Sorry, dass das Kapitel so kurz ist (1004 Wörter). Aber die Spannung darf ruhig noch etwas steigen, bevor es wirklich losgeht. ;)
***
Bevor Snow etwas erwidern konnte, kam Woody in die Höhle und sofort zu Noire gelaufen. Er schien ihre Besorgnis nicht zu bemerken. ,,Die Welpen wachsen wirklich schnell. Ich kann mir vorstellen, dass sie bald mit jagen gehen dürfen.'', sagte er wohlwollend und stellte sich dicht neben sie.
Noire erwiderte nichts, sondern sah bittend zu Snow. Diese erwiderte den Blick, doch in ihren Augen lag etwas, das die junge Wölfin nicht deuten konnte. War es Beklemmung? Oder Mitleid? Oder gar ... Stolz? Sie wusste es nicht. Doch was sie wusste, war, dass sie es Woody möglichst bald sagen musste. Denn wenn ihr Bauch anzuschwellen begann, sollte es zumindest der Vater der Welpen wissen.
Dann würden sie nicht mehr mit Wuschel, Strubbel und Fussel spielen, sondern mit ihren eigenen Welpen. Für welche Namen sie sich wohl entscheiden würden? Vielleicht etwas von den Fellfarben abhängig gemachtes, wie bei ihr selbst. Noire schüttelte den Kopf. Bevor sie sich Gedanken über die Namen machen konnte, musste sie sich zuerst überlegen, wie sie es Woody erzählen konnte.
Wie automatisch hatte sie sich an den Eingang der Höhle gesetzt, um Wache zu halten, doch Alpha stellte sich vor sie und schüttelte den Kopf. Dann ergriff sie das Wort, doch sie sprach zum ganzen Rudel, nicht nur zu Noire. ,,Wir werden heute Wachen einteilen.'', rief sie laut, sodass jeder sie hören konnte. Erstauntes und widerwilliges Raunen von den meisten, was Alpha aber nicht beirrte. ,,Bis Mondhoch hält Pike Wache, dann löst Mondschein ihn ab. Du hälst etwa noch die Hälfte der Nacht durch, dann weckst du Flame. Verstanden?''
,,Warum?'' Herausfordernd hob Mondschein das Kinn. ,,Weil ich es sage.'', herrschte Alpha sie an und in ihrem Ton lag dieses gewisse Etwas, welches jedem klar machte, dass ein Widerspruch eher keine gute Idee war. Doch der wütenden Mondschein war das eher egal. ,,Und warum sollte ich es dann tun?''
Entgeistert sah Alpha die Herausforderin an. ,,Ach, ich weiß auch nicht ...'', knurrte sie. ,,Vielleicht weil ich deine Alpha bin?'' Sie funkelte Mondschein an. Die Szene wurde von allen Wölfen des Rudels gespannt beobachtet, doch keiner sagte etwas, denn keiner wollte Alphas Zorn auf sich ziehen. Noire machte sich innerlich schon bereit, die Sache mit Worten zu beenden, bevor ihre Mutter und Mondschein es mit Krallen tun würden.
Den tödlichen Blicken nach zu schließen, die die beiden Streitenden gerade hin und her schossen, waren sie nicht so weit von dieser Lösung entfernt. ,,Warum gerade ich?'' Wahrscheinlich wollte Mondschein nur nicht nachgeben und stellte nun einfach alles in Frage, so war zumindest Noires Theorie. Langsam brodelte auch in ihr Wut hoch. Doch Alpha fand auf diese Frage eine sehr clevere Antwort, die sie möglichst ruhig aussprach: ,,Weil ich weiß, dass du stark genug bist, um morgen trotz weniger Schlaf noch volle Leistung zu bringen.''
,,Ach ja?'', fragte Mondschein verächtlich. Das Brodeln in Noire wurde bei ihrem abwertenden Ton nicht schwächer. Im Gegenteil, sie war kurz davor, sich selbst in den Streit einzumischen. ,,Warum hälst du dann nicht Wache? Oder Noire?'', fragte Mondschein, ohne freundlicher zu werden. ,,Fühlt euch wohl zu gut dafür, hm? Oder.... seid ihr zu schwach?'', zischte sie und warf dabei auch einen Blick auf Noire. Dieser war der Geduldsfaden nun eindeutig gerissen.
Wütend trat sie zwischen Alpha und Mondschein und baute sich vor letzt genannter auf. ,,Ist das gerade dein Ernst?'', knurrte sie leise, bedrohlich. ,,Was meinst du denn, wer in den letzten Tagen, Wochen jede Nacht Wache gehalten hat? Ganz bestimmt nicht du. Falls es dir nicht aufgefallen ist, haben Alpha, ich und meistens sogar Woody jede Nacht nur die Hälfte der Zeit geschlafen. Während du und alle anderen friedlich durchschlafen konntet. Also wirst du es ja jetzt wohl überleben, ein Drittel einer einzigen Nacht mal nicht zu schlafen.''
Mondschein versuchte zuerst, Noires glühenden Augen stand zu halten, doch schließlich musste sie den Blick abwenden. Nun ergriff wieder Alpha das Wort. Wie nebenbei strich sie mit der Schweifspitze beruhigend über die Schulter ihrer Tochter, als sie sich wieder an das ganze Rudel wandte. ,,Der morgige Tag wird nicht weniger anstrengend als der heutige. Wir brauchen alle unseren Schlaf, also schicke ich euch nun in eure Nester.'' Ihre Stimme war nun wieder weicher, verhärtete sich aber wieder ein wenig, als sie hinzufügte: ,,Sofern keiner weitere Einwände hat.''
Doch unter Noires noch immer glühenden Augen und Alphas herausforderndem Blick wagte es keiner, ein widersprüchliches Wort zu äußern. Allmählich verflog die Aufmerksamkeit und die Anspannung und die meisten verteilten sich in der Höhle. Pike setzte sich mit gegen die Kälte aufgeplustertem Fell an den Eingang der Höhle und starrte nach draußen, Mondschein rollte sich mit einem letzten, tödlichen Blick zu Noire in dessen Nähe zusammen, ebenso wie Flame.
Noire selbst wartete noch kurz, ob es irgendwelche Probleme gab, doch nun war alles wieder friedlich. Plötzlich war auch ihre Anspannung und Wut abgeflaut und sie tappte müde und ausgelaugt zu ihrem und Woodys Stammplatz, an dem der braune Wolf schon saß, wenn auch noch nicht lag. Fürsorglich schob er ein wenig Moos zusammen, um es Noire bequemer zu machen. Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu und rollte sich fest zusammen.
Sie schlief fast sofort ein, doch ihr Schlaf war kein erholsamer. Albträume plagten sie, und jeder Traum endete damit, dass einer der Wölfe, die sie am liebsten hatte, eines grausamen Todes verstarb. Am öftesten sah sie, wie Woody von riesigen Reißzähnen in Dunkeln zerfetzt wurde oder einen grausam verstümmelten Kadaver. Federohr. Nicht nur einmal fuhr sie aus dem Schlaf hoch, nur um festzustellen, dass der angsterfüllte Blick ihres Gefährten ein Traumbild gewesen war und Woody friedlich neben ihr lag.
Dann beobachtete sie ihn, lauschte seinen ruhigen Atemzügen und atmete seinen angenehmen Duft ein. So konnte sie trotz ihrer Träume auch wieder einschlafen, obwohl diese sie wieder quälten, sobald sie in die sonst so beruhigende Schwärze überglitt.
Doch bekanntlich wacht man auch viel leichter auf, wenn der Schlaf ohnehin schon gestört ist. So kam es auch, dass Noire die erste war, die auf den Beinen stand, als die gejaulten Worte Flames durch die kalte Nacht schallten. ,,Wacht auf! Wacht alle auf! Wir werden angegriffen!''
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Wolves - Eine unbekannte Gefahr
FantasyDas Rudel lebt friedlich vor sich hin, ohne größere Probleme, als dass die Mägen zu voll sind für noch mehr Beute. Die junge Wölfin Noire ist eine gute Jägerin, die zukünftige Alpha und im Rudel beliebt. Aber dann zerstört eine Naturkatastrophe groß...