9 | Be Yourself

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Write your own book. It shows off who you really are.

harry

Ich blickte fragend zu Niall als ein junger Kerl in unserem Alter auf uns zu kam. Automatisch hatten wir die Aufmerksamkeit aller auf uns liegen. Ungewollt. "Du bist bestimmt Harry Styles, nicht wahr?! Habe schon viel über dich gehört", sprach er mich an, wobei ich Niall schwer schlucken hörte.

„Ist das so?!", entgegnete ich ihm desinteressiert und lehnte mich gegen Niall's Maserati. Was wollte der Typ von mir? Leicht lachend fuhr er sich mit einer Hand durch seine etwas längeren, braunen Haare. „Ja. Immer wenn ich jemanden frage gegen wen ich nie gewinnen werde, dann fällt dein Name." „Ich nehme das mal als Kompliment", lächelte ich ihn falsch an während ich einen neuen Kaugummi in den Mund nahm.

„Ich liebe Herausforderungen. Also trittst du gegen mich an, Styles?! Oder hast du angst zu versagen, weil du seit drei Jahren nicht mehr gefahren bist?", stichelte er mich an, woraufhin ich spürte wie Niall nach meinem Arm griff. „Lass dich nicht provozieren. Wenn die Bullen dich erwischen landest du wieder im Knast", flüsterte Niall mir mit ernster Stimme zu.

Doch ich war jemand, der sich schnell und unaufhaltsam provozieren ließ. Und das wusste Niall ganz genau. „Gebe mir deine Autoschlüssel", hielt ich ihm meine flache Hand hin. „Fahre ihn nicht kaputt", seufzte Niall und ließ den Schlüssel in meine Hand fallen. „Um was fahre ich?!", wandte ich mich wieder dem Kerl zu. „Wie bitte?!"

Ich ging mehrer Schritte auf ihn zu und blickte direkt in seine braunen Augen. Um uns herum herrschte leises Getuschel während die breite Straße zwischen zwei Wohnblocks lediglich durch die Laternen und den bunten LED - Lichtern erleuchtet wurde. Ich mochte behaupten, dass mehr als hundert Leute anwesend waren. Samt ihren aufgetunten Autos.

„Ich fahre nur gegen Tausch. Ist das dein Auto?", deutete ich auf einen dunkelgrünen Ford Gran Torino Sport. Das war gerade ein Auto, das mich reizte es mein Eigentum zu nennen. „Ja, wieso?", nickte er misstrauisch. "Ich kriege deinen Ford, wenn ich gewinne. Wie heißt du eigentlich?", streckte ich ihm meine Hand hin. „Hudson", schlug er ein und schielte über meine Schulter hinweg zu Niall's Maserati, „Ich kriege deinen Maserati, wenn ich gewinne." „Der gehört meinem Freund. Du bekommst meinen Porsche 911 GT 3", korrigierte ich Hudson, wonach dieser nur einverstanden nickte.

Neben meinem Motorrad besaß ich zwei Autos. Eben diesen Porsche und einen Toyota Supra. Aber Letzteren gab ich nicht her. Für kein Rennen oder Geld der Welt. Dafür hatte ich eine zu emotionale Verbindung mit diesem Auto.

„Pass auf dich auf, Harry", meinte Niall, bevor er die Fahrertür des Maserati schloss. Bei jedem Rennen bekamen alle Fahrer ein Navi, das einem die Strecke erklärte. Eine Bedingung hatte ich mir immer selbst gesetzt. Wenn ich diese Strecken fuhr sollten keine anderen Menschen in Gefahr geraten.

Als ich in den Seitenspiegel blickte verdrehte ich die Augen. Niall war mal wieder in seinem Element. Kaum war er hier ein paar Minuten allein baggerte er die nächststehende Frau an. Es lag sicher nicht nur daran, dass sie relativ hübsch waren sondern auch an der knappen Kleidung.

Ich richtete meinen Blick wieder nach Vorne zu der Frau, die mit einer Fahne in der Hand in der Mitter auf einem Start- und Zielstreifen stand. Hudson ließ den Motor von seinem Ford aufheulen und im nächsten Moment als das Startzeichen gab raste er sofort los. Ein Fehler. Ich hatte schon vermutet, dass Hudson es auf diese Art versuchen würde. Zumal ich dieses Auto kannte und wusste was es drauf hatte und was nicht. Denn ich hielt absichtlich Abstand zu ihm damit er dachte, dass er gewinnen würde.

Mein Instikt hatte mich nicht getäuscht und so verlangsamte Hudson das Tempo. Er hätte den Wagen nicht am Anfang schon auspowern sollen. Denn diese Power hatte Niall's Maserati noch. Deswegen drückte ich das Gaspedal komplett durch und rasete an Hudson vorbei. Als ich halber über den Zielstreifen gefahren war, machte ich eine Vollbremsung und drehte den Wagen so, dass er waagerecht auf der Straße zum Stehen kam. Hudson folgte mir wenige Sekunden später.

„Tja, Hudson. Das war wohl nichts", spottete ich amüsiert während ich auf ihn zulief. „Du wusstest von der ersten Sekunde wie du mich schlagen kannst", schmiss Hudson mir die Autoschlüssel von seinem Ford zu, die ich auffing. „Ja, Anfänger sind leicht zu durchschauen", zuckte ich mit den Schultern, „Ein schlechter Fahrer bist du trotzdem nicht." "Dann viel Spaß mit meinem Auto", lachte er leicht auf und blickte zu Niall, der mit einem Mädel zu uns kam. „Halte dich an unsere Richtlinien", wisperte ich in sein Ohr, bevor ich mich wieder an Hudson wandte. Er gab mir noch die Papiere des Autos, wonach ich mich von Niall verabschiedete und mit dem Auto nach Hause fuhr.

***

Ich war schon seit meiner Kindheit ein totaler Autofreak. Das hatte ich mit Niall gemeinsam. Die Autos, die wir eigentlich nie fuhren hatten wir in einer Werkstatt von einem guten Freund abgestellt. Manchmal waren wir zusammen dort und schraubten an unseren Autos. Doch an manchen Tagen so wie heute war ich allein hier und bastelte an Hudson's Ford. Dabei bekam ich unerwartet die Gesellschaft von Cedric.

„Einer deiner Freunde hat mir verraten, wo du bist", erklärte Cedric sich als ich ihn fragend anblickte. „Aha." „Deiner?", nickte er zu dem Ford während ich meine Hände mit einem Tuch grob säuberte. "Ja, ich schraube öfters mal an solchen Autos", erwiderte ich und lehnte mich seitlich gegen den Pfeiler neben mir, „Was machst du hier?" „Valerie hat mir erzählt, dass sie vor zwei Tagen bei dir war. Ihr scheint euch mittlerweile ja doch gut zu verstehen?!", meinte er während sich ein Grinsen auf seine Lippen schlich.

"Sie ist ganz in Ordnung. Nicht mein Typ von Mädchen aber wie gesagt: Nett ist sie." „Äußerlich oder charakterlich?" „Charakterlich", gab ich ihm ohne zu zögern zurück. „Soll ich dir mal was verraten, Harry?", drehte Cedric sich zu mir um. „Heh?" „Ich habe das leise Gefühl, dass ihr beide euch besser kennt als ihr zu geben wollte."

Auch wenn er im Grunde recht hatte, wollte ich ihm nichts von den anderen Vorfällen erzählen. Klar, war er irgendwo mein Freund aber ich empfande es nicht als sonderlich notwendig. Charakterlich war Valerie wirklich nicht meins. Immer korrekt und ordentlich. Sie plante ihr Leben wie ein Buch. Sie wusste genau was auf Seite Neunzehn oder Seite Sechszig in ihrem Leben passierte oder passieren würde.

Aber wenn jemand ihr eine dieser Seiten verunstaltete oder änderte war sie komplett überfordert. Denn Valerie hatte vermutlich einen Notfallplan aber der würde ihr in vielen Situationen meist auch nicht weiterhelfen.

Ich hingegen war ein spontaner Mensch. Mein Leben war kein durchstrukturiertes Buch. So etwas wie einen Notfallplan gab es bei mir nicht. Ich lebte in den Tag hinein und das prägte mich und mein Leben. Eben das ich an nichts und niemanden gebunden war. Ich konnte mein Buch so gestalten wie es mir gefiel. Valerie tat in dem Sinne einfach nur das was Andere von ihr verlangten. Andere schrieben für sie ihr Buch.

Trotzdem hatte Valerie etwas besonderes an sich. Aber ich wusste nicht was es war.

„Tu mir den Gefallen und verletze Valerie nicht", riss Cedric mich aus meinen Gedanken, „Ich muss wieder los und will dich auch nicht weiter stören. Also, man sieht sich." Damit verließ Cedric die Werkstatt und fuhr vom Parkplatz. Das war schräg.

Kopfschüttelnd wandte ich mich wieder dem Ford zu. Ich wollte ihn noch schneller machen. Mit so wenig PS konnte man kein Rennen gewinnen. Ich zumindest nicht. Denn gerade die Geschwindigkeit liebte ich dabei. Für mich fühlte es sich oft so an als ob ich in diesen wenigen Minuten meinen Problemen davon fahren konnte. Und manchmal- Ja, manchmal wünschte ich mir einfach weiter zu fahren ohne zu bremsen. Ohne eine Kehrtwende zu machen. Ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben.

Doch dann wurde mir bewusst, dass ich dieses Leben nicht hinter mir lassen konnte. Ich konnte mich irgendwie nicht von diesem Leben trennen. Von den Menschen die ich liebte. Ich zuckte zusammen als plötzlich jemand neben mir stand. Es war nicht Cedric. Auch nicht Niall, Liam oder Louis. Es war jemand, den ich hier nie erwartet hätte.

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Würde mich über Sternchen und Kommentare freuen

In My Blood | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt