28 | Bittersweet

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Goodbyes are bittersweet.

valerie

Die kurzen Reden der Jungs auf Liam's Beerdigung hatten mich erstaunlicherweise ziemlich berührt, sodass sogar Tränen geflossen waren.

Und zu meiner überaus großen Verwunderung unterdrückte sogar Harry nicht seine Tränen sondern ließ ihnen freien Lauf. Trotz dieser traurigen Umstände war es schön Harry öfter von seiner sensiblen und verletzbaren Seite zu sehen.

„Bist du okay?", strich ich mit einer Hand über Harry's Oberarm, der nur resigniert nickte. „Anne hat mir erzählt, was mit ihren Töchtern passiert ist", meinte ich als wir nebeneinander den Friedhof verließen. „Ben mir auch." „Schlimm sowas. Von einer auf die andere Sekunde existiert deine Familie nicht mehr. Aber ist doch schön, dass sie versuchen deinen Geschwistern und dir zu helfen."

„Ben hat angst, dass ich auch draufgehe, weil ich meine Grenzen nicht kenne", seufzte Harry und drückte meine Hand leicht. „Du wirst es nicht glauben aber ich habe diese Angst auch", flüsterte ich und für einen Moment hatten wir Augenkontakt.

„Als Jugendlicher hatte ich immer angst vor diesem Tag. Trotzdem habe ich mir meinen Tod irgendwie als Erlösung ausgemalt, was wohl meiner unschönen Kindheit zu verdanken war. Doch heute will ich das genaue Gegenteil davon. Ich würde es eher als Qual sehen sterben zu müssen, weil mein Leben nicht mehr so scheiße ist wie früher."

„So langsam verstehe ich, dass mein Leben etwas wert ist", fügte Harry nachdenklich hinzu. „Du hast es geschafft. dass ich den Gedanken verwerfe mein Leben beenden zu wollen. Frage mich bloß nicht wie", gestand ich ihm zögernd. „Du bist etwas naiv und deshalb kann man dich gut um den Finger wickeln", schmunzelte Harry, weshalb ich die Augen verdrehte. „Du bist eine harte Schale mit einem weichen Kern. Auch wenn du das ungern zugibst."

„Hast du Lust auf Pizza?", wechselte Harry abrupt das Thema. „Du lenkst ab. Mal wieder." „Beantworte einfach meine Frage." „Meinetwegen. Aber wir fragen die Anderen, ob sie mitkommen wollen", erwiderte ich mit fester Stimme, wodurch diesmal Harry derjenige war, der die Augen verdrehte.

„Wenn du mich einlädst würde ich mitkommen", wanderten Niall's Augenbrauen nach oben, woraufhin Harry ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf verpasste. „Abgemacht. Dann warten wir nur noch auf Riley, damit Niall nicht allein mit uns sitzen muss", stimmte ich zu, wobei die zwei Jungs mich irretiert anschauten.

„Und fünf, vier, drei, zwei, eins", zählte ich runter und im selben Moment kam Riley samt ihrer Laufgruppe, um die Kurve gelaufen. „Riley! Ich spendiere eine Pizza!", rief ich ihr zu, wonach sie sofort auf uns zu gesprintet kam. „Der sportliche Enthusiasmus lässt bei dir aber schnell nach", bemerkte Harry grinsend als Riley ein wenig außer Atem zu uns stieß. „Valerie weiß wie sie mich kriegt", zuckte Riley lachend mit den Schultern.

„Wo ist eigentlich Louis?", fragte ich in die Runde, da nur noch wir Vier übrig waren. „Der trifft sich mit seinen Geschwistern", erwiderte Harry mir mit einem zarten Lächeln. „Du bezahlst das Taxi. Ich das Essen", zwinkerte ich Harry zu als ein Taxi am Straßenrand stoppte, um uns mitzunehmen.

„Du merkst nicht mal wie böse du manchmal bist", flüsterte er mir ins Ohr, ehe wir uns zu Riley auf die Rückbank setzten. „Ich lerne eben nur vom Besten", biss ich mir auf die Unterlippe, wonach Harry lachend den Kopf schüttelte.

***

„Das soll nicht fies klingen, aber gehst du eigentlich arbeiten?", brach ich zögernd die Stille während ich auf Harry's Schoß saß. Seufzend legte er seine Hände um meine Taille, wobei ich seinem Blick zu dem wolkenlosen Sternenhimmel folgte.

„Ich habe drei Jahre unfreiwillig auf Kosten des Staates gelebt. Einen Schulabschluss habe ich auch nicht", antwortete Harry mir schließlich. „Es muss doch etwas geben, dass du gerne machst?!" „Ich kann gut Autos reparieren und auftunen", zuckte er mit den Schultern, was mich auflachen ließ.

„Warum bin ich da nicht sofort draufgekommen?!"
„Also wenn du einen reichen Kerl heiraten willst bist du bei mir an der falschen Adresse", lachte Harry, weshalb ich innerlich die Augen verdrehte. „So einen wollte ich auch nie", gab ich grinsend zurück. „Also hätte ich gute Chancen, dass du mich heiraten würdest?" Etwas verblüfft über diese Frage war ich schon. Immerhin sprachen wir hier von Harry.

„Ja, denke schon", zuckte ich mit den Schultern, wobei Harry mir einen leichten Kuss auf den Hals gab. „Wo ist der Harry hin, der mir vor einigen Wochen Selbstmord vorgetäuscht hat, um mich von meinem eigenen abzuhalten?" „Irgendwo tief in der Versenkung, wo er auch gerne bleiben kann." „Ich habe übrigens dein Buch zu Ende gelesen", fügte er noch hinzu. „Die Geschichte hat noch kein Ende."

„Irgendwie erinnern mich Edward und Marlene an uns." „Ja, aber das Buch habe ich schon angefangen, bevor wir uns kannten." „Vielleicht kannst du ja hellsehen", prustete Harry amüsiert, was auch mir ein Lachen entlockte. „Verrätst du mir das Ende?" „Ich habe noch kein Ende. Wird wohl auch keins geben." „Wie du hast kein Ende?! Jedes Buch muss ein Ende haben", widersprach Harry mir empört. „Dann musst du dir ein Ende schreiben."

Gerade als ich zu einer Antwort ansetzen wollte hörte ich einen Knall. Reflexartig richtete ich mich auf und zerrte Harry vom Balkon in mein Zimmer.

„Was war das?", blickte ich ihn ängstlich an. „Wieso flüstern wir?" „Man, Harry!", schlug ich gegen seine Brust, woraufhin seine Gesichtszüge wieder ernster wurden. „Meine Mutter", entwich es mir, wobei sich mein Puls automatisch beschleunigte. Als Harry und ich nachhause gekommen waren, war lediglich meine Mutter da gewesen

„Valerie, warte!", griff Harry nach meiner Hand, damit ich stehen blieb, „Ich weiß nicht, was du gehört hast aber beruhige dich, okay?" „Ich kann mich nicht beruhigen", stiegen erste Tränen in meine Augen. Seufzend ging Harry mit leisen Schritten vor mir ins Wohnzimmer während er noch immer meine Hand hielt.

„Mom!", schrie ich und rannte auf den bewusstlosen Körper meiner Mutter zu, der auf dem Boden lag. „Wach auf, Mom!", rüttelte ich an ihren Schultern und blickte zu dem vielen Blut, das aus ihrem linken Bein strömte. „Valerie", kniete Harry sich neben mich und drückte seine Handflächen auf die blutende Wunde, „Rufe den Rettungsdienst."

Wenige Minuten später traf ein Notarzt ein und kümmerte sich um meine Mutter während Harry vergeblich versuchte mich zu beruhigen.

„Das wird sie schon überleben", meinte Harry zögernd als er sich unter dem Spülbecken die blutigen Hände wusch. „Sagst du." „Ich habe es auch überlebt. Und mir hat der Typ in den Bauch gestochen", argumentierte er sofort. „Außer uns Beiden und meiner Mutter war niemand im Haus. Wer soll denn das gewesen sein?", schniefte ich kopfschüttelnd, wonach er mich in eine Umarmung zog. „Ich fahre dich ins Krankenhaus. Dann kannst du unterwegs Ceddie anrufen", beschloss er, dem ich gezwungenermaßen zustimmte.

„Hey, das wird sich schon wieder alles fügen", lächelte er mich aufmunternd an, was mir ein zartes Lächeln auf die Lippen zauberte. „Und wenn nicht?" „Darüber reden wir, wenn es passieren sollte, wovon wir jetzt aber nicht ausgehen", erwiderte er in einem ruhigen Ton zurück und gab mir einen leichten Kuss.

„Danke, Harry." „Nicht dafür, Val."

Eure Meinungen zum Kapitel?🍃

Wie fändet ihr eine Hochzeit von Valerie und Harry?

Und wird Valerie's Mutter überleben?

- sari🌸

In My Blood | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt