When you see a shooting star, make a wish that changes your life positively.
valerie
Nervös tippte ich mit den Füßen auf den Boden. Die drei Gesichter tauchten immer mal wieder vor meinen Augen auf. Ich nahm stark an, dass es Harry's Freunde gewesen waren. Gerade deswegen hatte ich kein Verständnis dafür, dass sie einfach abgehauen waren als die Polizei und der Krankenwagen schon von weitem zu hören waren. Gut, das Viertel in dem sie lebten war sehr kriminell und womöglich waren sie es selber auch. Aber aus diesem Grund seinen Freund im Stich zu lassen, der mit einem Messer abgestochen wurde und in Lebensgefahr schwebte war noch Freundschaft? Solche Freunde wollte doch niemand haben.
Ich zumindest nicht.
Allerdings hatten die Jungs es ein Stück weit wieder gut gemacht als der Blondhaarige von ihnen zurück in die Wohnung gerannt war, um mir Sekunden später einen gelben Notizzettel in die Hand zu drücken. Darauf war ein Name und eine Handynummer geschrieben. Der besagte Junge meinte zu mir, dass ich diesen Mann anrufen sollte. Das er für Harry verantwortlich war. Und ehe ich noch etwas dazu sagen konnte waren sie verschwunden. Genauso schnell wie Harry. War das sowas wie ein Running Gag bei denen?
Ich musste dem Notarzt vorspielen das ich Harry's Freundin war, damit ich bei ihm bleiben durfte. Nun saß ich ihr seit einer Stunde auf einem weißen Plastikstuhl in einem sterilen Krankenhausflur. Ich hasste Krankenhäuser. Den Mann hatte ich beim zweiten Mal erreicht und er müsste eigentlich auch gleich kommen. Hoffentlich dachte er nichts falsches von mir, weil ich behauptet hatte Harry's Freundin zu sein, um etwas über seinen Gesundheitszustand zu erfahren. Eine Sache wurde mir sogar erzählt. Nämlich das er notoperiert wurde aber die Dauer noch nicht abzuschätzen war. Sehr informativ.
„Bist du Valerie?", erklang eine Männerstimme, woraufhin ich kurz zusammenzuckte. Ich hatte ihn bis dato gar nicht bemerkt, weil mein Blick stets auf den Boden gerichtet war. "Ehm, ja", stotterte ich vor mich hin und streckte ihm meine Hand entgegen, welche er schüttelte. „Ich bin Ben", stellte er sich vor und blickte dann zu dem kleinen Mädchen, das er auf seinem Arm trug, „Und das ist Becky."
Gegen ihren Willen setzte er Becky zwei Stuhle weiter ab und sich selbst neben sie. Diese krabbelte aber sofort auf seinen Schoß und lehnte ihren Kopf gegen seine Brust. Man sah das sie geweint hatte. Ich hingegen überlegte fieberhaft, was dieser Mann und dieses kleine Mädchen mit Harry zu tun hatten. War es sein Vater und seine Schwester? Wobei der Mann mir persönlich zu jung wirkte um Harry's Vater zu sein. Zumal er schick gekleidet war und ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass er mal in diesem Viertel gelebt hatte.
Bei Becky jedoch war ich fast zu hundert Prozent sicher das sie Harry's kleine Schwester war. Denn jetzt, wo ich sie genauer musterte fiel mir auf wie ähnlich sie Harry doch sah. Die gleichen braunen Haare und die giftgrünen Augen.
„Du kennst Harry?", riss Ben mich mit einem Lächeln auf den Lippen aus meinen Gedanken. „Wir kennen uns durch meinen Bruder", sagte ich zögernd und merkte sehr schnell das Ben mir das nicht abkaufte. "Und sie sind Harry's Vater?", platzte es unfreiwillig aus mir heraus, woraufhin Becky anfing zu kichern. Auch Ben musste sich einen Lacher unterdrücken. „Nein, ich bin nicht Harry's Vater. Ich" „Er hat meinen Bruder ins Gefängnis gebracht aber dann hat er ihm geholfen, dass er früher wieder nach Hause kommen kann. Solange wie Harry weg war haben Ben und Anne sich um uns Beide gekümmert", unterbrach Becky ihn so als ob das etwas total Normales gewesen wäre.
„Ich arbeite bei der Kriminalpolizei. Meine Frau und ich kümmern uns seit drei Jahren um seine jüngeren Geschwister. Ich habe ihm versprochen, dass ich sie nicht ans Jugendamt abgeben werde. Er wollte sie nicht verlieren. Ich glaube fest daran, dass Harry eigentlich ein ziemlicher feiner Kerl ist aber sich mit den Jahren eine sehr starke Schutzmauer um sich herum aufgebaut hat, um vor Anderen nicht zu verletzlich zu wirken", erklärte Ben mir und ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte.
„Er sieht zu nett aus um ein Polizist zu sein, oder?", wandte Becky sich grinsend an mich. „Ja, schon", schmunzelte ich während meine Füße still standen. „Er hat dich vor einer sehr unschönen Situation gerettet", meinte Ben themalos. „Woher" „Ich weiß sehr viele Dinge über sehr viele Menschen, Valerie. Aber vorallem kenne ich Harry", antwortete Ben mir zwinkernd, bevor ich meine Frage zu Ende stellen konnte.
In den darauffolgenden vier Stunden sprach niemand von uns ein Wort. Zwischenzeitlich hatte ich jedoch Ceddie angerufen und ihm erzählt was passiert war. "Will noch jemand einen Kaffee?", fragte Ceddie als er aufstand. „Ich will einen Kakao", entgegnete Becky ihm während Ben und ich mit einem Kopfschütteln verneinten. Zusammen gingen Ceddie und Becky zum Getränkeautomaten, der am Ende des Flures stand.
„Ihr könnt", Ben stoppte als ein Arzt auf uns zu kam. „Sind sie die Angehörigen von Mister Styles?", hakte er nach, woraufhin wir synchron nickten. "Ihr" „Neffe", half Ben ihm mit einer kleinen Lüge weiter. „Ihr Neffe hat extremes Glück gehabt. Das Messer hat nämlich keine Organe verletzt. Also sein Zustand ist soweit stabil und in ein paar Tagen denke ich ist er wieder halbwegs fit. Wenn sie wollen können sie zu ihm", beendete er seine Erklärung. „Ja, ist gut. Vielen Dank", erwiderte Ben etwas resigniert. „Du kannst ruhig zu ihm", bemerkte Ben als ich meine Jacke überzog.
„Ist schon okay. Ihm geht es gut. Also bestelle Harry gute Besserung von mir", winkte ich dankbar ab und machte mich mit Ceddie auf den Weg in Richtung Ausgang. Ich war einfach froh, dass Harry noch lebte. Der Rest war mir egal. Womöglich war ich die letzte Person, die er gerade sehen wollte. Schließlich war ich irgendwie schuld an dem Ganzen.
***
Obwohl es ziemlich kalt hier draußen war tat es gut nicht in einem stickigen Raum zu sitzen. Ich mochte die Natur. Die Stille, die hier herrschte und dieses Gefühl von Freiheit. Während ich in den Sternenhimmel schaute, überlegte ich, ob es nicht doch falsch war einfach abgehauen zu sein.
Ich meinte, zuerst brachte ich Harry in Lebensgefahr und dann verschwand ich ohne ein Wort. Das war ja auch irgendwo nicht fair ihm gegenüber. Und doch konnte ich mich nicht dazu durchringen ihn zu besuchen. Vielleicht sahen wir uns auch nicht mehr wieder und ich würde das Geschehene vergessen. Gerade das, was ich am wenigstens konnte. Vergessen. Ich vergaß nie etwas.
Ich vergaß keinen Schlag, keine Berührung von Gregory. Ich vergaß nicht wie Ceddie mir mal als Kind ausversehen mit einem Schaumschläger ein blaues Auge verpasst hatte. Ich vergaß nicht wie Harry verhindert hatte, dass ich mir das Leben nahm. Er hatte das freiwillig getan. Niemand hatte ihn dazu gezwungen.
So gesehen hatte ich eigentlich nicht das Recht Harry gleich als furchtbaren Menschen abzustempeln. Ich wusste nicht was passiert war und warum er letzlich ins Gefängnis gekommen war. Doch eines war klar: Harry war anders als man auf den ersten Blick vermutete. Denn sonst hätte sich niemand wie Ben auf seine Seite gestellt.
Harry hatte etwas besonderes an sich von dem er selbst nicht wusste was es war. Ich hatte auch etwas besonderes an mir von dem ich nicht wusste was es war. Als ich eine Sternschnuppe zu sehen bekam wusste ich auch was ich mir wünschte.
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Würde mich über Sternchen und Kommentare freuen✨
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In My Blood | h.s
Fanfic» It's like the walls are caving in. Sometimes i feel like giving up. No medicine is strong enough. Someone help me. « Zwei Menschen, deren Charaktere nicht unterschiedlicher sein können. Zwei Menschen, deren Gefühle nicht ähnlicher sein können. Zw...