35 | Mothers

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Sometimes a mother doesn't love her child.

valerie

Harry hatte mich dazu überredet mit ihm klettern zu gehen. Mit meiner Höhenangst nicht gerade die beste Idee aber ich tat es ihm zu liebe trotzdem.

„Dir kann nichts passieren", verdrehte er die Augen als ich mir die Kletterschuhe anzog und sichtlich angespannt war über das was mir bevorstand. „Das sagst du immer, Harry", verschränkte ich die Arme, weshalb er erneut mit den Augen rollte.

„Das wird dir gefallen", versuchte er weiter mir das Klettern schmackhaft zu machen, „Sträube dich nicht immer vor neuen Erfahrungen." „Deswegen der Trip nach Liverpool?", wanderten meine Augenbrauen misstrauisch nach oben.

Es war Harry's Idee für vier Tage nach Liverpool zu fahren, um mal ganz für uns alleine zu sein. Und ich mochte behaupten, dass es bisher eine von Harry's besten Ideen war.

„Ich wäre ja mit dir auf die Malediven geflogen aber ich habe leider nicht im Lotto gewonnen", feixte Harry als wir in Richtung Kletterwand liefen. „Die Malediven sind schön aber werden irgendwann langweilig. Zumindest für mich."

„Klar, warst du schonmal dort", nuschelte Harry mit leicht gesenktem Kopf. „Es gibt auch noch andere schöne Länder", bemerkte ich zart lächelnd, worauf Harry jedoch keine richtige Reaktion zeigte.

„Valerie", sprach Harry meinen Namen aus, da ich noch nicht am klettern war, „Los jetzt." Zögernd begann ich mich hochzubearbeiten und musste auf Harry vertrauen, der mich vom Boden aus sicherte.

Doch plötzlich ließ Harry das Seil locker, sodass ich rasend auf die Sportmatte prallte. Erst als ich lauthals seinen Namen schrie realisierte er was passiert war.

„Tut mir leid. Ich wurde abgelenkt", sah Harry mich entschuldigend an als er mir wieder auf die Beine half. „Wovon denn?!", zischte ich wütend zurück. Einen Moment schwieg Harry. „Ich habe vorhin meine Mutter gesehen", seufzte er und rieb sich mit den Händen durch das Gesicht, „Vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet." „Gehst du noch zu dieser Psychologin?!", spottete ich und befreite mich von dem Sicherungsgurt, was Harry mir gleich tat.

„Man, Valerie. Das war keine Absicht", lief Harry mir hinterher als ich den Ausgang der Kletterhalle ansteuerte. „Du bist so vernarrt darin dich an dieser Frau zu rächen, dass du schon Paranoia hast", erwiderte ich ohne ihn anzusehen.

„Ich habe dir doch gesagt, dass ich das nicht mache", gab Harry zähneknirschend zurück. „Nein, weißt du was: Mache es. Und dann will ich nie wieder mehr etwas davon hören", drehte ich mich für einen Moment um und blickte tief in Harry's grüne Augen.

„Du musst mit den Konsequenzen leben und nicht ich", fuhr ich fort und mein Puls stieg mit jeder Sekunde an, „Vielleicht ist das der Weg wie du dieses Böse in dir besiegen kannst. In dem du das sogenannte Monster endgültig aus deinem Leben verbannst. Vielleicht hilft es dir."

Da er mir keine Antwort gab setzte ich kopfschüttelnd meinen Weg fort. Harry folgte mir diesmal nicht und womöglich war das in diesem Moment auch besser so gewesen.

„Entschuldigen sie", stoppte mich eine Frau mittleren Alters. „Könnten sie mir vielleicht sagen, wo hier die nächste Bushaltestelle ist?", lächelte die Dame mich übertrieben freundlich an, was mich irgendwie ein wenig stutzig machte.

In My Blood | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt