38. Das Rudel braucht Beute

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Langsam öffnete Noire die Augen. Der Himmel vor der Höhle war von grauen Wolken bedeckt.

Es musste schon lange Tag sein, denn die Höhle war annähernd leer. Nur noch Nightmoon und die Welpen, die Ältesten, Snowdrop, Maroni und Dagger waren da.

Noire erhob sich und streckte sich den Schlaf aus den Gliedern. Dann tappte sie zu Maroni, die gerade den hustenden Wuschel untersuchte.

,,Ich fürchte, wir haben nicht genügend Vorräte, um das anständig zu behandeln ...'', murmelte Maroni besorgt und sah auf. ,,Oh, hallo Noire. Bitte sag nicht, dass du auch krank bist?''

Schnell schüttelte die schwarze Wölfin den Kopf. ,,Nein nein, keine Sorge.'', beschwichtigte sie ihre Freundin. ,,Ich wollte nur wissen, wie spät es ist. Wo sind alle?''

Maroni blickte hinaus in den Wald. ,,Fast alle sind jagen. Es müsste kurz nach Sonnenhöchststand sein.'', gab sie Auskunft, während sie Wuschels Brust massierte.

Noire seufzte. ,,Warum hat mich niemand geweckt? Ich muss doch auch mithelfen!'', sagte sie vorwurfsvoll.

Die Heilerin blickte von ihrer Arbeit auf. ,,Hey, ich kann nichts dafür. Ich glaube, Alpha hat gemeint, du brauchst eine Pause.''

Verächtlich schnaubte Noire, und begann, mit dem Pfoten einen Moosball zu kneten. ,,Wieso soll ich Pause machen, wenn alle anderen für das hungrige Rudel sorgen?''

Wuschel durfte sich jetzt wieder erheben und zu seinen Wurfgeschwistern gehen. Maroni sah Noire genervt an. ,,Dann geh ihnen doch nach, wenn du unbedingt etwas tun willst.''

Noire hielt inne und blickte aus der Höhle. Dann nickte sie und verabschiedete sich von ihrer Freundin.

Draußen war der Wind nahezu verschwunden, es regnete nicht. Der Fluss war abgeschwollen und hatte fast seine normale Größe wieder angenommen.

Man könnte meinen, es wäre ein ganz normaler, wolkenverhangener Tag. Wäre da nicht der neue Wald gewesen.

Gestern war es noch dunkler von den schwarzen Sturmwolken gewesen, heute war es heller und noch erschreckender.

Noire war unbehaglich zumute, als sie alleine durch den Wald stapfte, zwischen umgestürzten Bäumen und riesigen Laubhaufen um die, die noch standen.

Außerdem fehlte etwas. Noire brauchte ein wenig, bis ihr bewusst wurde, was. Es waren keinerlei Beutegerüche oder -geräusche zu riechen, beziehungsweise zu hören. Alles war still, bis auf das Rascheln der Blätter unter Noires Pfoten.

Sie beschleunigte ihr Tempo, als sie Stimmen und Schritte hörte. Dann sah sie Flame, Mondschein und Pike kommen und grüßte sie. Alle drei hatten große Moosballen im Maul.

,,Hallo, Noire. Solltest du nicht in der Höhle bleiben?'', fragte ihr Vater, nachdem er seine Last abgelegt hatte. Noire erwiderte: ,,Hat mir niemand gesagt. Es hat mich auch niemand geweckt. Aber ich wollte etwas tun, weißt du? Kannst du mir sagen, wo die anderen jagen?''

Es war Pike, der antwortete. ,,Alpha müsste mit ihrer Gruppe im Winterjagdgebiet und im Jungen Wald sein, Tude im Rest des Reviers.''

Noire bedankte sich hastig und trabte weiter durch den Wald. Ihre Rudelgefährten nahmen ihr Moos wieder auf und setzten ihren Weg zum Lager fort.

Wolves - Eine unbekannte GefahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt