There's an answer for every question.
valerie
Harry war alles andere als begeistert auf Hudson's Party zu sein. Ohne mich vorzuwarnen hatte er Niall und Riley auch dazu überredet mitzukommen, sodass wir zu Viert waren.
Laute Musik schallte durch den gesamten Raum, eine alte Lagerhalle, die nun als Partylocation diente. Meine Aufmerksamkeit sprung von Harry auf Hudson, der geradewegs auf uns zugelaufen kam.
„Ihr seid tatsächlich gekommen", stellte er erstaunt fest, da er wohl nicht mit uns gerechnet hatte. „Nicht freiwillig", murmelte Harry, weshalb ich ihm leicht gegen die Brust schlug. „Um ehrlich zu sein wäre ich ganz froh gewesen, wenn ich dich nicht nochmal hätte sehen müssen", provozierte er Harry, dessen Kiefer sich augenblicklich anspannte.
„Geht mir genauso", zischte Harry zwischen seinen Zähnen hindurch. Dabei umfasste ich meine Hand mit seiner, woraufhin sich seine Muskeln wieder etwas entspannten. „Ihr kennt euch, oder?", mischte ich mich mit hochgezogenen Augenbrauen ein. „Hat dein Freund dir nichts von seinem Hobby erzählt?", entgegnete Hudson mir mit einem falschen Lächeln, weshalb ich schwer schluckte.
Abwartend blickte ich zu Harry, der noch am überlegen war, ob er etwas sagen sollte. „Ich bin Autorennen gefahren", gestand er mir schließlich. „Illegale?" „Ja." „Weißt du, wie gefährlich sowas ist?!", fuhr ich ihn an während die Wut in mir immer größer wurde. Mir war bewusst, dass Harry mir längst nicht alle Geheimnisse über sich erzählt hatte aber so etwas hätte ich ihm nicht zugetraut.
Er riskierte sein eigenes Leben und das unschuldiger Menschen für ein paar Minuten Adrenalinrausch?!
Ehe Harry etwas erwidern konnte lief ich von der Bar durch die Menschenmenge zu den Toiletten. Mit meinen Handballen stützte ich mich an einem der Waschbecken ab und blickte in den großen Spiegel vor mir.
„Das ist eine Frauentoilette", bemerkte ich als ich Harry hinter mir sah, der sich Sekunden später mit dem Becken gegen die Ablage lehnte. „Ist mir egal." „So wie das Leben anderer Menschen zu riskieren?!", spottete ich abwertend, wobei Harry leise seufzte. „Ich bin nur dort gefahren, wo ich keine unschuldigen Menschen hätte verletzen können. Jemand wegen einem solchen Leichtsinn tot zu fahren hätte ich mir nie verzeihen können."
„Trotzdem bleibt es illegal. Warst du deswegen im Gefängnis?", blickte ich geradewegs in seine grünen Augen. Er wurde sichtlich nervöser. „Nein. Außerdem fahre ich keine Rennen mehr. Das gegen Hudson war eine Ausnahme, weil er mich provoziert hat", antwortete er schuldbewusst. „Dann lass dich nicht ständig provozieren." „So bin ich nunmal", widersprach Harry mir kopfschüttelnd. „Man kann lernen mit seinen Aggressionen umzugehen."
„Ich muss nicht zu einem scheiß Psychologen", gab er zynisch zurück. „Gut. Dann erzähle mir was dich belastet", forderte ich ihn mit fester Stimme auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich bin noch nicht soweit." „Wie lange willst du diese Sachen noch mit dir rumschleppen?! Irgendwann musst du mit der Sprache rausrücken. Sonst gehst du daran kaputt", versuchte ich ihn umzustimmen.
„Ich denke darüber nach", sagte er letzlich und schleifte mich am Arm zurück zur Bar, wo Niall und Riley nebeneinander auf zwei Höckern saßen. Sie waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie uns zuerst nicht wahrnahmen. „Die sind von Hudson. Das Rechte ist für Harry", deutete Niall auf die mit Alkohol gefüllten Plastikbecher, die ebenfalls auf der Theke standen. Ohne groß nachzudenken exte ich den Becher während Harry nur daran nippte ohne es ganz zu trinken.
Im nächsten Moment wurde Niall von Riley auf die Tanzfläche gezerrt während Harry und ich weiterhin an der Bar saßen und Löcher in die Luft starrten.
„Sollen wir gehen?", räusperte ich, woraufhin Harry wortlos nickte. Nachdem ich Riley bescheid gesagt hatte, verließ ich mit Harry die Party. Die Halle grenzte an einen kleinen Park, wo ich Harry gegen seinen Willen hinführte.
Eine Weile saßen wir stumm nebeneinander auf einer Bank und blickten in den wolkenlosen Sternenhimmel.
„Rede mit mir. Bitte, Harry", brach ich die Stille. „Du willst meine Geschichte nicht hören. Dafür bist du zu sensibel", entgegnete er mir und wirkte nervös. „Du bist auch sensibel. Du willst es nur nicht zeigen", konterte ich, um ihn aus der Reserve zu locken. Scheinbar mit Erfolg.
„Ich habe immer nur für Brian und Becky gekämpft. Wie oft wollte ich aufgeben aber die Beiden waren der Mittelpunkt meines Lebens und ich wusste, dass ich sie nicht im Stich lassen konnte. Ich wäre gerne abgehauen und hätte neu angefangen. Aber das ist wie ein Teufelskreis. Du suchst vergeblich einen Ausweg, wo es keinen gibt. Mein Vater ist früh gestorben und meine Mutter war eigentlich unsichtbar. Ich musste sehen wie ich allein klar kam", begann Harry zu erzählen.
„Ich hatte nie jemanden, der mir Grenzen aufgezeigt hat. Jemand, der mir elterliche Liebe geschenkt hat. Ich hatte nur die Jungs und die hatten ihre eigenen Probleme. Ich habe nicht mal meinen Schulabschluss zu Ende gebracht. Ich stehe mit nichts da. Deswegen die illegalen Autorennen. Die Boxkämpfe und Pokerspiele. Ich habe das alles nur getan, um Geld zu verdienen. Jobs habe ich entweder nicht bekommen oder ich bin rausgeschmissen worden. Um es mit Jugendsprache auszusprechen: Ich bin ein Loser."
„Du bist doch deshalb kein Loser", erwiderte ich ihm kopfschüttelnd, „Man muss eine ziemlich stärke und huminäre Persönlichkeit haben, um dieses Leben führen zu können. Siehe dir mal Brian und Becky an. Ohne dich würden die Beiden vermutlich in irgendeinem Kinderheim verloren gehen. Du hast versucht ihnen das Leben zu geben, das du dir selbst wünscht. Und das hast du geschafft. Darauf solltest du stolz sein." „Ich stecke ziemlich tief in der Scheiße und ich will dich nicht in Gefahr bringen, wenn ich dir alles erzähle. Denn ich weiß, dass du verdammt stur bist und dich nicht raushalten kannst."
„Nicky ist eine Nebenfigur in diesem Horrorstreifen. Genauso wie Hudson. Das sind Schattenspieler. Sie gaukeln dir etwas vor und wenn die Zeit gekommen ist greifen sie zu", ergänzete er, weshalb ich ihn etwas verwirrt ansah. „Ich spiele keine Rolle in deinem Horrorstreifen?!" „Doch. Du bist vermutlich der Schlüssel zum Ziel und deswege will ich dich da raushalten", flüsterte Harry, obwohl weit und breit niemand sonst hier war.
Nun machte er mir wirklich angst. Wenn ich sowas wie ein Schlüsselspieler war, was war dann Harry?
„Und wer sind die Hauptrollen?", fragte ich schließlich. „Ich und dieses Monster", gleitete sein Blick von mir wieder zum Himmel.
„Dieses Monster. Kennst du es?" „Leider zu gut." „Wie ist es so?" „Grausam. Schreckt vor keiner Gewalttat zurück. Es setzt seinen Willen durch egal auf welche Weise. Selbst wenn es meilenweit weg ist darfst du dich nicht in Sicherheit wiegen. Immer dann, wenn du nicht daran denkst schlägt es wieder zu. Es prügelt auf dich ein bis du am Boden liegst und dir kaum noch ein Atemzug entweicht."
„Es ist wie ein Vorgeschmack, den dir die Hölle an den Hals geklebt hat. Du willst dieses Monster los werden aber es verfolgt dich vermutlich bis in den eigenen Tod. Es will mich leiden sehen. Dieses Monster will mir das Leben nehmen", sprach er mit brüchiger Stimme, wonach ich ihn geschockt ansah.
„Das wird nicht passieren, Harry", wisperte ich und wurde wie von Harry erwartet emotional. „Doch, wird es. Dieses Monster kann man nicht aufhalten. Und ich will auch nicht das du es versuchst", gab Harry mit einem flehenden Blick zurück.
„Wer ist dieses Monster?", traute ich mich nach kurzem Schweigen seinerseits zu fragen.
Harry drehte in Zeitlupe seinen Kopf zu mir rum während meine Hand auf seinem rechten Unterarm lag, der leicht zitterte.
Seine grünen Augen strahlten pure Angst aus.
Eure Meinungen zum Kapitel?🍃
Wer könnte das Monster sein?
- sari🌸
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In My Blood | h.s
Fanfiction» It's like the walls are caving in. Sometimes i feel like giving up. No medicine is strong enough. Someone help me. « Zwei Menschen, deren Charaktere nicht unterschiedlicher sein können. Zwei Menschen, deren Gefühle nicht ähnlicher sein können. Zw...