Life is a never ending fight with yourself.
valerie
Stumm saßen wir zu viert an unserem langen Esstisch, der mit einer weinroten Decke überzogen und mit einer Kerze in der Mitte dekoriert war. Er hatte wieder zugeschlagen. Deswegen war es auch so ruhig. An diesen Tagen herrschte immer eine bedrückte Stimmung im Haus.
Mittlerweile sagte niemand mehr etwas dazu. Man traute sich nicht, weil man Gefahr lief das nächste Opfer zu werden. Es war Normalität geworden. Eine traurige Normalität. Nicht unbedingt wegen ihm sondern wegen meiner Mutter. Sie ließ es ohne Worte zu anstatt den widerlichen Kerl endlich rauszuschmeißen. Dabei war sie diejenige, die es am meisten erwischte. Und doch konnte sie sich nicht überwinden ihn gehen zu lassen.
Mein Zwillingsbruder Ceddie konnte ebenso wenig etwas an dieser Situation ändern wie ich. Die Versuche unsere Mutter umzustimmen prallten bei ihr ab wie an einer unsichtbaren Steinmauer. Ich mochte behaupten, dass es uns Beide verletzte. Mich belastete es zumindest psychisch sehr. Wie es in Ceddie aussah wusste ich nicht. Er sprach zwar sehr viel aber nie über seine eigenen Gefühle oder Emotionen. Ich hingegen hatte nicht das Bedürfnis mit jemandem zu reden. Auch nicht mit Ceddie.
Schon als Kind hatte ich alles im Stillen mit mir selbst ausgemacht. Das unnütze Gerede von Menschen, die glaubten sie wären Heilige brauchte ich erst recht nicht. Die sollten sich lieber mal um ihre eigenen Probleme kümmern, bevor sie anderen Ratschläge gaben. Zwei Sätze hasste ich dabei am meisten: Lächel doch mal. Das Leben ist zu schön, um die ganze Zeit mies gelaunt zu sein.
Warum sollte ich von Außen so tun als ob es mir gut ging, wenn ich innerlich am verbluten war?! Manchen Menschen blieb die Sicht auf das wahre Leben durch eine rosafarbende aus Zuckerwatte bestehende Riesenwolke verwehrt. Ich hingegen hatte mein trauriges und verkorkstes Leben akzeptiert. Mein Opa sagte immer: "Irgendwann triffst du die Person, die dafür da ist dich aus deinem schwarzen Loch zu ziehen. Du musst ihr nur vertrauen." Und woher wusste ich, wer diese Person war? Das hatte er mir nämlich nie verraten.
"Valerie Marlene Montgomery, höre mir zu, wenn ich mit dir rede!", holte Gregory mich mit lauter und aggressiver Stimme zurück in die Realität. "Entschuldigung", nuschelte ich während ich mit der Gabel im Kartoffelpüree vor mir rumstocherte. "Wie war deine Arbeit?", wandte Ceddie sich an unsere Mutter und bewahrte mich so vor Gregory's vulgären Sprachgebrauch. "Gut", antwortete sie monoton und setzte ein falsches Lächeln auf. „Wie war die Uni?", stellte sie uns die Gegenfrage. „Auch gut", gab Ceddie als Erster zurück. „Ganz okay", kommentierte ich den schielenden Blick meiner Mutter zu mir.
Danach war es wieder still. Für mich war das Essen damit beendet, weshalb ich mit meinem Teller in der Hand aufstand und wortlos in die Küche ging. Ich räumte das dreckige Geschirr in die Spülmaschine und wollte im Anschluss in mein Zimmer. Doch Ceddie stellte sich mir in den Weg.
„Ich muss mit dir reden, Valerie", flüsterte er mir zu und sein Gesichtsausdruck deutete mir, das es etwas wichtiges war. "Komme mit", befahl ich ihm, wonach er mir nach oben in mein Zimmer folgte. Groß war es nicht aber es reichte mir aus. Während ich mich auf mein Bett setzte, nahm Ceddie auf dem Stuhl an meinem Schreibtisch Platz. "Also was ist los?", fragte ich ihn neugierig. "Ich habe dir doch erzählt das ich am liebsten von hier abhauen würde?!" "Würde ich auch, wenn ich könnte", stimmte ich ihm seufzend zu. In der Hinsicht waren wir uns einig aber an der Umsetzung scheiterte es. Unser Hauptproblem war das nötige Geld.
„Naja ich habe letztens so Typen kennengelern, die mir ein Angebot gemacht haben." „Aha. Und das sieht wie aus?" "Ich soll mit ihnen eine Bank ausrauben. Im Gegenzug bekomme ich ein Drittel der Ausbeute", gestand er mir und diese Sache machte mich sprachlos. Ceddie war eigentlich nicht für so etwas gedacht. Er war ein anständiger Kerl, der keiner Fliege etwas zu leide tun konnte. Und jetzt wollte er mit Wildfremden eine Bank ausrauben? Da sah man mal wie verzweifelt er wirklich war. "Wieviel?", horchte ich dennoch nach.
"Zehntausend." Diese Summe würde locker reichen, um diesem Alptraum zu entfliehen. "Was wenn Gregory und Mom was davon erfahren oder ihr erwischt werdet?! Allein halte ich das hier nicht aus, Ceddie." "Die werden", er stoppte als Gregory mein Zimmer betrat. "Du willst also eine Bank ausrauben?", spottete Gregory, der uns wohl belauscht hatte, „Mach das ruhig." "Dann bist du Kleines mir hilflos ausgeliefert", fügte Gregory grinsend hinzu und strich über meine rechte Wange.
Ich war so in einer Schockstarre gefangen, dass ich weder einen Ton herausbrachte noch mich wehren konnte. Das jedoch tat Ceddie, indem er Gregory mit Gewalt auf den Parkettboden prügelte. Immer und immer wieder schlug Ceddie auf ihn ein.
"Höre auf! Du bringst ihn noch um!", schrie ich ihn an aber Ceddie hörte nicht auf mich. "Bitte, höre auf damit!", wiederholte ich mit brüchiger Stimme während bereits Tränen meine Augen verließen. Eher widerwillig kam Ceddie meiner Bitte nach und ließ Gregory los. Der war halb bewusstlos während das Blut der Platzwunde an der linken Schläfe hinunterrinnte und schließlich Tropfen für Tropfen auf dem Boden landeten. Das Blut, das aus seiner Nase und den Lippen floss, hatte sich längst in sein weißes Hemd eingesaugt.
So aggresiv hatte ich Ceddie noch nie erlebt. Auch hätte ich es ihm nicht zugetraut, weil er eigentlich eine gute Seele war. Vermutlich war es die Wut, die sich in den letzten Jahren angesammelt hatte und die für ein paar Minuten die Kontrolle über seinen Körper hatte als der Vulkan in seinem Inneren endgültig explodiert war.
Mit der Aktion hatte Gregory die Grenze überschritten und wurde nun von Ceddie dafür bestraft. Er wollte das Gregory so sehr litt wie wir und unsere Mutter es getan hatten. Doch ausgerechnet Letztere sorgte dafür das Gregory's Warnung wahr wurde. Sie stellte ihre eigenen Kinder an den Pranger.
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Würde mich über Sternchen und Kommentare freuen✨

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In My Blood | h.s
Fanfiction» It's like the walls are caving in. Sometimes i feel like giving up. No medicine is strong enough. Someone help me. « Zwei Menschen, deren Charaktere nicht unterschiedlicher sein können. Zwei Menschen, deren Gefühle nicht ähnlicher sein können. Zw...