22 | Fate

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Oh, no sweetie.

harry

Erneut schwiegen wir minutenlang nachdem Valerie mir erzählt hatte, was sie belastete.

Ich hatte keine passende Antwort darauf. Die gab es womöglich auch nicht. Manche Dinge waren einfach unbeschreiblich scheiße. Gott, ich wollte mir nicht ausmalen wie schlimm das für Valerie war.

Wir waren ein Paar. Doch wir waren nicht für immer aneinander gebunden. Wir konnten es jederzeit beenden. Aber ich wollte es wegen dieser einen Sache nicht beenden. Für meine Verhältnisse klang es kurios, dass ich jemanden ehrlich liebte und mir tatsächlich eine Zukunft mit dieser Person vorstellen konnte. Eben alles was dazu gehörte.

Aber manchmal strich das Schicksal einen Zukunftwunsch, was einen mitten ins Herz traf. Valerie mehr als mich. Ich hatte Mitleid mit ihr.

„Ich liebe dich, Harry. Und das hört sich aus meiner Sicht total verrückt an aber ich hätte nicht mal ein Problem damit, wenn du es wärst", brach Valerie die Stille zwischen uns. „Kann ich für mich selbst bestätigen", stimmte ich ihr resigniert zu.

Aus meiner Jackentasche zog ich ein unbenutztes Taschentuch, das ich Valerie überließ. Zart lächelte sie mich an, bevor sie ihre Tränen von den Wangen wegwischte. „Wer weiß, was in ein paar Wochen, Monaten oder Jahren ist", meinte Valerie nachdenklich, was ich jediglich mit einem leichten Nicken bestätigte.

„Aber mal angenommen in fünf Jahren sind wir immer noch ein Paar. Könntest du damit leben?", sah Valerie mich fragend aber sogleich auch nervös an. „Wenn ich jetzt schon ein Problem damit hätte würden wir nicht mehr hier sitzen", schoss es sofort aus mir heraus. „Das ist keine konkrete Antwort auf meine Frage", widersprach Valerie mir.

„Ein Trennungsgrund wäre es für mich nicht und ich würde dir auch nicht die Schuld oder Ähnliches daran geben. Trotzdem würde dieser Wunsch vermutlich bleiben. Aber den kann man sich ja auch auf anderen Wegen erfüllen", antwortete ich ihr letzlich aber mit einem aufmunternden Lächeln.

„Gut zu wissen", lachte sie leicht auf während ihre braunen Augen nicht mehr allzu traurig wirkten. Zumindest das schöne Funkeln in ihnen war wieder da. „Du kannst hier warten während ich bei Becky bin", meinte ich, woraufhin Valerie den Kopf schüttelte. „Ich komme mit", entschied Valerie sich um, wonach wir gemeinsam ins Krankenhaus liefen.

„Jetzt hast du ganz umsonst so viel Geld bezahlt", räusperte Valerie sich als wir kurz darauf in einem Fahrstuhl standen, der uns in die dritte Etage fuhr. „Du hast mir keine andere Wahl gelassen", schmunzelte ich während wir ausstiegen und das richtige Zimmer suchten.

Als wir das Patientenzimmer betraten waren Ben und Anne sowie Niall und Brian schon anwesend. Becky hingegen lag im hinteren der zwei Betten und schlief. „Wo ward ihr solange?", ergriff Brian schließlich das Wort. „Wir hatten noch was wichtiges zu bereden", entgegnete ich ihm, wobei Valerie sich gegenüber von Niall auf einen Besucherstuhl setzte.

„Aber ihr könntet uns mal aufklären was passiert ist?!", schob ich mit einem Blick zu Ben hinterher. „Becky musste den Blinddarm rausoperiert kriegen, weil er zu stark entzündet war", kam Anne ihm zuvor, woraufhin ich verstehend nickte.

Gerade als Ben etwas sagen wollte kam ein anderes Mädchen in Becky's Alter hinein, wobei ihre Eltern ihr folgten. Nach kurzer Begrüßung widmeten sie sich wieder ihrer Tochter. Ihr Sohn hingegen lag in seinem MaxiCosi und schlief.

In My Blood | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt