12. Das Jägerdasein

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Schweigend liefen Rose und die Schüler weiter. Alle waren in Gedanken bei Flame.
Mach kurzer Zeit kamen sie an eine große Wiese mit hohem Gras.
Rose erklärte knapp: ,,Hier sind, wenn man ganz still ist, oft Kaninchen. Aber Alpha, Snowdrop oder Dagger müssen sie aufgeschreckt haben als sei vorbeigerannt sind."
Während Rose erklärt hatte, waren sie nicht einmal langsamer geworden. Sie wollten nur ins Lager um in Erfahrung zu bringen, was mit Flame genau passiert war.
Hinter der Wiese kam wieder der Wandabschnitt, in dem auch ihr Lager lag. Mit viel Unterholz und teils uralten Bäumen.
Das ist gut. Das Lager ist nicht mehr weit weg...
Sie überquerten die Lichtung und traten wieder in den kühlen Schatten der älteren Bäume. Hier erklärte Rose nichts, bis sie an eine kleinere Wiese kamen. Sie hatte kürzeres Gras und Noire konnte bereits den Fluss hören.
,,Das ist unsere Trainingswiese. Hier üben wir Kampftechniken und Jagdübungen, bevor wir sie dann in der Praxis ausführen. Morgen geht es mit dem Anschleichen an Beute los."
Ohne ein weiteres Wort gingen sie ein Stück am Fluss entlang, mit Sichtweite auf das Lager, bevor sie zu den Trittsteinen kamen.
In Lager herrschte Aufregung. Alle liefen wild durcheinander und hatten die Ohren angelegt. Manche sogar den Schwanz zwischen die Beine geklemmt.
,,Okay, gleiche Reheinfolge wie vorhin.", sagte Rose und sprang auf den ersten Stein. Noire folgte ohne Probleme.
Es klappt schon viel besser, das Springen. Ich brauche keine so langen Pausen mehr. Das ging schnell... Nur mein Bein zieht etwas beim Absprung, aber es geht schon.
Rose sprang auf den zweiten Stein und Noire hinterher.
Ohne Zwischenfälle und ohne das Wasser zu berühren kam sie ans andere Ufer. Ohne weiter auf die anderen zu achten fragte sie Nightmoon, die ihr am nächsten stand: ,,Nightmoon! Ist er schwer verletzt? Was ist genau passiert?"
Noire konnte schon einen Teil der Antwort an Nightmoons Gesicht ablesen.
,,Hallo Noire. Er ist direkt von der höchsten Stelle abgestürzt, wo man noch nicht auf dem Sommerfelsens landet. Er ist runtergefallen, an der Kante des Felsens entlanggeschrammt und auf einem der kleineren, spitzeren Felsen unten gelandet. Sie haben nicht gesagt, wie schlimm, aber es sah furchtbar aus. Im Moment sind nur Alpha und Snowdrop bei ihm, aber manchmal beauftragen sie jemanden, Wasser zu holen.", gab Nightmoon bereitwillig Auskunft.
Mein Vater... Ich muss sofort zu ihm!!
Mit einem flüchtigen ,,Danke!" drehte Noire sich um und rannte zum Heilerbau.
,,Ich glaube nicht, dass sie dich reinlassen.", rief Nightmoon ihr hinterher.
,,Ich bin seine Tochter!", schrie Noire zurück und war schon fast am Heilerbau angelangt.
Direkt davor bremste sie ab. Leise, aber verständlich fragte sie: ,,Darf ich reinkommen?"
Nach einigen Sekunden streckte Snowdrop den Kopf heraus.
,,Nein."
Danke für diese ausführliche Erklärung...
,,Ich muss dort rein. Ich bin seine Tochter und die zukünftige Alpha. Lass mich rein.", sagte sie ruhig, aber entschlossen.
,,Und du bist ein Welpe. Es würde dich nur unnötig verstören...", kam die mürrische Antwort.
Plötzlich drang die Stimme ihrer Mutter aus der Höhle: ,,Snowdrop... Lass sie rein. Sie hat wirklich ein Recht darauf."
Widerstrebend zog Snowdrop den Kopf ein und ließ Noire eintreten.

Drinnen schlug ihr sofort ein intensiver Geruch entgegen.
Mettalisch.
Blut...
Vorsichtig ging sie in den hinteren Teil der Höhle, wo die Verletzten immer lagen.
Oh mein Gott!
Noires Mutter stand neben Flame. Sein Atem ging röchelnd, aber er war wenigstens da.
Was unwahrscheinlich schien, wenn man ihn sah. Das Blut war größtenteils getrocknet, war wohl hauptsächlich aus einer tiefen Wunde an der Schulter gekommen. Er lag auf der Seite, ein Hinterbein sah etwas komisch gekrümmt aus und eine kleine Schramme war auch am Kopf. Die richtigen Wunden waren von einer Schicht aus Kräuterpaste bedeckt, das Hinterbein lag auf einer Moosschicht.
Noire versuchte zu sprechen. Es war, als würde etwas ihre Stimmbänder zusammendrücken.
Sie schluckte.
Dann brachte sie heraus: ,,W... Wie schlimm ist es?"
Alpha seufzte leise und sagte: Das Hinterbein ist gebrochen, aber Snowdrop sagt, das wird wieder. Die Schramme an der Stirn sieht schlimm aus, ist aber nicht tief und wird nur eine kleine Narbe hinterlassen."
Noire wollte schon erleichtert aufatmen, doch Alpha war noch nicht fertig.
,,Was Snowdrop Sorgen bereitet, ist die Schulter. Er sagt, die Wunde ist tief und hat einen Teil des Muskels verletzt."
Plötzlich stockte auch Alpha.
,,Flame... Flame wird wohl n... nie wieder richtig laufen können. Er wird sein ganzes Leben humpeln."
Noire war entsetzt.
,,Humpeln?! Aber er ist doch Jäger! Wie soll er denn dann noch jagen?", fragte sie panisch.
Er war doch so schnell und flink. Wird das verloren gehen? Ich wusste nicht, dass man sich so schwer an dem Pfad verlegten kann...
Sie konnte die Antwort schon aus dem Gesicht lesen, doch sie wollte es trotzdem hören.
,,Noire... Er wird höchstwahrscheinlich kein Jäger mehr sein können. Es tut mir so leid."

Wolves - Eine unbekannte GefahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt