Tell me something new.
valerie
Ceddie's Reaktion konnte ich nirgendwo zuordnen. Ich hatte ihm all die Dinge erzählt, die ich über Harry herausfinden konnte.
„Du stalkst deinen Freund, anstatt mit ihm zu reden?", fand er schließlich seine Sprache wieder. Er klang mehr als vorwurfsvoll. „Er will ja nicht reden", verteidigte ich mich und ließ mich neben Ceddie auf die Couch fallen. "Ich will wissen, warum er so ist. Denn wenn ich ihn darauf anspreche, rastet er komplett aus." „Vielleicht, weil er nicht will, dass du es erfährst." „Wieso?", runzelte ich die Stirn.
„Womöglich hat er angst, dass du ihn dann nicht mehr lieben kannst", erwiderte Ceddie mir zögernd, was mich jedoch etwas irretierte. „Was hat das denn damit zu tun, ob ich ihn liebe?!" Einen Moment lang schwieg Ceddie. „Höre zu: Ich habe drei Jahre mit Harry verbracht aber ich weiß so gut wie nichts über ihn. Doch das was er mir erzählt hat- Ich habe ihm versprochen mit niemanden darüber zu reden. Tut mir leid, Valerie."
Es musste doch irgendwen geben, der mir mehr über Harry sagen konnte. Lange brauchte ich nicht, um mir jemanden zu überlegen. Diese Person kannte Harry womöglich besser als Ceddie.
„Ich treffe mich noch mit Jackson. Also bis demnächst", verabschiedete Ceddie sich mit einer Umarmung. „Tschüss."
Ich hoffte, dass mir diese Person mehr Informationen liefern konnte.
***
„Danke", lächelte ich Anne als sie mir eine Tasse Tee auf den Tisch stellte. „Ben ist noch nicht zuhause. Aber vielleicht kann ich dir auch weiterhelfen?!", bot sie mir an und ich versuchte mein Glück.
„Es geht um Harry. Er erzählt mir nicht sehr viel über sich. Trotzdem würde ich gerne wissen, wieso er so geworden ist", erklärte ich ihr, wonach Anne kurz schwieg. „Harry hatte nicht gerade eine schöne Kindheit. Er musste sich allein um Brian und Becky kümmern. Dabei war er selbst noch ein Kind. Dadurch musste er schon sehr früh erwachsen werden", begann sie zu erzählen, „Harry hatte keine Zeit dazu sein Trauma zu verarbeiten. Für ihn ist Emotionen zu zeigen eine Art von Schwäche."
„Es fällt ihm schwer jemanden zu vertrauen und ihn lieb zu gewinnen. In der Hinsicht scheinst du ihm echt wichtig zu sein. Ich weiß selbst nicht so viel über seine Vergangenheit. Nur was mit seinem Vater passiert ist." „Ryan?" „Ja. Woher" „Ich habe einen Zeitungsartikel von damals gefunden", schnitt ich ihr das Wort ab. „Harry hat diese Sache bis heute nicht verkraftet." „Kann man ihm nicht übel nehmen." „Nein", stimmte Anne mir zu.
„Wenn ich dir einen Tipp geben darf: Wenn du willst, dass Harry dir etwas aus seinem Leben erzählt, dann musst ihm jede Möglichkeit nehmen wegzulaufen", riet Anne mir mit einem zarten Lächeln, „So hat es zumindest Ben geschafft."
„Du liebst ihn wirklich, heh?", wechselte sie das Thema, woraufhin ich nickte. „Seine Art ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig aber er ist trotzdem sensibel. Auch wenn er es nicht zugeben will", schmunzelte ich und trank einen Schluck von meinem Tee. „Ja, manchmal ist er ziemlich explosiv." „Heute morgen. Er hat meinem Stiefvater die Schulter ausgekugelt. Wenn nicht sogar gebrochen." „Was ist passiert? Harry würde niemanden ohne Grund verletzen."
„Mein Stiefvater ist gewaltätig und er wollte mich schlagen, was Harry verhindert hat. Als Harry und ich uns das erste Mal begegnet sind war es schon dunkel, weshalb ich ihn gar nicht richtig sehen konnte. Jedenfalls hat er mich in der Situation noch mehr gerettet. Mein Stiefvater- Er wollte mich" „Du musst es nicht sagen", meinte Anne, da meine Stimme abgebrochen war.
„Harry ist wie aus dem Nichts aufgetaucht und hat Gregory nur angesehen und ihm gesagt, dass er verschwinden soll. Mein Stiefvater war mehr als betrunken, aber er ist ohne ein Widerwort gegangen. Ich war so aufgelöst und verängstigt, dass ich kein Wort herausgebracht hatte. Ich wollte mich bei Harry bedanken, aber da war er schon wieder weg." „Ben hat ihn an diesem Abend darauf angesprochen, aber Harry meinte anfangs, dass er nichts davon gewusst hätte."
„Mein Bruder hat Gregory fast tot geprügelt. Deswegen war er zusammen mit ihm im Gefängnis. Durch ihn habe ich Harry erst so richtig kennengelernt. Aber Ceddie will mir nicht erzählen, warum Harry dort war."
„Du wirst Antworten auf deine Fragen bekommen, Valerie. Allerdings nur von Harry."
***
Ich hatte Harry davon überzeugt mit mir in ein Einkaufszentrum zu gehen. Lustlos stand er neben mir während ich ein Kleid begutachtete.
„Wie findest du das?", fragte ich ihn nach seiner Meinung. „Schön." „Ehrlich?" „Ja." „Also würdest du es mir kaufen?", verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Wenn ich Geld hätte", erwiderte er mt einem falschen Lächeln. Augenverdrehend hängte ich das Kleid zurück und lief an Harry vorbei.
„Wollen wir was essen gehen?", drückte ich Sekunden später auf den Fahrstuhlknopf. „Von mir aus." „Wie kann ein Mensch so wenig Bock auf irgendwas haben?!", schüttelte ich verständnislos den Kopf als sich die Türen des Fahrstuhls schlossen. „Ich bin keine Frau."
Ohne groß darüber nachzudenken drückte ich auf den Kopf, der den Fahrstuhl stoppte. Nun konnte er mir nicht mehr weglaufen. Gott, dass klang so krank.
„Wieso hast du" „Ansonsten würdest du wieder abhauen, wenn ich etwas über dich wissen will", unterbrach ich ihn sofort. „Ich will aber nicht über meine Vergangenheit reden. Kannst du das nicht einfach akzeptieren?!", fauchte er mich wutentbrannt an.
„Eine Beziehung besteht nunmal aus Ehrlichkeit, Vertrauen und Treue. Ich will von dir hören, dass du diese drei Worte so ernst nimmst wie ich. Nur müsste ich dafür erstmal wissen, wer überhaupt vor mir steht", sprach ich mit einem verzweifelten Unterton in der Stimme.
Wortlos ließ Harry sich mit dem Rücken an der Wand hinuntergleiten. Dabei tat ich es ihm gleich, wonach wir gegenüber voneinander auf dem Boden saßen.
„Das weiß ich selbst nicht so wirklich", löste er das Schweigen auf und versuchte seine Tränen zu unterdrücken. Es war das erste Mal, dass ich Harry weinen sah. „Mein Vater war ein guter Mann. Er hatte meinen Geschwistern und mir viel Liebe geschenkt. Ich hatte meinen Vater geliebt. Umso schlimmer war sein Verlust für mich. Ich gebe mir bis heute die Schuld daran."
„Er hat Brian und Becky gerettet. Als er gemerkt hat, dass ich nicht bei den Beiden war ist er zurück ins Haus gerannt, um mich zu suchen. Dort war ich aber nicht. Ich habe ihm nämlich vorher nicht gesagt, dass ich zu Niall gehe. Auf der vergeblichen Suche nach mir ist er gestorben. Alleine verbrannte in diesem Haus, das mal unser Zuhause war."
Dieses Erlebnis aus seinem Mund zu hören machte das Ganze noch tragischer. Bei dieser Vorstellung brachen bei mir auch alle Dämme.
„Danach ging es nur noch bergab mit meinem Leben." „Was ist mit deiner Mutter?", traute ich mich nachzufragen. Denn die hatte er nie erwähnt. „Ich rede nicht über sie", sagte er, was ich so stehen ließ, da ich nicht wieder einen Schritt zurück machen wollte.
Eine Weile erzählte Harry mir noch einige Geschichten aus der Zeit, in der sein Vater noch gelebt hatte. Ab und zu musste er sogar lachen. Es war schön ihn mal so befreit zu sehen.
„Danke, dass du mir das erzählt hast", lächelte ich, wobei er sein Lächeln behielt. „Danke, dass du mir zugehört hast."
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Würde mich über Sternchen und Kommentare freuen✨

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In My Blood | h.s
Fanfiction» It's like the walls are caving in. Sometimes i feel like giving up. No medicine is strong enough. Someone help me. « Zwei Menschen, deren Charaktere nicht unterschiedlicher sein können. Zwei Menschen, deren Gefühle nicht ähnlicher sein können. Zw...