60. Kampf, Tod und Verrat

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Knurrend wirbelte Noire herum und schlug ihre Krallen in einen Dachs, der sie von hinten angegriffen hatte. Woody war noch immer dicht neben ihr und zerkratzte dem schwarzweißen Tier die Augen.

Noire tauchte unter den ausgestreckten Klauen des Dachses hindurch und biss ihm in die Schulter. Gleichzeitig fuhr Woody mit den Krallen über dessen Flanke.

Die beiden kämpften schon seit Beginn der Schlacht Seite an Seite. Sie wussten genau, was der andere tun würde und sprachen sich mit stillen Signalen ab.

Noire zischte schmerzerfüllt, als der Dachs nach ihr schnappte und seine Zähne in ihrem Schweif versenkte. Doch schon zog Woody seine Krallen über die Schnauze des Angreifers und dieser ließ von Noire ab.

Gemeinsam bearbeiteten sie den Dachs mit Zähnen und Klauen, bis dieser hasserfüllt aufjaulte und über den Fluss davon setzte. Einige Fellplacken und eine dünne Blutspur war alles, was von ihm übrig blieb.

,,Alles okay?'', fragte Woody und Noire nickte. Ihr Schweif blutete zwar, aber nur leicht. Einen kurzen Moment erlaubte sie es sich, durchzuatmen und sich im Lager umzusehen, bevor sie sich wieder ins Gefecht stürzen würde.

Die Lichtung wogte vor kämpfenden Tieren, schwarzweiße, braune, schwarze, und dazwischen immer wieder silbergraue.

Die Wölfe waren hoffnungslos in der Unterzahl. Das Lager, dass ihnen vorher als so guter Verteidigungsplatz vorgekommen war, wurde nun zu einer Falle.

Sie konnten nicht fliehen. Drei große Bären standen bedrohlich knurrend vor den Trittsteinen und wehrten jeden schwer verletzten Wolf ab, der sich in Sicherheit bringen wollte.

Nur wenige der Kampfpartner waren noch beisammen, die meisten waren getrennt worden und nun auf sich allein gestellt.

Noire winselte leise, als ihr klar wurde, wie miserabel der Kampf verlief. Der Mond stand noch hoch am Himmel, es hatte gerade erst begonnen und sie sah über die Lichtung verteilt schon einige Wölfe, die sich kaum noch auf den Beinen halten konnten.

Ihr Blick fiel auf die Welpenhöhle und durch den Lärm des Gefechts hörte Noire einen hohen Schrei, der dann aprubt abbrach.

Sie hatte ihn schon einmal gehört. Es war der Schrei, den sie in ihrem Traum gehört hatte. Etwas Schreckliches war passiert.

Ohne darauf zu achten, ob Woody ihr folgte, rannte sie auf die Welpenhöhle zu, wich kämpfenden Paaren aus und setzte über einen am Boden liegenden, schlaffen Körper hinweg, zu hastig, um zu erkennen, ob der Leichnam ein Wolf oder ein Dachs war.

Sie hörte einen Ruf hinter sich, erkannte Woody an der Stimme, hielt aber nicht an. Egal, wer diesen Schrei ausgestoßen hatte, derjenige war in Schwierigkeiten. Großen Schwierigkeiten.

Endlich kam sie an der Welpenhöhle an und kam davor schlitternd zum Stehen. Trotz ihrer Eile blieb sie vorsichtig, als sie hinein schlich und immer wieder Blicke zu allen Seiten warf.

Erst, als ihre Augen sich an das dunklere Licht in der nicht vom Mond beschienen Höhle gewöhnt hatten, erkannte sie überhaupt etwas.

Die Höhle war auf den ersten Blick leer. Doch dann fiel Noires Blick auf ein Häufchen von weißem Fell und ihr Atem stockte.

Wolves - Eine unbekannte GefahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt