Zitternd prüfte Noire die Luft.
Nein, kein Gemisch aus Dachs- und Bärengeruch. Auch nicht einzeln. Nur Wald und Kaninchen und Mäuse.
Irgendwie hatte sie immer geglaubt, die Lichtung in ihrem Traum wäre nur Fantasie. Aber ihr Lager war ja auch genauso wie in der Realität gewesen, also warum die Lichtung nicht auch?!
Ich weiß, dass hier keine Bären sind, trotzdem fühlt es sich nicht gut an hier zu stehen.
Mit mulmigem Gefühl im Bauch tappte sie langsam auf die Lichtung. Halb erwartete sie, Bären und Dachse würde aus den Büchen springen und sich auf sie stürzen, doch natürlich passierte nichts dergleichen.
Die Senke lag vollkommen ruhig und friedlich da.
,,Noire? Ist irgendetwas? Du wirkst so ... verschreckt.", fragte Rose plötzlich.
,,Nein, alles okay. Ich war nur in Gedanken.", log Noire. Rose schaute sie noch misstrauisch einige Sekunden an, dann wandte sie sich ab. Erleichtert atmete Noire aus. Auf keinen Fall wollte sie Rose von ihrem Traum erzählen.
Snowdrop ergriff das Wort: ,,Hier, gleich am Rand der Lichtung wachsen auch ein paar Kräuter, Maroni. Wie sie heißen und wofür wir sie benutzen, lernst du später."
Auch das passt zu meinem Traum...
,,Ja, Snowdrop", sagte Maroni, obwohl man ihr ansehen konnte, dass sie am liebsten sofort alles gewusst hätte.
Sie gingen weiter.
Noire war froh, von der Lichtung wegzukommen. Sie wanderten weiter, durch Bäume und Unterholz. Immer weiter vom Lager weg.
,,Hier endet das Hauptjagdgebiet. Wir gehen jetzt an dessen ungefährer Grenze entlang, das Winterjagdgebiet würdet ihr heute nicht mehr schaffen.", sagte Alpha.
Noire wollte protestieren, aber da bemerkte sie, dass ihr verletztes Bein schon etwas zog, und nach dem Ausflug wohl ziemlich schmerzen würde. Also sagte sie nichts, sondern nickte und folgte Alpha weiter. Sie kamen jetzt in einen Teil des Waldes, wo jüngere Bäume wuchsen und das Sonnenlicht noch fast ungehindert auf den Waldboden kam. Ihre Schritte raschelten, wegen dem vertrockneten Laub das auf dem Boden lag.
Rose erklärte: ,,Hier sind oft Rehe und Hirsche, die die Rinde von den jungen Bäumen fressen. Noire, prüfe die Luft. Was kannst du riechen?"
Folgsam hielt Noire die Schnauze in die Luft und sog die frische Waldluft auf.
Es riecht, als ob es bald regnet... Aber das wird Rose wohl eher nicht wissen wollen. Mäuse sind hier keine, wahrscheinlich zu wenig Unterholz. Aber da ist etwas würziges... Hirsch! Mit ein paar Rehen. Sie sind wohl bei Sonnenaufgang hier entlanggekommen.
,,Mäuse und Kaninchen sind hier keine. Aber ich kann Hirsch und Reh riechen. Ich denke, sie waren etwa bei Sonnenaufgang hier.", sagte sie.
Überrascht schaute Rose sie an.
,,Super, Noire! Mehr hätte ich auch nicht sagen können. Außer..."
,,Es wird bald regnen.", fügte Noire hinzu.
,,Gut. Wirklich gut.", mischte auch Alpha sich ein.
Ihre Mutter und Rose wirkten beide beeindruckt.
War das jetzt so schwer?
,,Wer weiß, warum hier keine Mäuse sind?", fragte Alpha.
,,Weil hier kein Unterholz ist, sie können sich nicht verstecken.", sagte Tiffany, sie wollte wohl auch etwas Lob.
,,Richtig!", lobte Alpha ihre Schülerin und Tiffany wirkte zufrieden.
,,Und wie viele Rehe hatte der Hirsch bei sich?", fragte Rose.
Noire witterte noch einmal.
,, Etwas weniger als ein Dutzend.", sagte sie dann stolz.
,,Wieder richtig.", sagte Alpha. ,,Ich würde sagen, mindestens neun und höchstens elf."
Sie gingen wieder weiter, als Noire plötzlich ein Geräusch im trockenen Laub hörte.
Das klingt, als würde ein Wolf auf uns zu rennen...
Sie spitzte die Ohren und blieb wieder stehen. Auch die anderen verlangsamten ihr Tempo. Dann sahen sie Dagger von weitem auf sich zukommen. Er rannte und die Zunge hing ihm weit aus dem Maul. Schnell liefen sie ihm entgehen. Rutschend und mit panischem Blick blieb er vor ihnen stehen.
,,Snowdrop! Du musst sofort kommen!! Flame ist von dem Pfad zur Alphahöhle abgestürzt, er hat große Schmerzen. Komm!"
,,Flame!", hauchte Alpha.
Mein Vaterwolf! Ich muss sofort zu ihm!
Alpha gab Anweisungen: ,,Rose, du bleibst bei den Welpen und führst sie auf schnellstem Wege zum Lager zurück. Snowdrop und ich rennen mit dir zurück, Dagger."
Sie ließ ihnen keine Zeit für widerspruch, sondern machte sich mit großen Sprüngen und Snowdrop auf den Fersen auf den Weg zum Lager und ihrem verletzten Gefährten. Dagger folgte ihnen etwas langsamer, er konnte nicht mehr rennen.
DU LIEST GERADE
Wolves - Eine unbekannte Gefahr
FantasyDas Rudel lebt friedlich vor sich hin, ohne größere Probleme, als dass die Mägen zu voll sind für noch mehr Beute. Die junge Wölfin Noire ist eine gute Jägerin, die zukünftige Alpha und im Rudel beliebt. Aber dann zerstört eine Naturkatastrophe groß...