40. Ratlosigkeit

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Mit schnellem Tempo setzte Noire durch den Wald und hielt nach ihrer Mutter Ausschau. Als sie am großen Fluss angekommen war, versuchte sie, den Geruch ihrer Mutter auszumachen.

Doch der Wind kam vom Wald, weswegen sie nur die spärlichen Beutegerüche wahrnehmen konnte. Frustriert knurrte sie und spitzte die Ohren.

Sie hörte Stimmen am anderen Ufer des Flusses, die sich etwas zuriefen. Über den nahen Baumstamm, der den Wölfen als Brücke diente, kam Noire näher ran.

Noch bevor sie wieder auf das Land gesprungen war, kam Dagger mit einem Eichhörnchen im Maul zwischen den Bäumen hervor.

,,Hey Noire. Was machst du denn hier?'', begrüßte der Wolf seine Rudelgefährtin. Noire blickte ihm über die Schulter. ,,Ich suche meine Mutter. Ist sie hier?'', fragte sie ungeduldig.

Dagger nickte. ,,Ja. Sie sollte gleich kommen.'', sagte er, ein wenig irritiert aufgrund Noires Aufregung und der Ungeduld.

Tatsächlich trat, kaum dass der Wolf ausgesprochen hatte, Alpha mit Tude und Pike aus dem Wald und legte zwei Wühlmäuse ab.

Mit einem Zucken ihres Ohres begrüßte sie ihre Tochter. ,,Noire. Was führt dich her? Und warum bist du so aufgeregt?'', fragte die Leitwölfin des Rudels mit besorgten Unterton.

Noire zögerte nicht lange. ,,Ich denke, du musst dir etwas ansehen. Dringend.'' Ob es nun der ängstliche Unterton oder Noires offensichtliche Aufregung war, die ihren Schweif auf den Boden hängen ließ, jedenfalls war Alpha sofort bei der Sache.

,,Dagger, nimm meine Beute mit. Geht zum Lager zurück und fangt auf dem Weg dorthin noch möglichst viel. Noire, geh voran.'', gab sie bestimmte, schnelle Anweisungen und setzte hinter Noire über den Fluss.

Auf der anderen Seite holte Alpha ihre Tochter ein und fragte: ,,Worum geht es?'' Noire antwortete nicht, denn inzwischen waren sie, aufgrund ihrer Schnelligkeit, schon fast an dem Ort angekommen, an dem Noires Jagdgruppe die Gerüche entdeckt hatte.

Abrupt blieb Noire stehen und drehte sich zu Alpha um. ,,Prüf die Luft.'', wies sie ihre Mutter an, während sie selbst nocheinmal witterte.

Alpha tat es ihr nach, woraufhin ihre Augen sich weiteten. ,,Das sind Dachsgerüche. Von mehreren auf einmal. Was bedeutet das?'' Noire knurrte: ,,Das ist noch nicht alles.''

Sie lief an die Stelle, zu der Rose sie vorher gerufen hatte und bedeutete Alpha, es ihr gleichzutun und nochmal zu schnuppern.

Alpha sog nur einmal tief die Luft ein, dann blickte sie sofort wieder zu Noire. ,,Das kann nicht sein.'' Die Jüngere der beiden knurrte. ,,Dachte ich auch.''

Nachdenklich wandte Alpha den Blick ab. ,,Dachse und Bären, mehrere von beiden Arten. Sie haben nicht gekämpft, sonst wäre hier der Gestank nach Blut. Was hat das zu bedeuten?''

Noire seufzte. ,,Wenn ich das wüsste.'' Eine Zeit lang blieb es still, jede malte sich die schlimmsten Szenarien aus. Schließlich ergriff Noire wieder das Wort.

,,Wirst du es dem Rudel erzählen?'', fragte sie und kratzte nervös mit einer Kralle in den Dreck. Jetzt war es an Alpha, zu seufzen. ,,Was würdest du tun?''

Überrascht blickte Noire auf und unterbrach ihre Arbeit. ,,Nun ja, ich glaube, du kannst es ihnen nicht mehr verheimlichen. Flame wird wohl still gewesen sein, aber bei den anderen kann man sich nicht sicher sein.''

Wolves - Eine unbekannte GefahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt