You can give everything for others but don't lose yourself in this drama.
harry
Heute war einer dieser Tage an denen mir mal wieder klar wurde, was für ein beschissenes Leben ich eigentlich führte. Diese Tage hatte jeder. Keine Frage. Selbst der Scheich in Saudi-Arabien, dessen Lebensstil wohl von vielen beneidet wurde, hatte diese Tage. Aber an genau diesen Tagen wurde einem intensiv vor Augen geführt wie unfair das Leben doch sein konnte.
Man bemühte sich allem und jedem gerecht zu werden. Und was war der Dank dafür? Nichts. Es änderte sich einfach nichts. Am Ende mochte jeder für sein eigenes Glück verantwortlich sein, aber waren wir mal ehrlich zu uns selbst: Es musste diese Menschen geben, die schon im Abgrund saßen aber es nie wieder nach oben schaffen würden.
„Harry!", rüttelte Becky an meiner Schulter, da ich ihr eigentlich bei den Hausaufgaben helfen sollte. Als Becky mir etwas für sie unverständliches erklären wollte, kam mein Bruder gerade aus der Schule nach Hause und zog so die Aufmerksamkeit auf sich. "Alles klar?", fragte ich Brian als er die Küche betrat. Statt einer Anwort schob er mir einen blauen Umschlag über den Tisch hinweg zu. Schon am Siegel, das oben links in der Ecke abgestempelt war, wusste ich das der Brief von Brian's Schule war.
Im letzten halben Jahr waren hier viele solcher Brief eingegangen. Entweder hatte Brian sich mit jemandem geprügelt oder mehrere Tage unentschuldigt gefehlt. Dabei predigte ich ihm immer, dass er gefälligst zur Schule gehen sollte, damit er was in seinem Leben erreichen konnte.
Das Gleiche galt für Becky, die das auch altersgerecht ernster nahm wie ihr Bruder. Zumal Brian der Kleinen ein Vorbild sein sollte. Aber nicht in dem Sinne, dass er ihr zeigte wie man sich seine eigene Zukunft verbaute.
"Was hast du diesmal gemacht?", seufzte ich während ich den Brief entfaltete. "Nichts", entgegnete Brian monoton und ließ sich auf den Stuhl gegenüber von mir fallen. "Wegen Nichts schickt die Schule aber keinen Brief", widersprach ihm, woraufhin er genervt ausatmete und die Arme vor der Brust kreuzte. Mir genügten schon die ersten Sätze, die mir deutlich machten, das Brian ein ziemlich großes Problem hatte.
„Zeige sie mir", forderte ich Brian auf ohne ihn anzusehen. "Was denn?", spielte er den Ahnungslosen. "Deine Klassenarbeiten. Ich will sie sehen. Jetzt sofort", wiederholte ich mich mit kräftigerer Stimme, was diesmal auch wirkte. Minuten später kam Brian mit den Arbeiten zurück und überreichte sie mir. Alles nur Vieren und Fünfen. Hinzu zählte ich noch eine Drei in Geographie und eine Sechs in Physik. Die Restlichen waren von Fächern wie Mathe, Englisch, Französisch sowie Chemie und Musik.
Deswegen war seine Versetzung gefährdet und seine Lehrerin wollte mit einem Erziehungsberechtigten ein Gespräch führen. Ich jedoch war genau das nicht. In diesem Moment wusste ich nicht, ob ich wütend oder enttäuscht war. Brian gleitete immer mehr aus den Fugen, was mir echt Sorgen bereitete. Ich wollte nicht das meine Geschwister so ein Leben führen mussten wie ich.
Brian und Becky sollten es besser haben, weil sie ein schöneres Leben verdient hatten. Auch wenn ich ihm am liebsten einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst hätte war ich gewillt ihm zu helfen. Ob er das wollte oder nicht war mir sowas von egal.
„Du schreibst mir auf, wann du welche Arbeiten schreibst und dann lernen wir zusammen. Ich will das du später einen guten Abschluss hast", sagte ich und sah aus dem Augenwinkel wie Becky unsere Unterhaltung gespannt verfolgte. "Versprichst du mir, dass du dich bemühst?" "Ja, versprochen", versicherte Brian mir kleinlaut und verschwand in sein Zimmer. „Ich muss auch einen guten Abschluss haben, weil ich Ärztin werden will", bemerkte Becky verträumt während sie etwas an den Rand ihres Matheheftes kritzelte.
Nun wusste ich woher ihr Enthusiasmus für die Schule entsprang. Sie hatte ein Ziel vor Augen. Und genau das fehlte Brian wohlmöglich. Er hatte nichts worauf er hinarbeiten konnte.
„Ich glaube sie ist wieder da", flüsterte Becky mir mit ängstlicher Stimme zu. Tatsächlich ertönte aus dem Hausflur ihre Stimme und die von zwei Männern. "Gehe zu Brian", drückte ich ihr die Schulsachen in die Hände und nickte in Richtung Tür. "Pass auf dich auf, Harry", waren ihre letzten Worte, bevor sie meiner Anweisung folgte und ich somit nun allein in der Küche saß.
„Was wird das?!", hakte ich nach als die drei Gestalten mit einem Kasten Bier und zwei Vodkaflaschen zu mir stießen. "Wonach sieht es denn aus?", lallte sie und öffnete den Kühlschrank, um das Bier darin zu lagern. "Ihr werdet hier keine Saufparty zuzüglich Zigaretten und Joints veranstalten", erwiderte ich ihr und versuchte dabei meine Lautstärke unter Kontrolle zu behalten, was mir bei der Frau jedoch ziemlich schwer fiel.
„Vielleicht würde dir das auch mal gut tun, Junge", lachte Aaron und trank den ersten Schluck aus der Vodkaflasche. "Ihr seid nicht gut für meine Nerven." „Dann zwitscher ab, Bursche!", meldete sich der Dritte des Gespanns zu Wort, den ich jedoch nicht kannte. "Ich wohne hier. Sie nicht", hielt ich mich mit einer Antwort knapp.
„Ich habe hier immer noch das Sagen!", fauchte sie mich an und rammte ein scharfes Messer direkt vor mir in den alten Holztisch. Nicht nur ich zuckte kurz zusammen. Dieses Monster von Mensch war von früh bis spät extrem alkoholisiert und rauchte zwei Zigarettenschachtel täglich. All das machte sie so gefährlich und unberechenbar.
Ich wollte Brian und Becky so gut wie möglich vor ihr schützen und sie von ihnen fernhalten. Sie sollten dieses Monster nicht so nah erleben. Das sie nicht zu viel von diesem Drama um sie herum ertragen mussten. Das schaffte ich aber leider nicht immer.
Meine Aufmerksamkeit erlangte sie zurück als sie das Messer wieder aus der Platte zog und sich nun Aaron zuwandte. Dennoch hatte ich ihre vergrößerten Pupillen bemerkt, die nie ein gutes Zeichen ware. Momentan traute ich dieser Frau alles zu. Deswegen schlich mich leise von hinten an sie heran. Tief in meinem Unterbewusstsein hatte ich auch diese böse Seite in mir, die manchmal zum Vorschein kam. So wie in dieser Situation. Ich hasste mich selbst wenn dieses Böse die Kontrolle übernahm. Doch ich war ihm hilflos ausgeliefert.
Was in den Sekunden darauf geschah war ein Kampf, den Zwei verloren. Und ich war einer der Besiegten. Aber die Folgen wegen diesem verlorenen Kampf waren weitaus schlimmer als alles was ich bisher in meinem Leben durchmachen musste.
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Würde mich über Sternchen und Kommentare freuen✨

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In My Blood | h.s
Fanfiction» It's like the walls are caving in. Sometimes i feel like giving up. No medicine is strong enough. Someone help me. « Zwei Menschen, deren Charaktere nicht unterschiedlicher sein können. Zwei Menschen, deren Gefühle nicht ähnlicher sein können. Zw...