26. Versöhnung

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Stolz lief Noire mit hoch erhobenem Kopf zum Lager. Es war schon spät, die Sonne versank schon hinter der Felswand und tauchte alles in ein rötliches Licht.
Der Herbst war so schön. Die Blätter waren rot und gelb, der Boden knisterte wenn man darüber lief.
Noire hatte noch ein Beutetier gefunden, es war ihr aber entwischt. Tiffany hatte gar nichts gefangen. Sie hatte zwar Noire gratuliert, aber ein wenig Neid sah man ihr an.
Rose war mehr als zufrieden, denn auch Tiffany waren zwei Mäuse nur sehr knapp entwischt.
Jetzt waren die drei an den Trittsteinen angekommen, Noire hatte zwar Schwierigkeiten, das Eichhörnchen nicht ins Wasser hängen zu lassen, aber sie schaffte es.
Auf der anderen Seite kam ihr schon Maroni entgegen. ,,Hast du das gefangen? Glückwunsch! Tiffany, du auch? Egal, morgen fängst du was! Wie war euer Tag noch so? Meiner war so super! Zuerst sind wir Sammeln gegangen, dann haben wir damit Flame behandelt. Snow ist oft mürrisch, aber auch gutmütig. Es macht so Spaß!" Während Maroni einmal Luft holte, sagte Noire schnell, mit belustigtem Unterton: ,,Maroni, nicht so hastig! Lass uns doch erstmal das hier", sie zeigte mit dem Kinn auf das Eichhörnchen, das sie schon auf den Boden gelegt hatte. ,,In die Beutehöhle bringen. Dann können wir reden."
Gesagt, getan. Viele anerkennende Rufe erreichten Noire, während sie ihre Beute zum restlichen Fang des Tages brachte. Tiffany blieb draußen auf der Lichtung, sie wirkte missmutig.
,,Hey, Tiffany. Morgen bist du dran! Es war nur Glück dass ich das Eichhörnchen gefangen habe. Morgen fängst du bestimmt doppelt so viel."
Tiffany nickte, sah aber nicht zufriedener aus. Sie lagen gemütlich auf der Lichtung, während es dämmerte.
Sie gähnten immer wieder, für alle drei war es ein anstrengender Tag gewesen. Irgendwann kam dann Noires Mutter aus der Heilerhöhle. Höchstwahrscheinlich war sie bei Flame gewesen, da er hinter ihr auf die Lichtung trat. Er humpelte immer noch sehr stark, aber es schien ihm besser zu gehen.
Alpha sagte nur, dass die Schülerinnen große Fortschritte machten und die Beute trotz des späten Jahres noch relativ zahlreich vorhanden war.
Danach holten Pike und Dagger die Beute aus der Höhle, Flame wollte ihnen helfen, doch Snowdrop hielt ihn entschlossen zurück.
Alpha holte sich ihren Anteil, dann der Rest des Rudels. Es war für alle genug da, auch wenn fast nichts übrig blieb.
Gerade wollte Noire sich mit ihren Freundinnen hinlegen um zu fressen, als Noires Mutter kam.
,,Noire, ich möchte bitte in meiner Höhle mit dir reden.", sagte sie. Aus ihrer Stimme war kein Gefühl herauszuhören und auch Alphas Miene verriet nichts.
Mit einem Blick zurück folgte Noire widerwillig ihrer Mutter.
In der Höhle angekommen, setzte Alpha sich auf ihren gewohnten Platz, Noire vor ihr, noch ihm Mondlicht.
Alpha öffnete den Mund, Noire erwartete entweder Wut oder eine Warnung in der Stimme, doch es war etwas ganz anderes.
Schlechtes Gewissen.
Es war schlechtes Gewissen in Alphas Stimme, als sie leise fragte: ,,Bist du noch sauer?"
Noire hatte, seit sie in der Höhle war, zur Seite geblickt. Jetzt schaute sie überrascht in Alphas Augen.
Dort war wirklich keine Spur von Wut zu entdecken, nur ... Was war es? Reue?
Bis vor wenigen Herzschlägen war Noire der Überzeugung gewesen, noch wütend zu sein.
Doch jetzt war sie sich plötzlich nicht mehr sicher. Hätte ihre Mutter mit Wut zu sprechen begonnen, wäre Noire mit dem gleichen Tonfall auf sie eingegangen.
Aber jetzt?
Sie beschloss, einfach die Wahrheit zu sagen.
,,Ich ... weiß es nicht." Verwirrt schüttelte sie den Kopf.
,,Eigentlich schon ... Aber habe ich Grund dazu?"
Noire senkte den Blick wieder.
,,Natürlich hast du das. Ich hätte solche Sachen nicht sagen sollen. Verzeih mir." Vorsichtig trat Alpha einen kleinen Schritt vor, dann noch einen. Sie stand jetzt vor ihrer Tochter.
Zögerlich, als ob sie Noire die Gelegenheit geben wollte, den Kopf zurückzuziehen, senkte Alpha den Kopf und legte ihn sanft auf den ihrer Tochter.
Noire tat nichts dagegen.
So standen sie da, Mutter und Tochter, vom blassen Mondlicht beschienen.

Wolves - Eine unbekannte GefahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt