24. Die ersten Kampfzüge

21 2 0
                                    

Der Tag verging für Noire wie im Flug. Sie wiederholten die Jagdtechniken und lernten erste Kampfzüge. Später, versprach Rose, würden sie noch richtig jagen und womöglich ihre erste Beute fangen. Rose erklärte ihnen, wie sie dem Gegner die Hinterbeine unter dem Körper wegschlagen konnten, und dann so auf den Rücken springen, dass der Gegner unter ihnen praktisch wehrlos war. Dann lehrte Rose, wie man sich verteidigte.
,,Die Angriffstaktik mit den Hinterbeinen könnt ihr nur bei Wölfen die nicht viel größer sind als ihr selbst oder Spitzohren anwenden. Wenn wir jedoch kämpfen, dann meistens gegen Bären. Und wie ihr euch wahrscheinlich vorstellen könnt, seid ihr, und auch die anderen Wölfe aus dem Rudel, nicht stark genug, einem Bären die Tatzen vom Boden wegzuziehen."
Zustimmend nickten Noire und Tiffany.
,,Doch natürlich gibt es andere Methoden, den Bären zu verjagen. Zu verjagen. Wir töten niemals ohne triftigen Grund einen Eindringling. Wir verletzen ihn so stark, dass er freiwillig geht. Nur wenn er so besessen kämpft, dass keine Hoffnung auf Rückzug von ihm steht, dann töten wir ihn. Verstanden?"
Wieder nickten die beiden.
,,Wie würdet ihr einen Bären angreifen?"
Beide zögerten, dann ergriff Noire das Wort. ,,Ich würde versuchen, auf ihn draufzuspringen. So ein großer Körper kann doch gar nicht so wendig sein wie wir. Also wenn wir uns auf seinem Rücken festkrallen, dann dürfte es für ihn nicht so einfach sein, uns wieder loszuwerden, oder?"
,,Sehr gut Noire. Das ist eine der beliebtesten Angriffsmethoden unseres Rudels. Wenn du nun also auf dem Bären bist und dich festhältst, was tust du dann? Und was macht der Rest des Rudels währenddessen?"
Jetzt war es an Tiffany, zu antworten. ,,Ich denke, die anderen Wölfe bearbeiten den Bären an den Tatzen, sodass er keine Gelegenheit bekommt, den Wolf auf seinem Rücken herunter zu werfen. Dieser würde wahrscheinlich versuchen, möglichst lange oben zu bleiben und den Bären zu beißen."
Rose nickte zufrieden. ,,Sehr gut. Aber warum beißt der Wolf der oben ist, und kratzt nicht? Wir haben vier Pfoten, aber nur ein Maul."
Noire antwortete: ,,Weil er sich ja mit den Krallen festhalten muss. Außerdem wird der Bär darüber sicherlich nicht erfreut sein, das heißt, er wird mit allen Mitteln versuchen, ihn dort herunter zu bekommen."
,,Richtig. Wie würdet ihr springen?"
Rose führte die beiden zum Rand der Lichtung. Dort war ein sehr dicker, umgestürzter Baum, etwas größer als Noire. Tiffany versuchte es zuerst. Sie duckte sich, spannte die Hinterbeine an und sprang. Sie kam perfekt in der Mitte des Stammes auf, jedoch hatte sie zu viel Schwung und purzelte sofort auf der anderen Seite wieder herunter.
,,Tiffany, alles okay?"
,,Ja ja. Ich bin auf Farnwedeln gelandet."
Ein paar Herzschläge später tauchte die zerknirschte Tiffany wieder auf, mit ein paar Farnstückchen im Pelz.
,,In einem Bärenpelz kann man sich sicher besser festkrallen.", brummte sie.
,,Das stimmt", sagte Rose. ,,Aber lass es Noire einmal versuchen, bevor du ein zweites Mal springst. Tiffany nickte und Noire machte sich sprungbereit.
Sie hatte den Schwung besser unter Kontrolle, doch Noire war ein wenig zu weit gesprungen, also rutschte sie ab und landete auf dem gleichen Farnbüschel wie Tiffany.
Mürrisch kam sie wieder hervor.
,,Ich zeig es euch einmal.", sagte Rose.
Sie kauerte such genauso auf den Boden wie die Beiden Freundinnen, doch sie hielt die Hinterbeine noch weiter unter den Körper. ,,So könnt ihr höher und mit mehr Kraft springen."
Sie drückte sich ab und landete auf dem Baumstamm, wo sie dann sofort ihre Krallen in die Rinde bohrte. ,,Versucht es mal."
Tiffany machte wie der den Anfang. Inzwischen hatte sie sich die Farnstücke aus dem Pelz geleckt.
Die graue Wölfin sprang und landete auf dem Baumstamm, auf dem sie sich, bevor sie abermals abrutschte, festkrallte. ,,Sehr gut, Tiffany. Noire, versuch du es jetzt."
Noire nickte und machte sich bereit. Auch sie schaffte es, ihre Krallen tief in die harte Rinde zu bohren. ,,Super. Wir werden das morgen noch perfektionieren.", sagte Rose. Dann blickte sie gen Himmel. ,,Okay, für weitere Kampftechniken haben wir keine Zeit, wir werden jagen gehen. Vielleicht fangt ihr ja heute schon eure erste Beute!"
Begeistert nickten Noire und Tiffany.
,,Gut. Was müssen wir beim Jagen im Wald beachten, besonders jetzt im Herbst?"
Tiffany antwortete ohne zu zögern. ,,Auf die trockenen Blätter, sie können uns durch Knirschen verraten."
,,Richtig! Und was noch?"
Diesmal antwortete Noire. Auf Äste, die man streifen könnte und die Windrichtung?"
,,Genau, die Windrichtung. Warum?"
,,Weil die Beute uns riechen kann. Man sollte sich also immer so halten, dass der Wund von vorne kommt, sodass die Beute einen nicht wittern kann.", sagte Noire. ,,Super! Dann geht mal los, versucht einfach etwas zu fangen, ich beobachte euch und gebe Tipps, falls mir etwas auffällt."

Wolves - Eine unbekannte GefahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt