secrets - valerie | 48

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Every relationship has secrets.

„Wieso klingelst du?!", fragte ich Harry genervt nachdem ich ihm die Wohnungstür geöffnet hatte. Es war drei Uhr morgens und Harry hatte mich aus meinem Schlaf gerissen, obwohl er einen Schlüssel besaß.

„Ich wollte dich nicht wecken", lallte er prustend, wobei hinter ihm Louis auftauchte. „Und was macht er ihr?", nickte ich zu Harry's besten Freund. „Er ist traurig und wollte nicht allein sein", erklärte Harry mir seufzend und führte Louis torkelnd ins Wohnzimmer.

„Wieso heult er jetzt?", flüsterte ich Harry zu als ich ihn ein Stück in den Flur gezerrt hatte und Louis wimmernd auf der Couch lag. „Seine kleine Schwester ist gestorben. An einer Überdosis Drogen, weil sie den Tod von ihrem Pflegevater nicht verkraftet hat", erzählte Harry mir in einem ernsteren Ton.

„Oh, Gott", entwich es mir entsetzt aber wurde im nächsten Moment auch wütend auf die Beiden, „Seine Schwester ist gestorben und ihr habt nichts besseres zu tun als euch zu betrinken? Vielleicht sollte er eher bei seinen anderen Geschwistern sein anstatt bei uns betrunken auf der Couch zu liegen. Und du hast das noch unterstüzt."

„Die Pflegefamilien von den Zwillingen trauen Louis aber nicht so ganz und deshalb haben wir uns betrunken, weil er eh nicht zu seinen Schwestern darf", verteidigte Harry sich und Louis. „Was ist denn mit Louis' Eltern?" „Sein Vater ist abgehauen als er noch ein Baby war. Der Vater seiner Schwestern lebt irgendwo in Schottland und seine Mutter ist schon vor einigen Jahren verstorben. Da das Jugendamt der Meinung war, dass Louis überfordert mit den Kindern ist haben sie sie in zwei verschiedene Pflegefamilien gesteckt", zuckte Harry mit den Schultern, weshalb ich leise seufzte.

„Wer ist das denn jetzt?", murmelte ich und öffnete die Wohnungstür ein zweites Mal. Doch diesmal erwartete mich ein junges Mädchen, das um die Zwanzig sein musste. „Kann ich was für dich tun?", ergriff ich lächelnd das Wort, da das Mädchen mit dem platinblonden Haar ein wenig ängstlich wirkte.

„Niall hat mich hierher gebracht. Ich will eigentlich zu meinem Bruder", stotterte sie vor sich hin. „Louis?", hakte ich vorsichtshalber nach, wobei das Mädchen zustimmend nickte. „Ehm ja. Komme rein", ging ich einen Schritt zur Seite, sodass sie den Flur betreten konnte.

„Ich bin übrigens Valerie", stellte ich mich vor während das Mädchen in der Küche Platz nahm. „Charlotte. Aber du kannst mich ruhig Lottie nennen", gab sie lächelnd zurück. „Magst du einen Tee haben?" „Ja, gerne."

Während ich Wasser für den Tee aufsetzte, sah ich im Augenwinkel wie Lottie ihre Tränen wegwischte. Aus dem oberen Schrank nahm ich zwei Tassen und Teebeutel, die ich in je eine Tasse legte. Als das Pfeifen des Wasserkochers ertönte befüllte ich die Tassen mit dem heißen Wasser und stellte sie anschließend auf dem Tisch ab.

„Der ist lecker", bemerkte sie nach einigen Minuten der Stille. „Ja, ist eine Mischung aus Mango und Himbeere", umfasste ich mit meinen Händen die warme Tasse, „Tut mir leid, was mit deiner Schwester passiert ist."

„Ich hätte eigentlich merken müssen wie schlecht es ihr ging aber sie hat das ziemlich gut versteckt", entgegnete Lottie mir mit einem traurigen Blick. Sie hatte dieselben blauen Augen wie Louis, die jedoch wegen der vielen Tränen rot und glasig waren.

„Was mache ich eigentlich hier? Mit Louis kann man über sowas eh nicht reden", fügte sie hinzu und rührte mit dem Löffel den Zucker in ihrem Tee um. „Wieso?" „Er redet nicht gerne über Gefühle und so. Er ist kein schlechter Bruder aber manchmal wünschte ich mir, dass er nicht immer gleich zum Alkohol greift", sagte Lottie, was ich durchaus verstehen konnte

In My Blood | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt