9. Kampf vor dem Aufbruch

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,,Ja, JA, JAA!"
Jetzt geht es los!
Noire rannte los, auf die Trittsteine zu, aber sie kam nicht weit; eine große, weiße Pfote setzte sich vor ihr auf den Boden. Sie konnte nicht mehr bremsen und rauschte direkt in sie hinein.
,,Stopp!"
Snowdrop!
,,Bevor wir losgehen, müssen wir noch ein paar Sachen klären, Noire.", sagte der weiße Wolf.
,,Ja. Zum Beispiel wie ihr euch verhaltet.", stimmte Alpha ihm zu.
Rose sagte nichts, neigte aber zustimmend den Kopf.
,,Erstens: Ihr rennt nicht einfach vor, ohne unsere Erlaubnis. Man weiß nie was einen im Wald erwartet und ihr kennt euch noch nicht aus."
Alphas Stimme klang bestimmt und ließ keinen Widerspruch zu.
Ups..
,,Ja, Alpha.", antworteten die drei Freunde im Chor.
Die Anführerin nickte zufrieden.
Jetzt meldete sich Rose zu Wort: ,,Zweitens: Ihr tut genau das, was Alpha, Snowdrop oder ich euch sagen. "
Wieder antworteten Maroni, Tiffany und Noire ohne nachzudenken, weil sie endlich loswollten.
Doch Rose war noch nicht fertig: ,,Das heißt, wenn wir euch sagen, dass einer von uns mit euch zum Lager geht und die anderen in Wald bleiben, dann tut ihr das. Wenn wir euch sagen, versteckt euch, dann tut ihr das. Wenn wir euch sagen lauft, dann tut ihr das.
Habt ihr mich verstanden?"
Diesmal zögerten sie länger mit ihrer Antwort.
Warum sollten wir davonlaufen? Wir sind die gefährlichsten Wesen im Wald! Niemand kann uns etwas anhaben.
Trotzdem sagte sie nach kurzer Stille, weil sie wusste, wenn sie Nein sagen würde, dürfte sie nicht mit: ,,Ja Rose."
Tiffany und Maroni folgten ihrem Beispiel und Rose wirkte ebenfalls zufrieden.
Danach sagte Noire leise, mehr zu sich selbst als zu Rose: ,,Du klingst fast schon wie meine Mutter!"
Rose hatte es wohl gehört, denn sie wedelte belustigt mit dem Schwanz.
Doch sie war nicht die einzige die Noires lauten Gedanken gehört hatte; unvorbereitet traf sie etwas hartes in der Flanke und sie taumelte.
Alpha hatte mit der Pfote ausgehohlt und Noire spielerisch geschlagen.
Hey!
Und sie stürtzte sich auf ihre Mutter und wollte sie am Ohr beißen. Alpha jedoch wich ihrer Tochter geschickt aus und Noire sprang ins Leere und landete unsanft auf der Erde.
Von hinten hörte sie amüsiertes Kichern, sowohl von Alpha als auch Maroni und Tiffany.
Na warte!
Schnell rappelte Noire sich auf und stürzte sich abermals auf ihre Mutter, die ihr ebenso elegant wie davor auswich, doch diesmal Noire darauf vorbereitet!
Sie war so gesprungen, dass sie von der Seite ihre Mutter mit einer Vorderpfote an der Schnauze erwischte, die daraufhin überrascht zurückzuckte. Doch Noire war noch nicht fertig; direkt hinter Alpha standen Maroni und Tiffany nebeneinander, immernoch unaufmerksam lachend. Noire schlug also Alpha auf die Schnauze und landete danach auf weichen Körpern.
Ha! Wer zuletzt lacht, lacht am Besten!
Stolz trohnte sie auf Maroni und Tiffany, denen das Lachen schnell vergangen war, und die jetzt überrascht auf dem Boden lagen, die Gliedmaßen verheddert.
Laut wiederholte sie ihren Gedanken: ,,Wer zuletzt lacht, lacht am Besten."
,,Ja, schwerer Brocken, kannst du jetzt bitte wieder runtergehen? Du sitzt auf meinem Kopf.", hörte sie plötzlich ein gedämpftes Brummeln.
,, Also, ich finde es hier eigentlich ganz bequem.", sagte sie spöttisch, erhob sich aber langsam und ging langsam von dem Haufen aus Fell und Beinen herunter.
Rose hatte alles beobachtet und lobte ihre Schülerin: ,,Respekt Noire. Ohne Training drei Wölfe mit einem Sprung zu treffen, von denen einer ein ausgebildeter Kämpfer ist. Das hast du gut gemacht, aber-"
Plötzlich prallte etwas hartes von hinten gegen Noire. Maroni und Tiffany hatten sich inzwischen entwirrt und hatten nun beschlossen, sich zu rächen.
Der Angriff kam unerwartet und es gelang Maroni und Tiffany Noire umzuwerfen und die etwas ältere Jungwölfin auf den Boden zu nageln, indem Maroni sich auf ihre Vorderpfoten und Tiffany auf ihre Hinterpfoten legte.
,,Festgenagelt!"
Aus Tiffanys Stimme war der Triumph deutlich herauszuhören und auch Maroni knurrte triumphierend.
,,-aber du solltest nur endgültig besiegten Feinden den Rücken zukehren.", fuhr Rose fort, als Noire vergeblich versuchte sich zu befreien.
Ein spöttischer Unterton klang in dem Satz mit, was Noire dazu veranlasste, noch härter gegen ihre pelzigen Fesseln anzukämpfen, die jedoch nicht nachgaben.
Lasst mich sofort los, ihr Flohfresser! Ich werde bald eure Alpha sein!
Wütend jaulte sie auf, als Tiffany sie spielerisch in den Schwanz kniff.
,,Wer zuletzt lacht, lacht am Besten.", zischte Maroni spöttisch in Noires Ohr.
Eine verärgerte Stimme unterbrach ihre Befreiungsversuche.
,,Ihr Himmelswölfe, ich dachte ihr wollt unbedingt in den Wald? Stattdessen rauft ihr hier! Wir können auch noch einen Monat warten, wenn ihr euch jetzt noch nicht wie Schüler benehmen könnt!"
Snowdrop hatte ihre Attacken mit unergründlicher Miene beobachtet, jetzt war er verärgert aufgestanden.
Maroni und Tiffany ließen Noire frei, die sofort aufsprang und die beiden halbherzig anknurrte, bei Snowdrops Blick jedoch abrupt verstummte und ebenso wie Maroni und Tiffany den Schwanz zwischen die Beine klemmte.
Der große weiße Wolf funkelte die drei wütend an und drehte sich dann in Richtung Trittsteine. Mit einem Schwanzzeichen bedeutete er dem jungen Trio ihm zu folgen. Diesmal rannte Noire nicht vor, sondern trottete brav hinter Snowdrop her.
Rose und Alpha folgten.
Ups. Vielleicht hätten wir uns erwachsener benehmen sollen.
Aber sie haben mich ausgelacht!
Nach der etwa halben Baumlänge zu den Steinen war das Schlechte Gewissen bei Noire und ihren Freunden schon wieder verschwunden und sie hüpften wieder fröhlich voran.
,,Also, Rose springt voran und hilft euch. Noire kommt als erstes von euch, da sie noch längere Beine als ihr hat, Tiffany und Maroni. Dann kommt Tiffany und schließlich Maroni. Snowdrop und ich machen das Schlusslicht und passen auf, dass ihr nicht hereinfallt. Wenn ihr drüben seid wartet ihr auf die anderen und wir gehen gemeinsam weiter.", wies Alpha sie an.
Habe ich wirklich längere Beine als die anderen?
...Stimmt. Aber ich bin doch nur knapp drei Wochen älter als sie. Komisch.
Ohne eine Antwort abzuwarten, sprang Rose auf den ersten Stein.
,,Springt einfach so weit ihr könnt, ich lasse euch nicht ins Wasser fallen.", sagte sie von dort aus.
Aufgeregt nickte Noire.
Gleich ist es so weit. Gleich werde ich aus dem Lager heraus sein.
Noire hatte immer gedacht, sie würde überglücklich sein wenn sie das erste Mal über den Fluss springen würde, aber jetzt verspürte sie doch ein leichtes mulmiges Gefühl. Der Fluss war so tief!
,,Jetzt spring schon!"
Maronis ungeduldiger Ausruf riss sie aus ihren Gedanken und ohne weiter nachzudenken spannte sie ihre Hinterläufe an und sprang.
Noire war genau richtig gesprungen, sie landete sicher in der Mitte des ersten Steins und benötigte Rose' Hilfe gar nicht.
,,Gut gemacht."
Alphas Stimme klang überrascht.
Noire antwortete nicht, sondern wartete bis Rose auf den zweiten Stein gesprungen war und kauerte sich dann wieder auf den Stein um erneut ihre Kräfte zu sammeln.
Mitten im Flug fiel ihr plötzlich ihr Traum wieder ein, wie sie locker von einem Stein zum anderen gesprungen war, ohne erst eine Pause zu machen.
Durch diese Gedanken in ihrer Konzentration gestört landete sie etwas zu weit hinten und ihre Hinterläufe platschten ins kalte Wasser.
Sie jaulte auf, aber Rose hatte sie schon am Nackenfell gepackt ind zog sie auf den Stein.
Das Wasser ist so kalt! Es wird wirklich Winter...
,,Dasch war schnapp.", nuschelte Rose mit dem Maul voller Fell.
,,Danke", murmelte Noire, doch Rose war schon auf dem Weg zum vorletzten Stein.
Die letzten beiden Sprünge waren ohne besondere Zwischenfälle und Noire erreichte nur mit nassen Hinterpfoten das andere Ufer, während Rose zurücksprang um Tiffany zu helfen.
Von hier sehen die Bäume so viel größer aus! Sie überragen mich um ein großes Vielfaches meiner selbst! Sie wirken, als könnten sie mich verschlingen...

Wolves - Eine unbekannte GefahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt