26 | Goodbye

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Goodbye my lovely friend.

„Liam ist tot."

Das waren die Worte, die Ben in den Raum geworfen hatte. Keiner sagte etwas. Stattdessen wurde die Luft im Raum mit jeder Sekunde stickiger. Sie raubte meinen Lungen langsam die Möglichkeit zu atmen.

Ich konnte nicht wirklich beschreiben was ich in diesem Moment fühlte. Als ob ein riesiger Tsunami mein Herz überflutet und zerstört hatte.

Liam war das Verbindungsstück, das uns immer alle zusammengehalten hatte. Und jetzt, wo eben dieses Stück fehlte, war ich mir ziemlich sicher, dass sich einiges ändern würde.

Trotz seiner Lebensumstände und grausamen Vergangenheit war Liam stets ein positiver Mensch gewesen. Er hatte uns vor größeren Dummheiten bewahrt und uns immer ins Gewissen geredet nicht aufzugeben.

Er hatte es nicht besser als wir aber trotzdem hatte er alles für uns gegeben. Liam hatte uns immer aufgebaut und sich fürsorglich um uns gekümmert. Wie man das in einer Familie nunmal tat.

Allerdings machte ich mir mehr Sorgen, um Niall. Er und Liam hatten eine besonders starke Beziehung zueinander gehabt.

So wie Louis und ich.

Auch wenn er es nicht zugab: Niall war ein extrem sensibler Mensch.

Liam's Tod würde ihn am härtesten treffen. Und ich hoffte inständig, dass er in seiner Trauer und Wut keine unüberlegte Scheiße anstellte.

„Wieso?", fand ich als Erster meine Sprache wieder. „Schussverletzung. Er hat einfach tot auf dem Seitenstreifen gelegen als ihn ein Autofahrer entdeckt hat", erwiderte Ben mir zögernd.

„Und wer war es?", presste Niall zwischen seinen Zähnen hindurch. „Das wissen wir noch nicht", gab Ben unbeeindruckt von Niall's harschen Ton zurück.

„Denkst du das was ich denke?", flüsterte Louis mir zu, der neben mir auf der Couch saß. „Möglich wäre es", entgegnete ich im selben Tonfall. „Scheiße."

Ohne Vorwarnung zerrte ich Ben in die Küche. Seufzend lehnte er sich mit dem Becken gegen die Küchenzeile und versuchte den Augenkontakt mit mir zu meiden.

„Du denkst auch, dass sie es war, oder?", hakte ich nach, wobei Ben zustimmend nickte. „Was, wenn sie diejenigen umbringt, die ich liebe, um mir etwas heimzuzahlen?!", sprach ich meine Gedanken aus. „Stirbst du auch?", erklang Becky's nervöse Stimme hinter mir. Vermutlich war sie durch unsere Gesprächslautstärke wach geworden. „Niemand wird hier sterben", kam Ben mir zuvor und wirkte dabei ziemlich sicher. „Liam ist jetzt im Himmel, nicht wahr?", zupfte Becky an meinem T-Shirt, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. „Ja", antwortete ich knapp und ohne sie anzusehen.

„Was ist denn hier für eine miese Stimmung?", trat Brian zu uns und durchsuchte den Kühlschrank wohl nach etwas Essbarem, obwohl er eigentlich ins Bett gehen wollte. „Liam ist gestorben", schluckte ich schwer und wartete seine Reaktion ab.

„Scheiße", murmelte er leise und schien nachzudenken. Irgendwas stimmte hier nicht. Brian wusste mehr als wir. „Das hat er nicht verdient", waren seine letzten Worte, ehe er sich zwischen Becky und der Wand aus der Küche schlängelte.

Ohne zu zögern folgte ich ihm bis in die zweite Etage, wo sein Zimmer war. Ordnungsbewusst war Brian schon als Kind, weshalb sein Zimmer auch danach aussah.

„Was willst du?!", zischte er mich an als ich die Tür hinter mir schloss. „Du konntest schon als Kind nie lügen und warst sehr naiv. Ist das so geblieben?!", blickte ich geradewegs in seine grünen Augen, die einen Hauch von Angst und Nervösität ausstrahlten.

In My Blood | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt