It's hard to see the real person behind this invisible mask but at one point you'll see who he really is.
valerie
Mit zittrigen Beinen trat ich näher an den Rand heran und traute mich kaum hinunter zu sehen. Auf den ersten Blick konnte ich den fremden Jungen jedoch nicht entdecken. In mir entstand ein schlechte Gewissen. Was wenn er verletzt war?! Ich wollte kein anderes Leben auf dem Gewissen haben.
Deswegen entschloss ich mich trotz enormer Höhenangst, die Felswand nach unten zu klettern. Dabei vermeidete ich es möglichst in Richtung Boden zu sehen. Als ich allerdings diesen Boden wieder unter meinen Füßen spürte war ich geschockt. Der Junge hatte mich hintergangen. Denn von oben sah der Abstand zum Boden deutlich tiefer aus. Aber in Wirklichkeit waren es höchstens zwei bis drei Meter Höhenunterschied. Dennoch blieb für mich die Frage offen, wo der Junge war.
"Hast du echt gedacht ich würde mich deinetwegen umbringen?!", vernahm ich seine amüsierte und tiefe Stimme. Er saß am Klippenrand und auf seinen Lippen hatte sich ein breites Grinsen gebildet. "Irgendwie schon, ja", erwiderte ich peinlich berührt. "Schaue das du Land gewinnst du Krimineller, du!", schrie plötzlich eine männliche Stimme hörbar wütend von weiter weg. Blitzartig sprang der Junge von der Klippe und zerrte mich anschließend wieder in den Wald hinein.
An einer Lichtung kamen wir nach ein paar Minuten zum Stehen. "Ein Krimineller bist du also?!", schmunzelte ich etwas außer Atem. "Ja, ich habe mal als Kind im Bahnhofskiosk Kaugummis geklaut", lachte er leicht auf, bevor er sich eine neue Zigarette anzündete. "Du hast mir immer noch nicht deinen Namen verraten", bemerkte ich stirnrunzelnd.
Er kam mir so nah das unsere Nasenspitzen sich fast berührten während er mir direkt in die Augen blickte. "Harry", hauchte er gegen meine Lippen und ich konnte deutlich das Nikotin in seinem Atem riechen. Seine grünen Augen hatten mich so gefesselt, dass ich erst in die Realität zurückkam als ich eben diese grünen Augen nicht mehr sehen konnte. Dieser Junge war wie ein Geist.
Manchmal gab er sich zu erkennen aber sogleich verschwand er genauso schnell wieder. Er war scheinbar unantastbar.
***
"Wir sind nur drei Leute", sagte ich als meine Mutter vier Teller auf den Tisch stellte. "Dein Bruder hat angerufen und meinte, dass er zum Essen kommt", erklärte sie mir mit einem gezwungenen Lächeln, woraufhin ich kein Wort mehr heraus bekam. Dieser sture Idiot. Doch Zeit um das Ganze noch zu verhindern hatte ich nicht mehr, da Ceddie kurz darauf bei uns im Esszimmer stand.
„Keine Sorge. Ich habe mich im Griff", flüsterte er mir im vorbeilaufen zu und setzte sich neben mich. "Gregory kommt heute später von der Arbeit nach Hause", kommentierte meine Mutter meinen fragenden Blick zu dem leeren Stuhl am Tischende.
Nachdem wir ein Tischgebet gesprochen hatten fingen wir an zu essen. Dann herrschte wie jedes Mal Stille. "Was habt ihr heute gemacht?", ergriff meine Mutter schließlich das Wort. "Ich war mit Riley in der Stadt", log ich, weil ich ihr nichts von Harry erzählen wollte. Höchstwahrscheinlich würde sie mich nicht mehr allein nach draußen lassen. Dabei war es ihr Freund, der gefährlich war.
Harry wirkte ihm gegenüber noch ziemlich harmlos. Und dennoch konnte er einen sehr schnell einschüchtern. Womöglich nutzte er seine eher humorvolle Art um nicht gleich als gefährlicher Mensch abgestempelt zu werden. Denn ich glaubte viel mehr, dass Harry genauso wie ich ein zersplitterter Mensch war, der nur noch für andere lebte.

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In My Blood | h.s
Fanfiction» It's like the walls are caving in. Sometimes i feel like giving up. No medicine is strong enough. Someone help me. « Zwei Menschen, deren Charaktere nicht unterschiedlicher sein können. Zwei Menschen, deren Gefühle nicht ähnlicher sein können. Zw...