58. Streit

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In diesem Moment erhob sich Alpha. Noire konnte sehen, dass sie noch immer niedergeschlagen war, doch für das Rudel versuchte die Leitwölfin, stark zu wirken.

,,Wir haben heute alle hart gearbeitet.'', hob sie an. ,,Und unsere Verteidigungspläne gehen gut voran. Auch wenn die Sonne noch nicht ganz untergegangen ist, werden wir nun schlafen. Wir wissen nicht, wie viel Schlaf wir die nächste Zeit bekommen werden.''

South hob den Kopf und fragte: ,,Wer hält Wache?'' Alpha sah zu ihrer Tochter. ,,Bis Mondhoch werden Noire und ich das übernehmen. Wer fühlt sich stark genug, die Aufgabe nach uns zu erledigen?''

,,Ich.'', sagte Flame und trat neben Alpha, die jedoch den Kopf schüttelte. ,,Nein, du hast heute Nacht schon Wache gehalten. Irgendjemand anderes?''

Schließlich erbarmte sich Rose, die dann von Pfeil abgelöst werden würde. Unwillkürlich fiel Noire auf, dass beide von der Gruppe kamen, die für die Flucht gestimmt hatten.

Unwirsch schüttelte sie den Kopf. Das war bestimmt nur Zufall. ,,Was ist?'', fragte Woody, während das Rudel sich allmählich in die Höhle begab. ,,Ach nichts.'', murmelte Noire.

,,Wenn du möchtest, halte ich mit euch Wache.'', flüsterte er und seine Kinnhaare kitzelten sie am Ohr. Noire schüttelte den Kopf, bevor sie darüber nachdenken konnte. ,,Nein, das sollten Alpha und ich allein tun.'', sagte sie und merkte, dass sie recht hatte.

Alpha würde es bestimmt nicht gutheißen, wenn Woody sie stören würde. Es gab sicherlich einen Grund warum sie zu zweit Wache halten sollten.

Sie berührte mit ihrer Schnauze die seine und sagte: ,,Ich komme dann bei Mondhoch zu dir.'' Woody nickte und machte sich auf den Weg zur Jägerhöhle.

Gemeinsam mit ihrer Mutter wartete Noire, bis alle einen Platz gefunden hatten und Ruhe in der Höhle eingekehrt war. Dann setzten sie sich in den Eingang der Höhle.

,,Also. Was willst du mit mir besprechen?'', fragte Noire leise, um das Rudel nicht wieder aufzuwecken. Alpha sah ihr ernst in die Augen.

,,Wie es weitergeht.'', antwortete sie schlicht. Noire seufzte und sagte: ,,Wir werden kämpfen. Der Kampf wird Tribute fordern, die wir nicht entbehren können.

Im unwahrscheinlichen Fall, dass wir gewinnen, werden wir wohl so geschwächt sein, dass es schwer wird, genug Beute zu finden, um alle über Wasser zu halten.

Wenn wir verlieren - was meiner Meinung nach wahrscheinlicher ist - werden sowieso fast alle tot sein. Der Rest verhungert oder verblutet irgendwo im Wald.''

Ihre Stimme war emotionslos und jetzt, als sie es aussprach, wurde ihr erst die Hoffnungslosigkeit ihrer Situation bewusst.

Auch ihre Mutter ließ den Kopf hängen und hatte die Schultern eingezogen. ,,Du hast Recht.'', sagte sie mit brüchiger Stimme. Der Elan, den man den ganzen Tag an ihr gespürt hatte, war verflogen und sie wirkte um viele Sonnenaufgänge gealtert.

,,Wir können nicht überleben.'', fuhr sie fort. ,,Vielleicht können wir noch einige Bären oder Dachse mit in den Tod nehmen, aber mehr auch nicht.''

,,Wir dürfen trotzdem nicht aufgeben!'', beharrte Noire. ,,Das Rudel muss glauben, dass wir gewinnen können. Sonst werden sie nicht kämpfen.''

Wolves - Eine unbekannte GefahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt