36. ...und hält an

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Es war schlimmer, als Noire gedacht hatte. Sie hatten beide Schwierigkeiten, zu erkennen, wohin sie mussten, außerdem zerrte der Wind an ihnen und sie konnten kaum geradeaus rennen.

Der Fluss war über die Ufer getreten, und tauschte jetzt grau und tödlich am Lager vorbei. Mit einem Schaudern hielt Noire möglichst viel Abstand.

Woody und Noire rannten Seite an Seite, und obwohl es keine zwei Baumlängen zur Beutehöhle waren, kam es Noire vor wie von hier bis zur Trainingswiese, bis sie endlich dort waren.

Der Boden hatte sich in einen einizgen Schlamm-Sumpf verwandelt, indem Noires und Woodys Pfoten einsanken.

Komplett durchnässt, und mit einigen Schrammen von durch die Luft fliegenden kleinen Ästchen oder scharfkantigen Hagelkörnern, kamen sie schließlich in den Schutz der Höhle.

Es war fast nichts zu sehen, und der Boden war auch hier schlammig, da immer wieder Windböen hereinfuhren und den Regen mitbrachten.

Mit Mühe konnte Noire erkennen, wie viel Beute noch vorhanden war. Eine Eule, drei Mäuse, ebenso viele Kaninchen und noch ein wenig Reh.

Eulen bestanden eigentlich nur aus Federn, und würden wohl kaum einen Welpen satt machen können, und das Rehstück war zu groß, um es durch diesen Sturm zu transportieren.

,,Ich schlage vor, wir fressen uns an diesem Reh satt und nehmen den Rest zum Rudel zurück. So groß wie es jetzt ist können wir es nicht mitnehmen.'', sagte Noire und musterte die nahezu gefrorene Beute.

Sie zitterte, die Nässe und der Schlamm hatten sich in ihrem Fell festgesetzt. Woody stimmte ihr zu. ,,Gut. Dann brauchen wir auch nichts mehr und können alles dem Rudel lassen.''

Das Reh war zwar eiskalt, und schon etwas alt, aber Noires leeren Magen füllte es trotzdem. Die beiden fraßen nebeneinander gerade so viel, dass das Gefühl der Leere in ihren Bäuchen etwas nachließ.

,,Das reicht. Ich nehme das Reh und schaffe vielleicht noch zwei Mäuse. Wie viel kannst du vom Rest tragen?'', sagte Noire mit prüfendem Blick auf die Größe der Kaninchen.

Nachdenklich entgegnete Woody: ,,Zwei Kaninchen und die letzte Maus schaffe ich auf jeden Fall. Die Eule brauchen wir nicht mitnehmen, das kleine Kaninchen da kann notfalls auch hierbleiben.''

Noire nickte und versuchte, die Beute so ins Maul zu nehmen, dass sie noch gut rennen konnte. Es war schwierig, und bei dem Geruch lief ihr das Wasser im Maul zusammen, doch sie riss sich zusammen.

Sie und Woody hatten ihren Anteil gehabt, den Rest brauchte das Rudel. Mit einem Blick zu ihrem Kumpel machte Noire sich bereit.

Ein letztes Nicken - aufgrund der Beute im Maul konnten sie nicht sprechen - und gemeinsam rannten sie wieder durch den Sturm.

Es war jetzt schwieriger, natürlich. Noires Nacken schmerzte, sie versuchte den Kopf möglichst hoch zu halten, damit die Beute nicht in Berührung mit den Schlamm kam.

Nach einer gefühlten Ewigkeit durch den Matsch kämpfen, waren sie wieder nah genug an der Jägerhöhle, wo der Boden wieder fester wurde.

Alpha stand besorgt im Eingang und erwartete sie. Als Noire und Woody sicher im Trockenen waren, stieß sie erleichtert die Luft aus.

Wolves - Eine unbekannte GefahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt