle meine Familie, Jeff.
Du, Teresa, Thomas, Minho und alle anderen!
Wir gehören alle zusammen.
Das ist das, was Alby vertreten hatte, was Violet vertritt und was ich vertrete!
Wir sind eine Familie und in einer Familie wird niemand zurück gelassen.", rief ich und hielt den Jüngeren dabei sachte an den Schultern fest.
Jeff begann wieder leicht zu Lächeln und nickte nach einer Weile dankbar.
„Gut gebrüllt, Löwe.", lobte Tommy, der alles mitbekommen hatte und klopfte mir schmunzelnd auf die Schulter.
Anscheinend hatte ich wirklich lauter geredet, als ich wollte, denn alle anderen hatten sich zu mir umgedreht, unter anderem auch meine Freundin, die mich nun fröhlich anlächelte.
„Na super.
Ich würd dir den Spruch ja auf ein Kissen drucken lassen, hab gerade leider keins dabei, aber falls du noch lebst, wenn wir angekommen sind, dann steht das ganz oben auf meiner To-do Liste!", rief Sol mit einem genervten Unterton, lächelte allerdings leicht dabei.
Schmunzelnd verdrehte ich die Augen.
„Kann die Nervensäge bitte die Klappe halten?", bat Teresa seufzend.
„Ist so.
Du sollst ruhig sein.", beteuerte Vi grinsend und stupste ihre Schwester von der Seite an.
„Könnt ihr für eine einzige Sekunde mal aufhören zu streiten?", bat Pfanne lachend, woraufhin wir alle in das Lachen unseres Freundes einstiegen.
Dies war einer dieser winzig, winzig kleinen Momente, an dem wir alle glücklich waren.
Solch einen Moment würde ich liebend gerne festhalten und nie wieder loslassen.
Ihn in ein Glas einsperren und es immer dann öffnen? wenn ich mal wieder nicht weiter weiß, wenn es aussichtslos ist und wir alle verzweifelt sind.
Natürlich musste dieser Moment zerstört werden, als Winston plötzlich schmerzhaft aufstöhnte und direkt neben Jeff zu fallen drohte, doch Thomas kam rechtzeitig, um seinen Kopf noch zu stützen.
„Winston!", rief Vi besorgt und kniete sich neben ihn.
Unser Freund hustete, schwitzte und man konnte ihn mehr als deutlich ansehen, wie schlecht es ihm ging.
„Winston.. hey..", flüsterte Vi unruhig, während Thomas Winston's Shirt bis zur Brust hochzog.
Seine Wunden waren schlimmer geworden, sie hatten beinahe seinen gesamten Oberkörper überzogen.
„Er wird's nicht schaffen.", vermutete Jeff und schluckte.
„Sag sowas nicht..", rief Vi und nahm mit zitternden Händen einen Verband in die Hand.
„Vi..", flüsterte ich mitfühlend und legte meiner Freundin die Hand auf die Schulter, die sie allerdings sofort wegschlug, woraufhin ich erschrocken zurück trat.
„Hört auf!
Keiner von euch sagt sowas mehr!", brüllte Violet weinerlich und verband Winston's Bauch stramm.
Dann war es Jeff, der plötzlich zu Vi ging und sich neben sie kniete.
„Okay.
Wir bringen ihn durch, irgendwie...", nickte der Jüngere selbstbewusst, woraufhin Bratpfanne und Minho Winston auf eine Trageliege legten und ihn trugen.
„En... Entschuldigung..", flüsterte Vi mir zitternd zu mir und starrte unserem kranken Freund hinterher.
„Baby..", erwiderte ich mitfühlend und nahm die Hand meiner Freundin.
„Es ist nur.. , wir haben schon Chuck verloren..und..
ich kann.. ich kann nicht..", stammelte sie wimmernd und stürzte sich kurz danach direkt in meine Arme.
Besorgt drückte ich meine, nun weinende und schluchzende Freundin an mich und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.
„Schhh.. ich versteh's, Liebes, ich versteh's.", beteuerte ich nickend und drehte Vi's Gesicht direkt zu mir.
„Wir bekommen das wieder hin.
Wir bekommen alles-"
„Was, wenn du der Nächste bist..?
Oder ich die Nächste bin?", unterbrach mich Vi weinend, während unsere Freunde bereits weiterliefen.
„Du musst einfach-"
„Optimistisch bleiben? Die Hoffnung nicht verlieren?"
Ich nickte.
„Sag mir, Newt, wie soll ich bitte optimistisch bleiben und immer noch hoffen, wenn unsere Freunde, einer nach dem anderen hier sterben?", fragte Vi seufzend und sah mir dabei direkt in die Augen.
Es fühlte sich an, als könnte ich durch ihre verweinten Augen in ihre traurige, zerbrochene Seele sehen und das brach mein Herz, dass es mir richtig die Tränen in die Augen trieb.
„Ich weiß es nicht.
Aber wenn wir keine Hoffnungen haben, dann haben wir irgendwann gar nichts mehr.", erklärte ich, woraufhin Vi langsam nickte.
„Versprich es mir, Vi.", bat ich seufzend und schloss kurz die Augen.
„Was..?", fragte sie verwirrt und legte mir ihre weiche Hand auf die Wange.
„Du wirst die Hoffnung nicht verlieren.. selbst, wenn.."
„Nein..!", rief Vi und schüttelte mit weinerlichem Gesichtsausdruck den Kopf.
„Bitte, Violet, bitte.", bat ich nun inständig, woraufhin meine Freundin nochmal den Kopf schüttelte.
„Du erwartest von mir, dass, wenn du stirbst, ich einfach weiter mache?", meinte Vi völlig entgeistert, woraufhin ich allerdings entschlossen nickte.
„Weißt du eigentlich, was du da von mir verlangst?
Wenn ich etwas verspreche, dann breche ich es auch nicht!", beteuerte meine Freundin.
„Genauso wie ich.
Ich verspreche dir im Gegenzug dasselbe."

Violet 2 - The Scorch TrialsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt