Talking is a good way to open your feelings.
harry
Anne und Ben hatten mich zum Essen eingeladen. Anfangs wollte ich nicht aber Anne hatte eine Absage nicht akzeptiert.
„Soll ich dir was verraten?", grinste Becky mich breit an, die links neben mir saß. „Heh?" „Ich hab ein voll cooles Geschenk für dich", erzählte sie stolz. Mein Geburtstag. Den hatte ich schon seit Jahren nicht mehr gefeiert. Ich wollte es auch nicht ändern.
„Das ist lieb Becky aber du weißt, dass ich meinen Geburtstag nicht feiere", erinnerte ich zögernd. „Warum denn nicht?", warf Anne fragend ein, weshalb sich meine Muskeln anspannten.
Ich hasste dieses Thema. Es weckte Erinnerungen auf an die ich mich nicht erinnern wollte. Anne und Ben wussten viele Dinge über Brian, Becky und mich nicht. Vorallem wussten sie nur wenig über mich.
Ich war niemand der seine Gefühle offen zeigen oder gar aussprechen konnte. Immerhin hatte ich diese Erfahrung selbst kaum erlebt. Nur sehr selten. Umso schwerer fiel es mir überhaupt mit diesen Gefühlen umzugehen. Ich war schlicht überfordert damit.
Mir war nicht klar wie ich reagieren musste oder sollte. Aus diesem Grund feierte ich meinen Geburtstag nicht. Leute sagten dir wie lieb sie dich hatten und wie froh sie waren dich in ihrem Leben zu haben. Becky aber auch Brian waren die Einzigen, die es mir manchmal sagten.
Das sie mich lieb hatten. Denn sie trauten sich genauso wenig wie ich offen darüber zu sprechen.
Der Einzige, der er es mir immer gezeigt und gesagt hatte war mein Vater gewesen. Doch seitdem er kein Teil meines Lebens mehr war hatte ich mich stetig von diesem Satz entfernt. Ich liebe dich.
Irgendetwas in mir verhinderte, dass ich diese Liebe zu jemanden wieder fühlen konnte. Deswegen kam ich so kaltherzig rüber. Als ob ich freiwillig so war wie ich nunmal war.
„Harry hat es nicht so mit Gefühlen", riss mich Becky's Stimme aus meinen Gedanken, „Ich denke schon das er Gefühle hat. Nur mag er es nicht wenn Andere ihm ihre Gefühle zeigen, weil er nicht weiß wie er damit umgehen soll." Manchmal fragte ich mich echt woher Becky solche Gedanken hatte. Schließlich war sie noch ein Kind.
„Ja, aber jeder hat doch irgendwann mal seinen Geburtstag gefeiert?!" „Seit unser Vater nicht mehr bei uns ist feiert Harry seinen Geburtstag nicht. Wohl weil er der Einzige war von dem er Liebe und Zuneigung bekommen hat. Deswegen ist er auch so kaltherzig und verbittert", gab Brian tonlos zurück was mich irgendwie verletzte.
Ganz gelogen hatte er nicht aber das er mich für kaltherzig und verbittert hielt- Ja, dass verletzte mich ehrlich. Denn ich war immer derjenige gewesen, der sich jahrelang aufopferungsvoll um die Beiden gekümmert hatte.
Ich hatte jeden Tag auf's Neue versucht ihnen die Liebe zu geben, die sie brauchten und verdienten. Die Liebe von unserem Vater die fehlte und die Liebe, die unsere Mutter nie besaß. Und das war der Dank dafür?! Mich als kaltherzig und verbittert zu betiteln?! Das war nicht der Brian, den ich kannte. Das war nicht mein kleiner Bruder.
„Tut mir leid. Ich hätte nicht nachfragen sollen", brach Anne die herrschende Stille. „Schon okay. Konntest du ja nicht wissen", zwang ich mir ein zartes Lächeln auf und aß weiter meine Pommes. „Dieses Lächeln ist so falsch wie die Tatsache das du kaltherzig bist", bemerkte Ben und trank einen Schluck von seinem Rotwein.
„Ich hätte diese Einladung nicht annehmen sollen", murmelte ich vor mich hin als ich aufstand und das Esszimmer verließ. Dabei folgte Ben mir und setzte sich neben mich auf die Treppenstufe vor der Haustür während ich mit eine Zigarette anzündete.
„Weißt du was dein Problem ist? Das du deine Probleme ignorierst und so tust als ob dir die Meinungen Anderer über dich egal sind. Jeder, aber wirklich jeder, nimmt sich die Meinungen anderer über sich selbst zu Herzen. Die Einen mehr, die Anderen weniger. Aber es geht nicht spurlos an einem vorbei. Vielleicht solltest du mal aufhören immer alles sofort in eine Ecke zu schieben in der Hoffnung, dass alles nach und nach verschwindet. Diese Dinge verschwinden nicht einfach, Harry."
„Die musst du schon selbst aus der Welt schaffen. Aber lass den Berg nicht zu hoch werden. Sonst verlierst du nachher den Überblick und weißt nicht wo du anfangen sollst", sprach Ben zu Ende.
„Glaubst du das wüsste ich nicht?! Glaubst du ich wüsste nicht was ich für ein Arschloch bin?! Ich kann Brian sogar verstehen warum er so über mich denkt. Weil es wahr ist was er sagt auch wenn es mich verletzt", schrie ich ihn eher aus purer Verzweiflung und Überforderung an, „Ich wollte nie so sein wie dieses Monster. Aber manchmal mutiere ich zu einer Kopie von diesem Monster. Und das macht mir angst." „Weißt du wie man das Böse besiegt?" Stumm zuckte ich mit den Schultern, weshalb sich ein Lächeln auf Ben's Lippen bildete.
„Mit dem Guten. Mit Liebe. In jedem Mensch steckt Liebe, die nur darauf wartet wieder gefühlt und gehört zu werden. Denn wenn man auf sein Herz hört- Ja, dann tut man das meist für die Liebe. Hat meine Mutter immer gesagt", klopfte er mir aufmunternd auf den Oberschenkel was mich trotz meiner Gefühlslage zum Lächeln brachte.
„Deine Mutter hat echt was richtig gemacht", lachte ich kopfschüttelnd und blickte in den Sternenhimmel, der sich uns bot, „Damals als du mich zum ersten Mal im Knast besucht hast, da hast du mich gefragt ob es bei uns überhaupt so etwas wie eine Familie gibt. Ich hatte mit Nein geantwortet, weil ich dir nicht vertraut hatte."
„Ich hatte angst meine Familie zu verraten. Jeder hat bei dem Wort Familie sofort den Stereotypen vor Augen. Meine eigentliche Familie existierte für mich nie wirklich. Meine richtigte Familie sind für mich nämlich meine Jungs. Und das wird sich auch nie ändern." „Ah du meinst den Joggenhosenträger, den Blondie und den Daddy?!", runzelte Ben die Stirn
Louis, Niall und Liam.
„Ja, genau die", lachte ich leicht auf. „Brian und Becky nicht?" „Im Herzen für immer. Aber im echten Leben sind sie jetzt ein Teil eurer Familie. Und das ist auch ganz gut so", lächelte ich ihn zufrieden an, da Brian und Becky hier das Leben führen konnte das ich mir für sie gewünscht hatte.
„Du bist ein guter Kerl, Harry. Das solltest du dir öfters mal ins Gedächnis rufen. Bestell deiner Familie einen schönen Gruß von mir", waren Ben's letzten Worte, bevor er wieder im Haus verschwand. Ich hingegen machte mich auf den Weg nach Hause zu meiner Familie.
Dabei musste ich an Ben's Worte denken. Womöglich hatte er nicht mal so unrecht. Ich sollte endlich einen Schritt nach Vorne gehen anstatt in der Vergangenheit auszuharren. Mein Leben zu leben so wie ich es mir immer als Kind ausgemalt hatte. Mit einem Job und einem Haus. Eine Frau und Kinder.
Aber all das war für mich bis heute nur ein malerischer Traum. Vielleicht musste ich erstmal auf mein Herz hören um diesen Traum langsam in die Realität umsetzen zu können.
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Würde mich über Sternchen und Kommentare freuen✨

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In My Blood | h.s
أدب الهواة» It's like the walls are caving in. Sometimes i feel like giving up. No medicine is strong enough. Someone help me. « Zwei Menschen, deren Charaktere nicht unterschiedlicher sein können. Zwei Menschen, deren Gefühle nicht ähnlicher sein können. Zw...