44. Mehr Spuren als Beute und eine Rede

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Irgendwann begannen Noire und Woody, immer abwechselnd zu schlafen. Es war ein stummes Einverständnis, in dem sie keine Worte brauchten, um sich einig zu sein.

Wenn Woody schlief, beobachtete Noire ihn, wie er im Schlaf manchmal zuckte und sich bewegte, während seine tiefen Atemzüge sie beruhigten.

Und insgeheim wusste sie, dass es umgekehrt genauso war, denn wenn sie aufwachte, wandte Woody immer schnell den Blick von ihr ab und sah betreten wieder nach draußen.

Dann schmunzelte sie, erhob sich und setzte sich wieder so dicht neben ihn, dass sie sein warmes Fell spüren konnte. So blickten sie nun in die kalte Nacht, bis es wieder zu schneien anfing und es wieder heller wurde.

Obwohl die Sonne aufgegangen sein musste war es düster und grau. Tiefhängende Wolken bedeckten den Himmel und kleine Flocken fielen lautlos und langsam auf die Erde nieder.

Es war vollkommen windstill, trotzdem wirbelten die Flocken durcheinander, trieben nach oben und zur Seite, bis sie sich auf dem Boden zu einer dichten Schicht vereinten, durch die die Wölfe fröstelnd stapften.

Es wurden nicht viele Worte gesprochen, als Flame und Noire die Jagdgruppen einteilten und die Wölfe aufbrachen. Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt.

Eigentlich war allen klar, dass sich kein halbwegs schlaues Beutetier bei diesem Wetter blicken lassen würde, doch sie mussten einfach etwas fangen.

Bewusst teilte Noire sich selbst und Woody zu einer Gruppe mit Tiffany und Rose ein. Die vier waren in der letzten Zeit gute Freunde geworden, auch wenn insgeheim allen von ihnen klar war, dass es zwischen Noire und Woody eigentlich schon mehr war.

Die vier waren die ersten, die in den Wald aufbrachen, ohne Frühstück oder - in Noires und Woodys Fall - genug Schlaf. Aber das Rudel brauchte Beute genauso dringend wie gute Jäger, deswegen war eine Pause inakzeptabel.

Stillschweigend trabten die vier durch den Wald und betrachteten den Tanz der Flocken. Das Wissen, dass diese die Beute tief in ihren Bauen und Nestern halten würde, trübte Noires Freude an der Schönheit der Flocken erheblich.

Tatsächlich wurde es eine bitterkalte und erfolglose Jagd. Alles, was sie hatten auftreiben können, waren eine dürre Maus und einen verletzten Vogel.

Noire hatte keine Ahnung, wie spät es war, als sie die Gruppe wieder zurück führte. Das düstere, graue Licht veränderte sich kein bisschen den Tag über.

Auf dem Weg zum Lager zurück fing Tiffany noch ein Eichhörnchen, das nicht mehr rechtzeitig auf einen Baum flüchten konnte. Für dieses Beutetier heimste sie viel Lob ein, welches sie aber mit einem Kopfschütteln quittierte.

,,Dieses Eichhörnchen wird kaum einen Wolf satt machen. Nicht mal einen mit Frühstück, geschweige denn einen ausgehungerten, so wie wir alle es sind.'', murmelte sie niedergeschlagen und ließ den Kopf hängen.

Noire versuchte, sie zu beschwichtigen. ,,Du musst aber ja auch nicht das ganze Rudel ernähren. Wir sind froh über jeden Bissen.'', sagte sie sanft, doch Tiffany schien nicht fröhlicher.

Sie waren die ersten, die wieder im Lager waren und ihre sehr sparsame Ausbeute in die Höhle brachten, doch kurz darauf trafen auch die anderen ein.

Wolves - Eine unbekannte GefahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt