57. Nach getaner Arbeit

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Für einen kurzen Moment setzte Noire sich in die Mitte des Lagers und atmete einmal durch. Seit ihrem Streit mit Mondschein hatte jeder der Wölfe durch gearbeitet, und inzwischen hatten sie große Fortschritte gemacht.

Sie nickte ihrer Mutter zu, die gerade einige dornige Äste in Richtung der Welpenhöhle schleppte.

Ihre Krallen schmerzten von der Arbeit am Fluss, und sie hatte sich die Schnauze zerkratzt, als sie einer Maus hinterher gejagt war.

Inzwischen hatten sie mehr als die Hälfte des Flusses ein wenig verbreitert, die gewonnene Erde hatten sie auf der Lagerseite zu einem noch niedrigen Wall aufgetürmt.

Der Beutehaufen war aufgefüllt worden. Im schmelzenden Schnee kamen viele Tiere wieder aus ihren Bauen, um fressen zu suchen und so würden sie an diesem Abend eine gute Mahlzeit einnehmen können.

Der Schutz der Welpenhöhle ging gut voran, im Wald waren genug dornige Äste zu finden, die man in den engen Tunnel zu einer der Seitenhöhlen einbauen konnte.

Noire warf einen Blick auf die erschöpften Wölfe um sie herum und beschloss, dass sie für heute genug gearbeitet hatten. Die Sonne stand schon tief über den Bäumen.

Sie rannte ihrer Mutter hinterher und sagte zu ihr: ,,Ich denke, wir haben heute genug getan. Soll ich den anderen sagen, dass sie aufhören können?''

Alpha nickte ihr dankbar zu. ,,Ja. Danke, Noire. Ich bringe nur noch diese Äste hier in die Höhle.'' Die schwarze Wölfin nickte und sprang auf die Sommerfelsen.

Ihre Krallen klackerten auf dem hellen Felsen, als sie an die Kante trat und jaulte: ,,Hört alle her! Wir stoppen für heute, ihr habt gute Arbeit geleistet. Jetzt haben wir uns ein ordentliches Abendmahl verdient!''

Dankbar sahen die Wölfe auf und hörten mit ihrer anstrengenden Arbeit auf. Die Jagdgruppe, die aus Tude, Pike, Flame und Rose bestand, legte die letzten Beutetiere auf den Haufen in der Mitte des Lagers.

Das Rudel sammelte sich in einem großen Kreis um den Haufen. Dieser war zum ersten mal wieder so groß, dass jeder satt werden würde.

Noire wusste nicht mal, ob sie noch wusste, wie sich ein voller Magen anfühlte. Wie zur Bestätigung rumorte es in ihrem Bauch und bei dem Geruch der Beute lief ihr das Wasser im Maul zusammen.

Schließlich trat Alpha vor, die den Regeln des Rudels nach als erstes fressen durfte. Sie nahm sich eine Wasserratte vom Haufen und trug sie zu den Sommerfelsen.

Normalerweise war jetzt das ganze Rudel dran, doch keiner rührte sich. Alle starrten auf Noire, die sich in der Stille unwohl fühlte, bis sie verstand. ,,Ich bin nicht Alpha!'', rief sie laut. ,,Und werde auch nicht vor euch fressen.''

Sie konnte kaum glauben, dass das Rudel erwartet hatte, dass sie sich vor ihnen etwas nehmen würde. Selbst Mondschein und die anderen Wölfe, die für den Kampf gestimmt hatten und den ganzen Tag eine Art Rebellengruppe gespielt hatten, waren davon ausgegangen.

Mit ihren Worten hatte Noire jedoch den Bann gebrochen und alle stürzten sich gierig auf die Beute. Sie alle hatten an diesem Tag hart gearbeitet und waren nun ausgehungert.

Noire ließ es etwas ruhiger angehen, schließlich war ja genug für alle da. Sie wollte sich gerade mit den Zähnen zwei Mäuse greifen, als eine Stimme in ihrem Ohr ertönte.

Wolves - Eine unbekannte GefahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt