Let the real drama begin.
valerie
Blitzartig lösten wir uns voneinander als ein lauter Knall ertönte. „Was war das?", fragte ich Harry, der mir meine schwarze Lederjacke in die Hände drückte. „Ein Schuss. Und der kam nicht von einem Jäger", blickte er sich um und deutete mir ihm zu folgen. „Das heißt?!" „Erkläre ich dir später."
Demnach verließen wir das Dach des Anglerhauses und machten uns auf den Weg zum Parkplatz, wo Harry sein Auto geparkt hatte. Wegen einem weiteren Schuss schrie ich erschrocken auf während wir einen Wanderweg entlang liefen.
„Sei leise!", fuhr Harry mich leicht wütend an, wobei er dennoch nach meiner Hand griff. Als Harry ohne Vorwarnung stehen blieb prallte ich gegen ihn. „Hörst du", ich stoppte, da er mir mit der Hand den Mund zu hielt und mich mahnend ansah.
Langsam aber leicht hörbare Schritte durchbrachen einige dünne Äste, die auf dem Boden lagen. Zudem hörte man auch ab und zu Blätter rascheln. Die Schritte kamen uns immer näher aber man konnte durch die Dunkelheit nur Umrisse wahrnehmen.
Gerade als Harry etwas sagen wollte wurden wir gleichzeitig von hinten auf den Schotterweg gedrückt. Dabei kniff ich die Augen zusammen als ich von dem Licht einer Taschenlampe geblendet wurde.
Ich zuckte kurz als ich das kalte Metall um meine Handgelenke spürte. Danach wurden Harry und ich unsanft von den beiden Polizisten in Zivil an den Oberarmen auf die Beine gerichtet.
Während Harry von den Polizisten abwertende Blicke geschenkt bekam pustete ich mir vergeblich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„So sieht man sich wieder, Styles", spottete der Jüngere von den Beiden, weshalb Harry ihm leicht gegen das Schienbein trat. „Fick dich", murmelte Harry möglichst leise, woraufhin der Polizist ihn zum Auto drängte. „Also hören sie mal: Sie können uns nicht einfach" „Halten sie den Mund wenn sie nicht noch mehr Probleme kriegen wollen", unterbrach der andere Polizist mich tonlos während wir ebenfalls zum Auto liefen.
Ich fragte mich woher Harry die beiden Polizisten kannte. Womöglich von dem Vorfall für den er ins Gefängnis gewandert war. Oder sie waren Kollegen von Ben. Trotz das Harry sowieso schon auf der roten Liste der Polizei stand haute er solche Wörter raus. Wenn er noch auf Bewährung war konnte das schwerwiegende Folgen haben. Im Sinne von, dass er musste wieder ins Gefängnis.
Wollte er das echt riskieren? Wegen einem dummen Spruch?
Nach kurzer Autofahrt saßen wir schließlich in einem Verhörraum auf dem Polizeipräsidium. Von den Handschellen hatten sie uns derweil zum Glück entfesselt. Trotzdem verging eine Stunde in der niemand mit uns redete.
Als Harry mich mit seinen grünen Augen ansah fiel mir die Wut aber auch Angst auf, die sich in ihnen wiederspiegelten.
„Sage bitte einfach nichts. Das macht die Sache wahrscheinlich nur noch schlimmer", flehte ich ihn an, woraufhin er anfing mit seinen Fingern auf den Tisch zu tippen. Wohl aus Nervösität und um sich womöglich auch selbst zu beruhigen.
Statt das einer der beiden vorherigen Polizisten den Raum betrat war es Ben. Dieser setzte sich auf den Stuhl gegenüber von uns aber sah lediglich Harry mit einem für mich undefinierbaren Blick an.
„Warum sind wir überhaupt hier?", ergriff ich schließlich das Wort und gewann so Ben's Aufmerksamkeit. „Im Wald ist jemand erschossen wurden. Und da außer euch niemand in dieser Umgebung zu finden war halten sie Harry jetzt für verdächtig", erklärte er uns, weshalb ich schwer schluckte.
Harry hingegen zeigte keine erkennbare Reaktion. Nur die Kapuze seiner dunkelgrünen Stoffjacke schob er sich über die Haare, sodass sie verdeckt waren. Dabei würdigte er Ben keines Blickes.
Hier herrschte eine angespannte Stimmung, die mir zusätzlich angst machte.
„Du kannst gehen, Valerie", lächelte Ben mich aufmunternd an, „Harry und ich haben noch was zu besprechen." Eher widerwillig und ein Stück weit auch verwirrt verließ ich den Raum.
Im Flur setzte ich mich auf einen der Besucherstühle, wobei ich die beiden Polizisten um die Ecke hinweg hören aber nicht sehen konnte.
Sie sprachen über Harry und Ben.
„Wenn er den Jungen nochmal in Schutz nimmt ist er seinen Job los. Ben war Welsh schon immer ein Dorn im Auge. Seit dem Vorfall mit dem Jungen noch mehr." „Der Junge muss sowieso irgendwann wieder in den Knast, weil er weiter Scheiße baut. So einen kannst du nicht mehr retten. Nicht einmal Ben", erwiderte der Jüngere seinem Kollegen.
Am liebsten wäre ich zu ihnen gegangen und hätte sie gefragt was damals passiert war. Doch ich traute mich nicht. Vielleicht weil ich Sorge hatte die Wahrheit nicht zu verkraften. Das sie mein Bild von Harry schlagartig wieder ins Negative rückte.
„Wenn du Harry noch was zu sagen hast: Tu es jetzt", riss Ben mich aus meinen Gedanken und nickte zu dem Raum, in dem Harry sich noch immer befande. Wortlos stand ich auf und begab mich zu ihm. „Was hat Ben gesagt?", kam ich sofort zum Punkt als ich mich setzte. Auch wenn er es vertuschen wollte sah ich, dass er geweint hatte.
„Ich muss bis morgen in Untersuchungshaft. Vielleicht auch länger", gab er resigniert zurück und wirkte dabei wieder gefasster. So als ob es etwas normales war. Wobei. Für ihn war es das vielleicht auch. „Wieso lassen die mich gehen aber dich nicht?", entgegnete ich ihm verständnislos. „Was hast du denn davor so schlimmes getan?!", fügte ich hinzu, wonach sich sein Körper anspannte.
„Man, Valerie. Du bist nicht vorbestraft oder auf Bewährung", zischte er mich laut und harsch an, „Es geht dich nichts an was ich alles getan oder nicht getan habe." „Gut, okay. Dann wieder viel Spaß im Knast", zickte ich im selben Tonfall zurück und knallte die Tür ohne ein weiteres Wort hinter mir zu.
Ich konnte nicht mal sagen was mich in diesem Moment so wütend gemacht hatte. War es Harry's Art? Oder doch der Gedanke, dass er schuldlos wieder ins Gefängnis musste?
Ich atmete einmal tief durch, bevor ich zurück zu Ben lief. „Soll ich dich nach Hause fahren?", bot er mir an was ich jedoch dankbar ablehnte. Stattdessen rief ich Ceddie an, der mich dann auch abholen kam.
Vielleicht erzählte er mir mehr über Harry. Immerhin hatten die Beiden drei Jahre gemeinsam im Gefängnis verbrachte. Da mussten sie doch wissen was der jeweils Andere für eine Tat begangen hatte.
***
Von Ceddie hatte ich nichts über Harry erfahren. Ich hatte das Gefühl, dass er mehr über ihn wusste als er zugeben wollte. Wahrscheinlich hatte er Harry versprochen dicht zu halten.
Ich schielte kurz zur Tür als diese von meiner Mutter geöffnet wurde. Den vollbeladenen Wäschekorb stellte sie auf der Couch ab während mein Blick weiterhin auf die Decke gerichtet war.
„Alles gut?", räusperte sie sich schließlich als sie meine Kleidung raussuchte.
War das Sarkasmus gewesen? Als ob sie sich ernsthaft für meine Probleme interessierte.
„Ja", log ich, da ich mir kein irrelevantes Gespräch mit meiner Mutter geben wollte. Ohne ein weiteres Wort aber mit einem leisen Seufzer ließ sie mich wieder allein. Und darüber war ich auch froh.
Trotzdem konnte ich die darauffolgende Nacht kein Auge zu machen. Immer wieder musste ich an Harry denken und tausende Fragen schwirrten zu dem Thema in meinem Kopf herum.
Irgendwann würde ich meine Antworten kriegen. Auch wenn ich es vermutlich erzwingen musste.
...........................
Würde mich über Sternchen und Kommentare freuen✨
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In My Blood | h.s
Fanfiction» It's like the walls are caving in. Sometimes i feel like giving up. No medicine is strong enough. Someone help me. « Zwei Menschen, deren Charaktere nicht unterschiedlicher sein können. Zwei Menschen, deren Gefühle nicht ähnlicher sein können. Zw...